Kantonspolizei Zürich - Staatsarchiv - Kanton Zürich
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den. «Ihre Angestellten sind im Verhältnisse zu einer<br />
zahlreichen, dicht gedrängten, grösstentheils industriellen<br />
Bevölkerung zu schwach in jeder Beziehung.»<br />
Die Polizei könne deswegen gar nicht leisten, was sie<br />
wolle, und das ganze Polizeiwesen des <strong>Kanton</strong>s werde<br />
dadurch in seiner Wirksamkeit vielfach gehemmt.<br />
Der Zürcher Stadtschreiber Gysi meinte 1843 vor dem<br />
Grossen Rat, die Polizei erhalte nichts, während auf<br />
andere Departemente mit «grossem leichten Sinn<br />
viele tausend Franken» verwendet würden. Es sei eben<br />
so, «dass die Polizei der unbeliebteste Verwaltungszweig<br />
ist, desswegen, weil sie den Leuten zuweilen in<br />
den Weg tritt. Warum thut man nicht mehr dafür?<br />
Eben weil es viel kostet und die Polizei nicht günstig<br />
angesehen ist.» 7<br />
Der spätere Polizeihauptmann Wolf konstatierte<br />
1878, in einer Republik werde, im Gegensatz zu monarchisch<br />
verfassten Staaten, die Macht der Polizei so<br />
viel als möglich beschränkt. Diese Haltung hemmte<br />
nicht nur die Entwicklung der <strong><strong>Kanton</strong>spolizei</strong>, sie<br />
setzte sich seit jeher auf der Gemeindeebene fort. 1843<br />
erklärte ein Grossrat resigniert: «Die Übersicht über<br />
die Polizei-Anstalten der Gemeinden, die vor Kurzem<br />
gemacht wurde, gehört zum Traurigsten, was man<br />
sehen kann; man darf es in der That kaum sagen.» 8<br />
Der Zürcher Stadtschreiber Gysi trat 1843 aus dem<br />
Polizeirat zurück, unter anderem aus Protest gegen die<br />
Vernachlässigung des zürcherischen Polizeiwesens. Er<br />
machte den geringen Willen des Regierungsrates und<br />
die Abneigung des Grossen Rates, «die äussere Macht<br />
der Polizey durch eine angemessene Verstärkung der<br />
Polizeywache zu heben», für die misslichen Verhältnisse<br />
verantwortlich. 9<br />
Die Verhältnisse des Korps um 1850<br />
Ungenügend waren um 1850 die schulische Bildung,<br />
die Dienstauffassung und das Verhalten vieler Korpsangehöriger.<br />
Hohe Anforderungen des Reglementes<br />
kontrastierten mit einer peinlichen Realität. Oberst<br />
Ziegler meinte mit Blick auf die damalige Rekrutierungspraxis:<br />
«Wenn Sie Ihren Blick auf andere Staaten<br />
richten, so werden Sie bemerken, dass die Gensd’ar-<br />
Wochenrapport vom 4. bis 11. Juli<br />
1847 aus dem Bezirk Affoltern.<br />
Die Polizeisoldaten Benz und Gut<br />
verrichteten ihren Dienst nur<br />
schlecht und erregten Ärgernis<br />
«durch sehr unsittlichen Lebenswandel».<br />
Dies war eine Klage,<br />
die in der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
häufig geäussert wurde.<br />
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