Frank M. Hannich Destinationsmarken im Special Interest Tourismus
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für andere Segmente des <strong>Special</strong> <strong>Interest</strong> <strong>Tourismus</strong>, sei es nun eine andere Form des Sporttourismus<br />
oder beispielsweise Kulturtourismus. Dies bindet Managementkapazitäten und<br />
finanzielle Mittel und erfordert deshalb eine Spezialisierung von DMOs auf wenige Segmente.<br />
Hierbei ist es sinnvoll, nach Synergien mit anderen Segmenten zu suchen, die ähnliche<br />
Motivationen verfolgen und idealer Weise auch eine gemeinsame Infrastruktur nutzen, ohne<br />
sich gegenseitig zu stören. 426 Für den Klettertourismus bieten sich hierfür insbesondere andere<br />
Abenteuer- und Outdoorsporttourismussegmente an. Betrachtet man die großen Unterschiede<br />
in den Motivationen zwischen den einzelnen Segmenten <strong>im</strong> Klettertourismus, kann es<br />
sinnvoller für Destinationen sein, ähnliche Segmente aus verschiedenen Teilbereichen des<br />
<strong>Special</strong> <strong>Interest</strong> <strong>Tourismus</strong> gemeinsam anzusprechen, als der Versuch, alle Klettertourismussegmente<br />
gleichzeitig zufriedenstellen zu wollen. So stehen sich abenteuerorientierte Rafter<br />
und Abenteuerkletterer unter Umständen in ihren Motivationen und Anforderungen, abgesehen<br />
von den sportartbezogenen, näher als Abenteuerkletterer und die Sport- und Freizeittouristen<br />
unter den Kletterern.<br />
Entscheidend für den Erfolg <strong>im</strong> Klettertourismus ist, trotz dem ausgeprägten Markenwechselverhalten,<br />
eine hohe Urlaubszufriedenheit zu erreichen. Eine Basis für die Ableitung konkreter<br />
Kundenzufriedenheitsmaßnahmen können die erhobenen Motivationen sein. Die Abfrage<br />
der Zust<strong>im</strong>mung zu den Motivationsaussagen hat gezeigt, dass einige Motivationen für<br />
fast alle Klettertouristen von Bedeutung waren, während andere nur für einen Teil der Probanden<br />
subjektiv wichtig waren. Im Falle der letzteren Motivationen hat es sich <strong>im</strong> Zuge der<br />
Clusteranalysen als sinnvoll erwiesen, vier Kundensegmente zu unterscheiden, wobei die<br />
tschechischen Klettertouristen ein eigenes, fünftes Segment bilden. DMOs können auf der<br />
Basis der dargestellten Unterschiede in den Prioritäten und Eigenschaften dieser Segmente<br />
einen Vergleich mit den vorhandenen Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten der eigenen<br />
Destination erstellen und sind so besser in der Lage zu entscheiden, welche Klettertouristensegmente<br />
als Zielgruppe für die Destination am attraktivsten sind. Touristisch noch wenig<br />
entwickelte Destinationen können beispielsweise mit relativ geringen Investitionen die loyalen<br />
Szenekletterer anlocken, welche die damit verbundene Ruhe und Abgeschiedenheit schätzen<br />
und relativ geringen Wert auf alternative Freizeitangebote sowie allgemeine touristische<br />
Infrastruktur legen. Um die von den loyalen Szenekletterern geforderte gute klettertouristische<br />
Infrastruktur zu erreichen, kann die Kooperation mit den oben genannten Klettererorganisationen<br />
und Naturschutzverwaltungen gesucht werden. Zusätzlich muss die Destination<br />
bereits ein Treffpunkt der Kletterszene sein oder sich als solcher etablieren. Dies kann beispielsweise<br />
durch spezialisierte Treffpunkte und Unterkünfte sowie Public Relation Arbeit<br />
mit spezialisierten Medien, Internetangeboten oder speziellen Events vorangetrieben werden.<br />
Eine hohe Urlaubszufriedenheit ist ebenfalls notwendig, um einen möglichst hohen Anteil an<br />
markentreuen Kunden zu halten, um von positiven Weiterempfehlungen zu profitieren und<br />
426 Siehe z.B. die Konflikte zwischen Wanderern und Mountainbikern.<br />
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