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Frank M. Hannich Destinationsmarken im Special Interest Tourismus

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prägnante Markenstrategien, um die Aufmerksamkeit der relevanten Kundensegmente zu<br />

gewinnen und eine vorteilhafte Positionierung zu erreichen. Im empirischen Teil dieser Arbeit<br />

werden für das konkrete Beispiel des Markenmanagements <strong>im</strong> Klettertourismus einige<br />

Ansatzpunkte aufgezeigt, wie dieser Anspruch umgesetzt werden kann.<br />

Ein weiterer Problembereich des Destination Branding ist die politische Einflussnahme, die<br />

mit der Struktur von Destinationen und der weitgehend öffentlichen Finanzierung von DMOs<br />

einhergeht. Politischer Einfluss auf die Markenpolitik von Destinationen läuft häufig der<br />

Notwendigkeit der Kontinuität zum Aufbau einer starken Marke zuwider. Ebenso existiert<br />

auf allen Ebenen, ob es sich nun um lokale, regionale oder nationale <strong>Destinationsmarken</strong><br />

handelt, politischer Druck auf die Gestaltung der Marke selbst und der zugehörigen Kommunikationsstrategie.<br />

Eine häufige Quelle von Konflikten ist die Verwendung von Clichés in der<br />

Werbung, die in den Köpfen der Touristen über die Destination bereits vorhanden sind, aber<br />

per Definition veraltet und vereinfachend sind, sodass sie oftmals nicht dem Selbstbild bzw.<br />

dem gewünschten Destinations<strong>im</strong>age der Bevölkerung der Destination entsprechen. MORGAN<br />

und PRITCHARD schlagen hier vor, die vorhandenen Clichés als Aufhänger in der Werbung<br />

für den Transport einer aktualisierten und differenzierten Markenidentität zu nutzen. 143 Die<br />

Innenwirkung einer Marke bzw. das Innenmarketing ist also <strong>im</strong> Falle von Destinationen von<br />

ähnlicher Bedeutung wie das Außenmarketing. Zusätzlich möchte typischerweise eine Fülle<br />

von weiteren Stakeholdern ihre Interessen <strong>im</strong> Branding der Destination berücksichtigt wissen,<br />

was eine starke Markenprofilierung, die <strong>im</strong>mer eine Beschränkung auf das Wesentliche<br />

erfordert, 144 behindert. 145 Prinzipiell bietet der identitätsorientierte Ansatz gute Möglichkeiten,die<br />

Stakeholder einer Destination in die Festlegung der Markenidentität einzubeziehen.<br />

Speziell bei der Anwendung dieses Ansatzes aus der Konsumgüterindustrie ist jedoch zu beachten,<br />

dass eine Destinationsmarke nicht so einfach neu- oder umpositioniert werden kann,<br />

wie eine Konsumgütermarke. Die zentralen Positionierungselemente müssen den bereits vorhandenen<br />

und weitgehend unveränderlichen Merkmalen der Destination, wie deren Kultur<br />

und natürlichen Gegebenheiten, entsprechen. 146 Ebenso ist es wenig hilfreich, wenn die Markenidentität<br />

den Wünschen der internen Stakeholder entspricht, aber die Motivationen und<br />

Bedürfnisse der Touristen nicht anspricht. Durch unterschiedliche Ansprüche an den <strong>Tourismus</strong><br />

und vor allem durch unterschiedliche Kenntnisse über die Destination unterscheidet sich<br />

die Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung und potentieller Gäste oft erheblich. 147 Der<br />

Wahrnehmung der Bevölkerung (Eigenbild) und der Sollvorstellung von der Markenidentität<br />

steht das Image bei den Touristen als Fremdbild gegenüber, das notwendigerweise vereinfacht<br />

und häufig von Vorurteilen geprägt ist. Dabei ist die Attraktivität des Erlebnisses, das<br />

den Touristen durch die Destinationsmarke versprochen wird, entscheidend für die Kunden-<br />

143 Morgan & Pritchard (2002), S.15.<br />

144 Beispiele unter vielen für diese Meinung sind: Gilmore (2002a), S.58; Burmann (2005), S.856.<br />

145 Buhalis (2000), S.112; Curtis (2001).<br />

146 Gilmore (2002a), S.63.<br />

147 Am Beispiel der Stadt Münster wurde dies empirisch anschaulich gezeigt. Ebert (2005).<br />

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