Frank M. Hannich Destinationsmarken im Special Interest Tourismus
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eitsumfeldes verbringen, um Klettern als pr<strong>im</strong>ärer Freizeitaktivität nachzugehen. In diesem<br />
Fall kommen zu den oben diskutierten Motiven zur Ausübung des Klettersports zusätzlich<br />
Urlaubsmotive hinzu. Während jedoch zum Klettersport vielfältige wissenschaftliche Literatur<br />
existiert, finden sich nur relativ wenige Quellen zum Klettertourismus. In der <strong>Tourismus</strong>literatur<br />
wird Klettern oftmals nicht differenziert vom Bergsporttourismus <strong>im</strong> Allgemeinen<br />
behandelt 286 oder in anderen Fällen lediglich als ein Beispiel in Veröffentlichungen zum A-<br />
benteuertourismus erwähnt. 287 Im Folgenden werden die speziell zum Klettertourismus verfügbaren<br />
Quellen dargestellt.<br />
Die Sperrung einzelner Felsen oder ganzer Felsgebiete für das Klettern bzw. Planungen in<br />
diese Richtung haben zu einer Reihe volkswirtschaftlicher Studien zum ökonomischen Nutzen<br />
des Kletterns geführt. 288 Mit unterschiedlichen Methoden, die jedoch letztlich alle auf der<br />
max<strong>im</strong>alen Zahlungsbereitschaft beruhen, wird versucht, den Nutzen eines Kletteraufenthalts<br />
bzw. den Nutzenverlust durch Felssperrungen in Geldeinheiten zu quantifizieren. Die Ergebnisse<br />
für den Nutzenverlust durch die betrachteten Sperrmaßnahmen variieren auf Grund unterschiedlicher<br />
Messmethoden und Untersuchungsobjekte dramatisch von wenigen Dollar bis<br />
hin zu mehreren hundert Dollar. Bezogen auf die gesamte Gruppe der betroffenen Kletterer<br />
wird ein Nutzenverlust von bis zu 179 Millionen Dollar errechnet. 289 Durch die doch sehr<br />
verschiedenen Untersuchungsziele bietet diese Gruppe von Studien nur einen begrenzten Erkenntnisgewinn<br />
für die vorliegende Arbeit. Zwei Ergebnisse lassen sich jedoch festhalten:<br />
Erstens können Kletterer trotz ihrer <strong>im</strong> Vergleich zu Massensportarten geringen Aktivenzahlen<br />
in den Destinationen, in denen sie sich konzentrieren, einen bedeutenden ökonomischen<br />
Faktor darstellen. Zweitens unterstreicht die geographische Bandbreite der verwendeten Beispiele<br />
aus den USA, Schottland und den Alpen, dass die Kooperation mit Naturschutzinstitutionen<br />
und Klettererinteressenvertretungen unverzichtbare Elemente <strong>im</strong> Destinationsmanagement<br />
für den Klettertourismus sind.<br />
Ein Beitrag, der ebenfalls durch drohende Felssperrungen aus Naturschutzgründen motiviert<br />
ist, stammt von HANEMANN. Dieser stützt sich auf theoretische Überlegungen und Sekundärdaten.<br />
Die Autorin stellt zunächst die steigende Bedeutung des Klettertourismus in Deutschland<br />
und <strong>Frank</strong>reich dar. Sie konstatiert jedoch auch, dass die Erschließung neuer Klettergebiete<br />
in Deutschland kaum noch möglich ist, die Klettermöglichkeiten durch Sperrungen sogar<br />
abnehmen, was zu umfangreichen Ausweichbewegungen der Kletterer in die verbliebenen<br />
Gebiete führt. Neben den touristischen Effekten führt dies auch zu steigenden Belastungen<br />
der Natur in den verbliebenen Gebieten. An den Beispielen des <strong>Frank</strong>enjura und des<br />
Département Ardèche in <strong>Frank</strong>reich, wo der Klettertourismus gezielt gefördert wird, zeigt<br />
286 Bourdeau et al. (2004); Pomfret (2006).<br />
287 Beedie (2003).<br />
288 Grijalva, Berrens, Bohara, Jakus & Shaw (2002); Loewenstein (1999); Shaw & Jakus (1996); Thiene (2002).<br />
Für einen Überblick weiterer Studien vgl. Grijalva & Shaw (2002).<br />
289 Grijalva & Shaw (2002), S.70.<br />
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