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Frank M. Hannich Destinationsmarken im Special Interest Tourismus

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ty-Seekern werden ganz ähnliche Eigenschaften zugeschrieben. 47 Wichtiger aus Anbietersicht<br />

ist jedoch die Gemeinsamkeit des häufigen Destinationswechsels aus dem Motiv der Abwechslungssuche<br />

heraus. Ein entscheidender Unterschied zwischen Variety-Seekern und<br />

Venturern besteht jedoch. PLOG differenziert in seiner Typologie nicht in zufriedene und unzufriedene<br />

Touristen, während Variety-Seeker per Definition die Destination wechseln, obwohl<br />

sie zufrieden waren. Nichtsdestotrotz unterstreichen beide Konstrukte gleichermaßen<br />

die hohe Bedeutung der Abwechslungssuche als Motiv <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong>.<br />

Da Variety-Seeker nicht gebunden werden können, müssen von Variety-Seeking Behavior<br />

betroffene Anbieter und Destinationen Wege finden, neue Kunden zu akquirieren, um diese<br />

zu ersetzen. Verschiedene Autoren haben betont, dass es notwendig ist, entsprechende Handlungsmechanismen<br />

zu entwickeln. 48 Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass sich Variety-<br />

Seeking Behavior <strong>im</strong> <strong>Tourismus</strong> auf verschiedene Ebenen beziehen kann:<br />

1. Ebene: Abwechslungssuche bezüglich verschiedener Sport- und Freizeitaktivitäten an<br />

einem Urlaubsort<br />

2. Ebene: Abwechslungssuche bezüglich der Urlaubsdestination<br />

3. Ebene: Abwechslungssuche bezüglich verschiedener Urlaubsformen. 49<br />

Eine naheliegende Empfehlung zur Reaktion auf das Auftreten von Variety-Seeking Behavior<br />

in der ersten Form ist, diesen Kunden innerhalb des eigenen Angebotes ausreichend Wechselalternativen<br />

zu bieten. In der Konsumgüterindustrie wird dies teilweise durch ständig neue<br />

Produktvarianten, wie das Eis des Jahres oder die Yoghurtsorte des Monats, umgesetzt. 50 Aus<br />

der Sicht einer Urlaubsdestination, z.B. in den Bayerischen Alpen, kann folglich die erste<br />

Form bewältigt werden, indem man versucht, ein möglichst breites Angebot an Sport- und<br />

Freizeitaktivitäten zur Verfügung zu stellen. Verschiedene Studien zum Variety-Seeking Behavior<br />

haben jedoch nachgewiesen, dass es sich um ein attributsspezifisches Phänomen handelt.<br />

51 Dies bedeutet, dass die Kunden bei einigen Leistungsaspekten nach Abwechslung suchen<br />

und bei anderen nicht. In seiner Studie zum Variety-Seeking Behavior bei Kreuzfahrttouristen<br />

fand TSCHEULIN beispielsweise, dass die Variety-Seeker unter den Touristen Abwechslung<br />

insbesondere bei den angelaufenen Zielen sowie den genutzten Kreuzfahrtschiffen<br />

und deren Größe wünschten, nicht aber bezüglich des Veranstalters der Kreuzfahrt. 52 Es ist<br />

also aus Sicht der Destinationen und der einzelnen touristischen Leistungsanbieter nicht sinnvoll,<br />

wahllos alternative Angebote zu bieten. Wissen über die Urlaubselemente, bei denen die<br />

Gäste Abwechslung suchen, ist notwendig, um in diesen Bereichen gezielt und strategisch die<br />

Anstrengungen zur Schaffung attraktiver Alternativangebote zu konzentrieren.<br />

47 Woratschek & Horbel (2005a), S.8 f.<br />

48 Kahn & Isen (1993), S. 4; Helmig (1999), S.105-120.<br />

49 Woratschek & Horbel (2003a), S.5.<br />

50 Pessemier & Handelsman (1984), S.442.<br />

51 McAlister & Pessemier (1982); Tscheulin (1994); Überblick weiterer Quellen in Helmig (1997), S.46 f.<br />

52 Tscheulin (1994), S.5.<br />

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