Frank M. Hannich Destinationsmarken im Special Interest Tourismus
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Element des Abenteuertourismus gesehen. 313 Auch das Phänomen des Risikos wird untersucht.<br />
314 Wobei festzustellen ist, dass das wahrgenommene Risiko ebenso wie die Risikotoleranz<br />
subjektiv und individuell sind. 315 Eine Typologie des Abenteuertourismus, die in vielen<br />
wissenschaftlichen Veröffentlichungen aufgegriffen wurde, ist das Kontinuum zwischen soft<br />
adventure und hard adventure, das Abenteuertourismusaktivitäten ebenfalls unter Risikogesichtpunkten<br />
systematisiert.<br />
Soft adventure<br />
‘Refers to activities with a perceived<br />
risk but low levels of real risk, requiring<br />
min<strong>im</strong>al commitment and beginning<br />
skills; most of these activities are led<br />
by experienced guides.’<br />
Hard adventure<br />
‘Refers to activities with high levels of<br />
risk, requiring intense commitment and<br />
advanced skills;<br />
Abbildung 12: The continuum of soft and hard adventure; Hill (1995).<br />
Soft adventure, also weiches oder geringes Abenteuer, bedeutet nach dieser Typologie, dass<br />
die durchgeführten Aktivitäten in der subjektiven Wahrnehmung des Touristen riskant sind,<br />
aber kein objektives Risiko damit verbunden ist. Soft adventure Aktivitäten erfordern typischerweise<br />
geringe Vorkenntnisse und geringes Engagement von Seiten des Touristen und<br />
werden meist von einem erfahrenen Führer begleitet. Hard adventure oder harte Abenteueraktivität<br />
bezeichnet dagegen Aktivitäten, die mit erheblichem Risiko verbunden sind und sowohl<br />
hohes Können als auch hohes Engagement des Touristen erfordern. 316 Der Begriff objektives<br />
Risiko sollte hier besser durch statistisches Risiko ersetzt werden. Da Untersuchungen<br />
ergeben haben, dass Leichtsinn, fahrlässiges Verhalten, Missachtung von Sicherheitshinweisen<br />
und Fehleinschätzungen der eigenen Fähigkeiten zu den häufigsten Unfallursachen<br />
<strong>im</strong> Abenteurertourismus zählen, 317 ist das Risiko in gewisser Weise <strong>im</strong>mer subjektiv, auch<br />
wenn es von Experten wie z.B. professionellen Abenteuertourismusanbietern eingeschätzt<br />
wird, die über einen besseren Informationsstand als der individuelle Urlauber verfügen. MIL-<br />
LINGTON ET. AL. plädieren dafür, die Abgrenzung rein anhand aktivitätsspezifischer Vorkenntnisse<br />
und Fähigkeiten vorzunehmen. 318 Klettern wird nach dieser Systematisierung den<br />
harten Abenteueraktivitäten zugeordnet. 319 Man könnte jedoch je nach konkreter Ausführung<br />
ein eigenes Kontinuum für den Klettersport aufstellen. Dies würde am weichen Ende mit eng<br />
von geschulten Trainern betreuten Anfängerkursen an leichten Routen mit perfekter Absicherung<br />
beginnen. Wenn man als Kletteranfänger das erste Mal aus fünf Metern Höhe nach unten<br />
blickt, kann das subjektiv empfundene Risiko trotz aller Absicherung dennoch durchaus<br />
hoch sein. Das andere Extrem bilden <strong>im</strong> Klettersport z.B. ungesicherte Alleinbegehungen<br />
313 C. M. Hall (1992), S.143.<br />
314 Vgl. z.B.Johnston (1992); Allen (1987) und Fluker & Turner (2000).<br />
315 Cheron & Ritchie (1982).<br />
316 Hill (1995).<br />
317 Page, Bentley & Walker (2003), S.390-393.<br />
318 Millington, Locke & Locke (2001).<br />
319 Vgl. z.B. Neirotti (2003), S.16.<br />
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