10.10.2014 Aufrufe

Fakultät für Physik und Astronomie

Fakultät für Physik und Astronomie

Fakultät für Physik und Astronomie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Das Standardmodell der Elementarteilchenphysik ist sehr erfolgreich <strong>und</strong> erklärt eine Vielzahl von<br />

Beobachtungen. Dennoch ist es unwahrscheinlich, daß es sich um eine vollständige Theorie handelt.<br />

Beispielsweise gibt es insgesamt 19 freie Parameter, deren Werte man nur dem Experiment<br />

entnehmen kann. Unter anderem sind dies die Eichkopplungen α S der SU(3) C , α EM der U(1) EM<br />

sowie der Weinberg-Winkel θ w <strong>und</strong> die 9 Massen der Fermionen.<br />

Von einer umfassenderen Theorie erhofft man sich, daß sie zumindest einige dieser Parameter zueinander<br />

in Beziehung setzt. Dies wird von den Theorien der Großen Vereinheitlichung erreicht, in<br />

denen das Standardmodell mit der Eichgruppe SU(3) C × SU(2) L × U(1) Y in eine größere Gruppe<br />

eingebettet wird. Besonders elegant ist die Einbettung in einfache Gruppen, wie z. B. die SU(5),<br />

SO(10) oder E 6 , die nur eine Eichkopplung haben. Dann nämlich werden die Eichkopplungen α S<br />

<strong>und</strong> α EM sowie der Weinberg-Winkel auf der Vereinheitlichungsskala durch die eine Eichkopplung<br />

dieser Gruppe bestimmt. Erst zu niedrigeren Energien hin laufen sie wegen des Renormierungsgruppenflußes<br />

auseinander. Die Zahl der freien Parameter reduziert sich noch weiter, wenn einige<br />

der Yukawa-Kopplungen, die nach der elektroschwachen Symmetriebrechung <strong>für</strong> die Massen der<br />

Teilchen verantwortlich sind, auf der Ebene der Vereinheitlichung denselben Ursprung haben.<br />

Schließlich erzwingt die Vereinheitlichung mit einer einfachen Gruppe auch die Quantisierung der<br />

elektrischen Ladungen der Quarks <strong>und</strong> Leptonen, die man im Standardmodell streng genommen<br />

nur dem Experiment entnehmen kann.<br />

Das Standardmodell hat durch das sogenannte Hierarchieproblem jedoch auch eine interne Schwierigkeit.<br />

Ein Aspekt dieses Problems läßt sich lösen, wenn man eine Symmetrie zwischen Bosonen<br />

<strong>und</strong> Fermionen einführt, die sogenannte Supersymmetrie. Zu jedem Fermion des Standardmodells<br />

gibt es dann einen skalaren Superpartner <strong>und</strong> zu den skalaren Higgs entsprechend fermionische<br />

Superpartner. Die minimale supersymmetrische Erweiterung des Standardmodells, in der man neben<br />

diesen Superpartnern auch ein zweites Higgs-Doublet zur Kürzung von Anomalien einführt,<br />

wird als Minimales Supersymmetrisches Standardmodell (Mssm) bezeichnet.<br />

Die Verbindung von Supersymmetrie <strong>und</strong> Vereinheitlichung führt zu zahlreichen wünschenswerten<br />

Aspekten. Ein wichtiges Beispiel ist die Vereinigung der Eichkopplungen. Entwickelt man die drei<br />

Eichkopplungen des Standardmodells von einigen zehn GeV kommend zu höheren Energien, so<br />

nähern sich ihre Werte immer mehr an <strong>und</strong> treffen bei etwa 10 15 GeV näherungsweise aufeinander.<br />

Dies ist einer der wichtigsten Hinweise auf eine zugr<strong>und</strong>e liegende Vereinheitlichungstheorie. In<br />

einer supersymmetrischen Theorie wird die Genauigkeit des Zusammentreffens der drei Eichkopplungen<br />

nun deutlich erhöht, da die zusätzlichen Superpartner den Fluß der Eichkopplungen in<br />

genau der richtigen Weise beeinflussen.<br />

Die Superpartner der Teilchen des Standardmodells haben gute Chancen, mit dem LHC, das im<br />

Jahr 2007 am CERN in Betrieb geht, entdeckt zu werden. Der Protonzerfall, der von allen Vereinheitlichungstheorien<br />

vorhergesagt wird, ist andererseits der experimentell bedeutsamste Prozess<br />

bei der Suche nach einer Vereinheitlichungstheorie. Jedoch ist es wegen der hohen Vereinheitlichungsskala<br />

von 10 15 bis 10 16 GeV auf absehbare Zeit unmöglich, die zusätzlichen Eichbosonen<br />

dieser Theorien direkt in Beschleunigern zu beobachten. Umso wichtiger ist es deswegen, nach<br />

6

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!