KOS Sachbericht Fanprojekte 2012 - Koordinationsstelle Fanprojekte

Seite 32 Fanprojekte 2012
Zum Stand der sozialen Arbeit mit Fußballfans
Sachbericht
GELSENKIRCHEN (1990/1994)
Benjamin Munkert,
Markus Mau,
Hendrik Jochheim
und Daniel Deimel
N
achdem bereits von 1990 bis 1992 ein Fanprojekt
in Gelsenkirchen existierte, besteht das jetzige
Projekt in Trägerschaft der Sportjugend im Gelsensport e. V.
(Stadtsportbund) seit Januar 1994. Zu Beginn beschränkte
sich die Arbeit schwerpunktmäßig auf die große Hooligangruppe
der Gelsenszene. Die aktuelle Hauptzielgruppe
ist die vielschichtige aktive Fanszene von Schalke 04, die
sich aus 600 bis 800 Ultras und ultraaffinen Jugendlichen
zusammensetzt. Geleitet wird das Fanprojekt vom Sozialpädagogen
Markus Mau, an seiner Seite arbeiten der
Sozialpädagoge Hendrik Jochheim und Benjamin Munkert
(Honorarkraft). Zudem ist der Diplom-Rehapädagoge Daniel
Deimel für das Lernzentrum Schalke macht Schule zuständig.
Die Mitarbeiter begleiten die Fans zu allen Heim- und
Auswärtsspielen des FC Schalke 04 schon bei der Anfahrt
und stehen ihnen und allen weiteren Beteiligten als Ansprechpartner
zur Verfügung. An Heimspieltagen dient die
alte Anlaufstelle in der Glückauf-Kampfbahn immer noch
als Szenetreffpunkt. An Spieltagen ist dieser Treffpunkt mit
durchschnittlich 400 bis 500 Personen gut frequentiert.
Auch wochentags besteht für die Fans die Möglichkeit,
das Fanprojekt zu besuchen. Während der Öffnungszeiten
werden Fans bei Stadionverbotsverfahren ebenso wie bei
persönlichen Angelegenheiten beraten. Hinsichtlich der
Vergabepraxis von Stadionverboten konnte das Fanprojekt
beim Verein ein transparentes Umgehen erreichen.
Alle Betroffenen erhalten aktuell ein Anhörungsrecht und
bekommen bei kleineren Vergehen die Möglichkeit, eine alternative,
zumeist sozial ausgerichtete „Strafe“ abzuleisten.
Weitere Angebote des Schalker Fanprojekts sind schwerpunktmäßig
im erlebnispädagogischen Bereich angesiedelt.
Im Juli 2011 wurde ein Streetsoccerturnier mit knapp 100
Gelsenkirchener Schülern unterschiedlichster Herkunft
unter dem Motto „Kick racism out“ erfolgreich organisiert.
Weitere Highlights waren die Saisonabschlussfeier im Mai
mit einer CD-Releaseparty, bei der Fans die Möglichkeit hatten,
ihren Hip-Hop-Song, der auch auf der vom Fanprojekt
produzierten CD zu finden ist, auf einer Bühne vor 700 bis
1.000 Gästen zu präsentieren.
Gemäß des Bildungsauftrages nutzt das Schalker
Fanprojekt jede Gelegenheit, Fußball mit anderen Angeboten
zu kombinieren. So werden bei Kids on Tour für 12- bis
16-jährige Fans Fahrten zu Auswärtsspielen angeboten, die
je nach Spieltag und Spielort unterschiedlich mit Inhalten
verknüpft werden. Beim Gastspiel in München wurde etwa
die KZ-Gedenkstätte im nahegelegenen Dachau besucht,
beim Europapokalauswärtsspiel in Israel konnte man 20
Mitglieder der Ultras für eine Bildungsfahrt nach Jerusalem
und zur Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gewinnen.
Aber auch in Gelsenkirchen wird die Fanszene durch eine
Vielzahl an Veranstaltungen für politische Themen sensibilisiert,
seien es Rassismus, Homophobie oder Demokratieverständnis.
An den Schulen wird regelmäßig über Rassismus
im Stadion informiert, außerdem wurde wie auch
im letzten Jahr wieder ein Malkalender gegen Gewalt und
Fremdenfeindlichkeit mit den Schülern/innen gestaltet. In
der Weihnachtszeit konnte man traditionell die Ultras Gelsenkirchen
für den karitativen Weihnachtsmarktstand begeistern,
der die Rekordsumme von 2.000 Euro einbrachte,
die an soziale Einrichtungen in Gelsenkirchen fließen.
Ganz aktuell seit September 2011 hat sich das neue
Bildungs- und Lernangebot vom Fanprojekt Schalke macht
Schule in Gelsenkirchen etabliert. In erster Linie richtet sich
das Projekt an Schüler von Gesamt- und Hauptschulen ab
der Jahrgangsstufe 7. Im Klassenverband sollen die Jugendlichen
den kritischen Umgang mit Themen wie Ausgrenzung,
Diskriminierung und Gewalt erlernen.
SCHALKER FANPROJEKT
Daniel Deimel, Hendrik Jochheim, Markus Mau (LEITUNG), Benjamin Munkert
Büro an der Trendsportanlage Zeche Consol
Postfach 200861 • 45843 Gelsenkirchen
TEL. 0209 468846 • FAX 0209 4082477
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