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KOS Sachbericht Fanprojekte 2012 - Koordinationsstelle Fanprojekte

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<strong>Sachbericht</strong> Zum Stand der sozialen Arbeit mit Fußballfans <strong>Fanprojekte</strong> <strong>2012</strong> Seite 9<br />

Beide Fußballverbände haben die Höchstfördersumme für<br />

ein lokales Fanprojekt auf 60.000 Euro erhöht – unabhängig<br />

von der Liga, in der der Bezugsverein zu Hause ist. Nach<br />

den Regeln der Drittelfinanzierung können diese Gelder<br />

jedoch nur abgerufen werden, wenn auch Bundesland und<br />

Kommune sich beteiligen.<br />

Finanzieller Handlungsbedarf<br />

Die finanzielle Unterstützung der professionellen sozialpädagogischen<br />

Fanarbeit durch Bundesländer und Kommunen<br />

jedoch bleibt an mehreren Orten hinter dem Engagement<br />

der Verbände zurück. Dabei zeigt die Erfahrung, dass jeder<br />

Euro, der in diese Arbeit investiert wird, hervorragend angelegtes<br />

Geld für die Kinder und Jugendlichen der jeweiligen<br />

Kommunen und Länder ist, und über das Drittelfinanzierungsmodell<br />

auf drei Euro aufgestockt wird. Gerne sagen<br />

wir, dass <strong>Fanprojekte</strong>inrichtungen zu den größten Jugendhäuser<br />

der Stadt gehören. Sie erreichen mit ihrer Arbeit im<br />

attraktiven Medium Fußball zudem auch Jugendliche, die<br />

von der Regeleinrichtungen nur noch schwer oder gar nicht<br />

mehr angesprochen werden können.<br />

Doch darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die<br />

Realität der lokalen <strong>Fanprojekte</strong> einerseits durch oftmals<br />

viel zu hohe Erwartungen, andererseits aber durch strukturelle<br />

Defizite und personelle Unterbesetzung bestimmt<br />

wird. Es sind durchschnittlich meist noch nicht einmal<br />

zwei volle Stellen mit Hauptamtlichen in den <strong>Fanprojekte</strong>n<br />

besetzt, während diese es häufig mit Fanszenen zu tun<br />

haben, deren Zahl in die Tausende geht. Bis heute ist es nur<br />

an den wenigsten Standorten gelungen, die geforderten<br />

Standards des NKSS von 1993 zu erreichen, die modellhaft<br />

von drei hauptamtlichen Fachkräften plus einer Verwaltungskraft<br />

für ein Fanprojekt aus gehen. Dieser Zustand ist<br />

der vielerorts mangelnden Finanzierungsbereitschaft vieler<br />

Länder und Kommunen geschuldet. Auch aus diesem Grund<br />

sind die oftmals populistischen Äußerungen aus der Politik<br />

und mancher Polizeigewerkschaft, die Fußballverbände<br />

müssten mehr Geld in die Sicherheit investieren, nicht nur<br />

ärgerlich, sondern deutlich zurückzuweisen. Vielmehr sollte<br />

beachtet werden, wie unterrepräsentiert der präventive Ansatz<br />

gegenüber den zu oft als unvermeidlich betrachteten<br />

repressiven Maßnahmen ist.<br />

Das Qualitätssiegel<br />

Um die Handlungssicherheit der <strong>Fanprojekte</strong> nach dem<br />

NKSS zu stärken, die lokalen Rahmenbedingungen dort,<br />

wo es notwendig ist, zu verbessern sowie den Begriff<br />

Fanprojekt nach dem NKSS inhaltlich noch schärfer zu<br />

konturieren, hat eine Arbeitsgruppe des <strong>KOS</strong>-Beirats unter<br />

Beteiligung von DFB, DFL, der Jugendministerkonferenz, der<br />

Sozialwissenschaften, der BAG-<strong>Fanprojekte</strong>, der DSJ und<br />

der <strong>KOS</strong> ein Konzept für ein Qualitätssiegel für die Arbeit<br />

der <strong>Fanprojekte</strong> erarbeitet. Dieses Konzept wurde im Laufe<br />

des Jahres 2010 als Selbstverpflichtung der <strong>Fanprojekte</strong><br />

eingeführt. Seitdem ist deutlich: Nur, wo Fanprojekt nach<br />

dem NKSS draufsteht, ist auch Pädagogik drin. Die Mitarbeiter/innen<br />

dieser Projekte können langfristige und stabile<br />

Prozesse in der jugendlich dominierten Fanszene in Gang<br />

setzen und begleiten, die zu einer Stärkung der positiven<br />

Fankultur beitragen. Seit 2010 befinden sich die <strong>Fanprojekte</strong><br />

nun in diesem Prozess zur Sicherung der Qualität ihrer<br />

Arbeit. Schon nach dieser recht kurzen Spanne lässt sich<br />

das Fazit ziehen, dass die Einführung des Qualitätssiegels<br />

ein wichtiger Schritt zur rechten Zeit war, was durch die<br />

Aufnahme des Konzepts Qualitätssiegel Fanprojekt nach<br />

dem NKSS in die Ende 2011 aktualisierte Neufassung des<br />

Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit noch einmal<br />

unterstrichen wurde.<br />

Die Einführung des Qualitätssiegels stärkt die Arbeit der <strong>Fanprojekte</strong>.<br />

Neue Entwicklungen bei den Ultras<br />

Schon im Vorwort zum <strong>Sachbericht</strong> 2010 formulierten<br />

wir die Sorge um die Auswirkungen des Spannungsfeldes<br />

einer zunehmenden Kommerzialisierung des Fußballs<br />

(Stichworte: Zerstückelung der Spieltage und Verkauf der<br />

Namensrechte der Stadien) und einer mehrheitlich immer<br />

noch restriktiv vorgehenden Polizei auf die Entwicklung<br />

der Fankultur. Die Befürchtung ist, dass so jene Kräfte in<br />

den Kurven stärker werden, die gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

suchen und durch kommunikative Angebote<br />

nicht mehr so einfach zu erreichen sind. Auch wenn diese<br />

Jugendlichen (noch) deutlich in der Minderzahl sind, stellt<br />

eine solche Entwicklung wichtige Fragen an alle beteiligten

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