KOS Sachbericht Fanprojekte 2012 - Koordinationsstelle Fanprojekte

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Seite 52 Fanprojekte 2012 Zum Stand der sozialen Arbeit mit Fußballfans Sachbericht NÜRNBERG (1989) Heino Hassler, Katja Erlspeck-Tröger und Nicola Nemeth D ie Fan-Vermittlungsstelle Nürnberg – so die damalige Gründungsbezeichnung – stellte bei ihrer Einrichtung vor 23 Jahren ein Novum dar. Hier wurde der besondere Vorteil eines Mitarbeiters, der selbst aus der Szene kommt, erkannt und auf sozialpädagogische Qualifikation in den Anfangsjahren erst in einem zweiten Schritt Wert gelegt. Verbunden mit diesem Start war die Erwartung, dass sich das Fanprojekt im Laufe der Zeit inhaltlich wie auch personell eine Stellung im institutionellen Netz rund um den Fußball erarbeitet, die der Bedeutung des Vereins 1. FC Nürnberg und seiner großen und bundesweit einflussreichen Fanszene gerecht wird. Dieser Wunsch ging leider nur teilweise in Erfüllung. Die Richtschnur eines Modellprojekts nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit wird bezogen auf Etat und Personalstand noch immer bei Weitem nicht erreicht. Jedoch ist es in Nürnberg, vorrangig durch die engagierte und kontinuierliche Arbeit von Heino Hassler, gelungen, vorhandene Zugänge in die unterschiedlichen Szenen in einen Gesamtzusammenhang zu stellen und zu einer ausdifferenzierten Vorgehensweise aller Institutionen im Sinne der betroffenen Fans zu gelangen. Dies ist umso anerkennenswerter, da sich Heino Hassler und seine ebenso engagierten Kolleginnen, Katja Erlspeck-Tröger und Nicola Nemeth – beide seit 2010 beim Fanprojekt – zusammen nur 1,7 Planstellen teilen. So ist das Fanprojekt trotz finanzieller Widrigkeiten stets Garant einer kontinuierlichen Beziehungs- und Kommunikationsarbeit mit den relevanten Fangruppen mit der hierzu zählenden Einzelhilfe, Beratungsangeboten, Vermittlungsgesprächen und sozialer Gruppenarbeit gewesen. Auch in Nürnberg stehen seit Jahren die Ultras verstärkt im Blickpunkt, was sich auch auf die Arbeit des Fanprojekts ausgewirkt hat. Daneben hat das Fanprojekt über strukturelle Initiativen in Richtung 1. FC Nürnberg den unzähligen Fanklubs zu einer angemessenen Betreuung verholfen und arbeitet mit den beiden Fanbeauftragten des „Clubs“ partnerschaftlich eng zusammen. Hervorzuheben ist auch der zuverlässige Kontakt zu Jugendamt und Polizei, durch den eine seit Jahren bewährte Sicherheitspartnerschaft aufgebaut werden konnte, von der alle Seiten profitieren. Das Fanprojekt führt in Kooperation mit dem Jugendamt, dem Sportservice der Stadt Nürnberg, dem Kreisjugendring, dem Bayerischen Landessportverband, der evangelischen Sportjugend und dem Programm Integration durch Sport jährlich einen Streetsoccer-Cup durch, an dem mehr als 1300 Kinder und Jugendliche teilnehmen. Im Februar 2011 bezog das Fanprojekt zusammen mit der Rot-Schwarzen-Hilfe (RSH) einen Container in der Nordkurve des Nürnberger Stadions als Anlaufstelle für die Fanszene. Seit April 2011 bietet das Fanprojekt in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und dem 1. FC Nürnberg regelmäßig Mitternachtssport für Jugendliche bis 21 Jahre an. Das Nürnberger Fanprojekt ist eine höchst lohnenswerte jugendpolitische Investition, die weiterer personeller und finanzieller Aufstockung bedarf. Vergessen sollte man dabei nicht, dass der 1. FC Nürnberg bundesweit eine der größten Fanszenen anzieht. Hier sollten im Interesse einer adäquaten gewaltpräventiven Fanarbeit sicherlich größere Anstrengungen von städtischer Jugendhilfe und Landesregierung unternommen werden. Die Nürnberger Ultras gehören zu den größten Gruppen in Deutschland. FANPROJEKT NÜRNBERG Katja Erlspeck-Tröger, Heino Hassler, Nicola Nemeth Frauentorgraben 73 • 90443 Nürnberg TEL. 0911 20227-90 • FAX 0911 20227-77 E-MAIL fanprojekt-nuernberg@xit-online.de HOMEPAGE www.fanprojekt-nuernberg.de
Sachbericht Zum Stand der sozialen Arbeit mit Fußballfans Fanprojekte 2012 Seite 53 OBERHAUSEN (2011) N ach fast einjähriger Vorbereitungsphase feierte das Fanprojekt Oberhausen am 30. September 2011 Die Fanprojekträumlichkeiten sind zentral in der Stadt gelegen. seine offizielle Eröffnung. Die Räumlichkeiten des Projekts waren bereits seit Januar 2011 geöffnet, sodass Fans und interessierte Gäste schon vor dem offiziellen Startschuss die Möglichkeit hatten, das Fanprojekt zu besuchen. So gab es die Möglichkeit, an einer Kickerliga sowie dem 1. Fanprojekt-Hallencup teilzunehmen, Champions-League-Übertragungen zu verfolgen oder auch eine Fotoausstellung mit Fußballtoren aus aller Welt zu bewundern. Außerdem haben Fans die Möglichkeit in einem entsprechend großen Saal, Choreografien und Fahnen anzufertigen. Ein weiterer, fest integrierter Bestandteil in den Räumlichkeiten des Oberhausener Fanprojekts ist eine Dauerausstellung zur Historie von Rot-Weiß Oberhausen. Nach der Besichtigung von Erinnerungsstücken aus allen Vereinsepochen kann man dort ausgiebig in den drei Bänden der Vereinschronik schmökern oder sich an 100 Toren aus 100 Jahren auf DVD erfreuen. Im Januar 2012 wurde auf Initiative des Fanprojekts ein Bewährungskonzept für Fans mit Stadionverbot installiert. In Kooperation mit dem Verein und der Polizei Oberhausen wird so allen Fans, die von Rot-Weiß Oberhausen ein Stadionverbot erteilt bekommen haben, die Gelegenheit gegeben, dieses durch die Teilnahme an einem Bewährungsprojekt zu verkürzen. Außerdem finden quartalsweise Treffen mit der Polizei sowie Vertretern der Ultragruppen im Fanprojekt statt. Erfreulich ist, dass sich sowohl die Oberhausener Fanszene als auch die Polizei sehr gesprächsbereit gezeigt haben und diese Treffen bisher immer sehr konstruktiv verlaufen sind. Träger des Fanprojekts Oberhausen ist der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM Oberhausen e. V.), der mit über 40 Mio. Mitgliedern, die wohl „größte Jugendbewegung der Welt“ darstellt. Die geeigneten Räumlichkeiten für das Fanprojekt konnten in der Oberhausener Innenstadt direkt neben der Geschäftsstelle des Oberhausener CVJM e. V. gefunden werden. In der Marktstraße 150 wurde ein ehemaliges Ladenlokal in Kooperation mit örtlichen Handwerksbetrieben und der Unterstützung diverser Fans ansprechend umgestaltet. Das Team des Fanprojekts besteht aus insgesamt zwei hauptamtlichen Mitarbeiter/innen. Seit dem 1. September 2011 ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin Mareike Gall mit der Leitung des Projekts vertraut. Sascha Bonack, ehemals Fanbeauftragter des S.C. Rot-Weiß Oberhausen, macht das Team komplett. Die Aufgaben und Tätigkeiten des Oberhausener Fanprojekts orientieren sich an den Zielstellungen des Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit: • Eindämmung von Gewalt, Arbeit im Präventivbereich • Abbau extremistischer Orientierungen sowie delinquenter oder Delinquenz begünstigender Verhaltensweisen • Steigerung von Selbstwertgefühl und Verhaltenssicherheit bei jugendlichen Fußballanhängern, Stabilisierung von Gleichaltrigengruppen • Schaffung eines Klimas, in dem gesellschaftliche Institutionen zu mehr Engagement für Jugendliche bewegt werden können • Rückbindung jugendlicher Fußballanhänger an ihre Vereine Zur Umsetzung der genannten Zielstellungen, lässt sich die Arbeit des Fanprojekts grob in fünf Kategorien einteilen. • Fanprojekt als feste Anlaufstelle für Fans (Schaffung von Freizeitmöglichkeiten, Organisation von Fanturnieren, Fanabenden usw.) • Spieltagsbegleitungen (Begleitung zu Heim- und Auswärtsspielen) • Projektarbeit (z. B. fanspezifische Bildungsarbeit, kulturpädagogische Arbeit) • Gewährung anlassbezogener Hilfe (regelmäßige offene Sprechstunde) • Öffentlichkeitsarbeit Aktionen und Neuigkeiten rund um das Fanprojekt werden auf der Website www.fanprojekt-oberhausen.de oder der Facebook-Seite des Fanprojekts Oberhausen angekündigt. FANPROJEKT OBERHAUSEN Sascha Bonack und N. N. (LEITUNG) Marktstraße 150 • 46045 Oberhausen TEL. 0208 810978315 • MOBIL 0172 1728112 E-MAIL info@fanprojekt-oberhausen.de HOMEPAGE www.fanprojekt-oberhausen.de
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