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KOS Sachbericht Fanprojekte 2012 - Koordinationsstelle Fanprojekte

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<strong>Sachbericht</strong> Zum Stand der sozialen Arbeit mit Fußballfans <strong>Fanprojekte</strong> <strong>2012</strong><br />

Seite 37<br />

HOFFENHEIM (2011)<br />

Corinna Braun, Carsten Lindwurm, Simone Krikorka<br />

A<br />

m 1. November 2011 nahm das Fanprojekt Hoffenheim<br />

in Sinsheim seine Arbeit auf. Träger ist die<br />

AWO Rhein-Neckar in Zusammenarbeit mit der AWO Saarland.<br />

Zum Team gehören drei Sozialpädagog/innen (Corinna<br />

Braun, Simone Krikorka, Carsten Lindwurm), eine Verwaltungsfachkraft<br />

und ein Freiwilliger im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes.<br />

Das Team begleitet die Fans seit Anfang November 2011<br />

bei allen Heim- und Auswärtsspielen, wobei der Schwerpunkt<br />

darauf liegt, die Fans kennenzulernen und Vertrauen<br />

aufzubauen. Die Beziehungsarbeit ist in einem neu gegründeten<br />

Fanprojekt eine umfangreiche, aber auch spannende<br />

Aufgabe und keinesfalls ist es selbstverständlich, dass junge<br />

Fans sofort verstehen, welche Intention ein Fanprojekt<br />

hat. Den Mitarbeiter/innen schlägt häufiger der Vorbehalt<br />

entgegen, für den Verein oder die Polizei zu arbeiten. Um<br />

diesen Vorurteilen entgegenzuwirken, sind viel Information<br />

und Aufklärungsarbeit nötig, eine Infoveranstaltung mit<br />

dem Fandachverband ist geplant. Auch ein Interview für das<br />

Fanzine Dorfg’schwätz ist angedacht. Trotz dieser normalen<br />

Anfangsschwierigkeiten gibt es langsam eine Annäherung<br />

an die Szene und engeren Kontakt zu einzelnen Fans.<br />

Die Fanszene in Hoffenheim ist außergewöhnlich. Sie ist<br />

charakterisiert durch eine kurze Geschichte und (gefühlte)<br />

Heimatlosigkeit. Zu Hause in Sinsheim spürt man wenig<br />

Akzeptanz. Auf der einen Seite ist die Szene noch recht<br />

klein, auf der anderen gilt es, alle zwei Wochen ein Stadion<br />

mit 30.000 Plätzen zu füllen, dies gelingt nur mit Hilfe der<br />

sogenannten „Eventfans“. Die fehlende Stimmung wird<br />

sowohl von den aktiven Fans als auch von Trainer und<br />

Mannschaft bemängelt. Von anderen Fanszenen werden die<br />

Bemühungen und der Support milde belächelt.<br />

Die TSG Hoffenheim und ihre Fanszene sind im deutschen<br />

Fußball oft das „Feindbild“. Die Fans müssen körperliche<br />

und verbale Anfeindungen über sich ergehen lassen<br />

und definieren sich teilweise über diesen „Hass“. Es ist<br />

Aufgabe des Fanprojekts, der Szene bei Identitätssuche<br />

und -aufbau unterstützend zur Seite zu stehen. Es besteht<br />

die Gefahr, dass ein Teil der Fanszene auf die Anfeindungen<br />

mit Gewalt reagiert, um sich so Anerkennung zu erwerben.<br />

Auch innerhalb der Fankurve ist das Ringen um die Positionen<br />

noch nicht abgeschlossen. Das Fanprojekt hat in<br />

dieser sich noch im Aufbau befindenden jungen Fanszene<br />

große Chancen und kann eine wichtige Rolle als Vermittler<br />

zwischen den Fans und den außenstehenden Parteien<br />

übernehmen.<br />

Bevor die Arbeit mit den Fans aufgenommen werden<br />

konnte, galt es – nicht nur im räumlichen Sinne – eine<br />

funktionierende Infrastruktur aufzubauen. Auch die Netzwerkarbeit<br />

nimmt einen großen Teil der Tätigkeit ein. Die<br />

Mitarbeiter/innen nahmen bereits an einer sehr informativen<br />

<strong>KOS</strong>-Fortbildung und einer Tagung der BAG-Süd teil.<br />

Im Januar <strong>2012</strong> konstituierte sich der Beirat des Fanprojekts.<br />

Baldmöglichst soll für die jugendlichen Fans eine regelmäßige<br />

Fußballgruppe angeboten werden, um z. B. auch am<br />

Fanfinale in Berlin teilnehmen zu können. Ein Neunsitzer-<br />

Bus wird für U18-Fahrten genutzt. Weitere Aktivitäten aus<br />

den Bereichen Freizeit- und Erlebnispädagogik sowie Kulturund<br />

Sportpädagogik sind geplant.<br />

Natürlich steht ein Projekt zu Anfang stets vor kleineren<br />

und größeren Hindernissen, die größte Baustelle in Hoffenheim<br />

ist derzeit die Suche nach einer geeigneten Fananlaufstelle.<br />

Die Räumlichkeiten des Fanprojekts bestehen<br />

derzeit nur aus Büros. Trotzdem haben die Fans stets die<br />

Möglichkeit vorbeizuschauen und schon Spielekonsole oder<br />

Fernseher zu nutzen oder auch Beratung und Einzelfallhilfe<br />

in Anspruch zu nehmen. Gerade wegen der gefühlten – und<br />

aufgrund der fehlenden Anlaufstelle auch real bestehenden<br />

– Heimatlosigkeit der Fans kommt der Suche nach<br />

einem passenden Fanhaus eine sehr große Bedeutung zu.<br />

FANPROJEKT HOFFENHEIM AWO RHEIN-NECKAR E. V.<br />

Corinna Braun, Simone Krikorka, Carsten Lindwurm<br />

Werderstraße 84 • 74889 Sinsheim<br />

TEL. 07261 975970 • FAX 07261 9759729<br />

E-MAIL fanprojekt@awo-rhein-neckar.de

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