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10 1. Begriffliche Grundlagen der Bildungsberichterstattung<br />
Indikatorenverständnis, wonach Konstrukte mit einem klar definierten Messmodell als Indikatoren<br />
bezeichnet werden. Ein solches Indikatorenverständnis liegt weitgehend etwa der bekannten<br />
OECD-Publikation „Bildung auf einen Blick“ oder der entsprechenden Publikation der<br />
Statistischen Ämter des Bundes und der Länder „Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich“<br />
zugrunde, die seit zwei Jahren jeweils im Nachgang zu „Bildung auf einen Blick“<br />
erscheint. Andererseits findet sich in der nationalen und internationalen Bildungsberichterstattung<br />
(Deutschland, Kanada, USA) ein weiter Indikatorenbegriff (vgl. etwa FITZ-GIBBON 1996;<br />
FITZ-GIBBON/TYMMS; 2002; BOTTANI/TUIJNMAN 1994), der Indikatoren als komplexere<br />
Konstrukte auffasst, die sich aus verschiedenen statistischen Kennziffern zusammensetzen.<br />
Jeder dieser Ansätze hat Vor- und Nachteile. Ihre konkrete Abwägung hängt vom Ziel der Nutzung<br />
der Indikatoren, von den Steuerungsintentionen, von den jeweiligen Kontextbedingungen,<br />
von den Präferenzen der jeweiligen Auftraggeber usw. ab.<br />
Das nachfolgend dargestellte Indikatorenkonzept und die Indikatorenbeschreibungen stützen<br />
sich auf diesen weiten Indikatorenbegriff. Aus der Sicht des Autors hat er viele Vorteile. So lässt<br />
sich etwa eine Anhäufung einer Vielzahl von „Indikatoren“, die ansonsten für eine hinreichende<br />
Beschreibung von Bildungsprozessen und -ergebnissen erforderlich wären, vermeiden und<br />
wenige „zentrale“ Indikatoren mit hoher Aussagekraft darstellen. Auf der Grundlage dieses<br />
weiten Indikatorenverständnisses ist es eher möglich zu analytischen, also stärker erklärungsmächtigen,<br />
Indikatoren zu kommen und wechselnde Perspektiven einzunehmen. Zudem zieht<br />
ein solches Indikatorenverständnis ein weites Verständnis von Steuerung im Sinne von „educational<br />
governance“ nach sich. Ein solches weites Verständnis von Steuerung wiederum erlaubt<br />
und erfordert es, das Gemeinwesen, die Öffentlichkeit als Akteur von Steuerung mit zu fassen.<br />
Eine regionale Bildungsberichterstattung ist ohne die Einbeziehung aller derjenigen, die für<br />
Bildung Verantwortung tragen oder ihre „Ergebnisse“ nutzen, vor allem jedoch ohne die Einbeziehung<br />
einer breiten Öffentlichkeit wenig nutzbringend für die Bildungsentwicklung in<br />
einer Region. Angestrebt werden sollte daher die interdisziplinäre Vernetzung im Rahmen einer<br />
regionalen Bildungsberichterstattung.<br />
Unter Indikatoren werden in diesem Sinne und nach gängigen Begriffsbestimmungen 6<br />
Messgrößen („Anzeiger“) verstanden, die als Stellvertretergrößen für komplexe, in der Regel<br />
mehrdimensionale Gefüge einen möglichst einfachen und verständlichen Statusbericht über die<br />
Qualität eines Zustandes liefern, etwa wichtige Aspekte des Zustandes eines zu betrachtenden<br />
Gesamt- oder auch Teilsystems. Indikatoren sind grundsätzlich konzeptionell zu verankern und<br />
auf der Basis empirisch gesicherter Daten darzustellen. Über die konzeptionelle Basis hinaus<br />
sollen Indikatoren Handlungsrelevanz und Anwendungsbezug haben, indem sie ein Bild aktueller<br />
oder möglicher Probleme aufzeigen. Nach diesem Verständnis bestehen Indikatoren aus<br />
einer Kombination von statistischen (also mess- und quantifizierbaren) Kennziffern. Indikatoren<br />
müssen bestimmte Qualitätskriterien erfüllen:<br />
■<br />
Indikatoren sollten so gebildet werden, dass sie eine möglichst hohe Aussagekraft für eine<br />
konkrete Fragestellung besitzen (und zur Versachlichung der Diskussion beitragen);<br />
■<br />
Indikatoren müssen allgemein akzeptiert und konsensfähig sein, da sie weitgehende Übereinstimmung<br />
in der Bewertung eines Sachverhaltes herbeiführen sollen;<br />
■<br />
Indikatoren müssen präzise und klar beschrieben sein, um einer breiten Öffentlichkeit ihre<br />
Kenntnisnahme und Interpretation zu ermöglichen;<br />
■<br />
die Berechnung von Indikatoren und den ihnen zugrunde liegenden Kennziffern muss eindeutig,<br />
transparent und nachvollziehbar erfolgen (mit den gleichen Daten darf nicht auch das<br />
Gegenteil des zuvor Bewiesenen belegt werden).<br />
6 Vgl. ergänzend zu den bereits genannten Autoren u.a. Oakes (1989); Ogawa & Collom (1998).