Handbuch um.welt - Projekt Um.Welt
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Die Biologische Vielfalt besteht also aus der Vielfalt der Arten, von denen ungefähr zwei Millionen<br />
bislang beschrieben wurden. Das ist aber nur ein Bruchteil der gesamten Artenzahl der Erde, die<br />
von der Wissenschaft derzeit auf ca. 100 Millionen Arten geschätzt wird. Den größten Teil machen<br />
dabei kleine Lebewesen wie z. B. Insekten aus. Zwei Drittel aller zurzeit bekannten Arten stammen<br />
aus dieser Gruppe. Es gibt allein unter Käfern etwa doppelt so viel Arten wie bei den Pflanzen. So<br />
hat der Biologe Terry Erwin im Tropischen Regenwald im Kronendach eines einzigen Ba<strong>um</strong>es 1.200<br />
Käferarten gesammelt. Dies lässt ahnen wie wenig wir heute über den tatsächlichen Artenreicht<strong>um</strong><br />
vieler Lebensrä<strong>um</strong>e wissen. Weiter sind die Gene, die gespeicherten Daten des Lebens, ein anderer<br />
Teil der Biologischen Vielfalt. Dazu gehört beispielsweise der unterschiedliche Geschmack verschiedener<br />
Apfel- oder Tomatensorten oder das Aussehen der zahlreichen Hunderassen, aber auch die<br />
unterschiedliche Augen-, Haut- und Haarfarbe der Menschen. Die Informationen für die verschiedenen<br />
Erscheinungsformen einer Art liegen in den Genen und die ganze Bandbreite der genetischen<br />
Informationen ist somit Teil der Biologischen Vielfalt. Schließlich bezeichnet die Biologische Vielfalt<br />
die verschiedenen Landschaften und Lebensrä<strong>um</strong>e: Wüste und Wälder, Flüsse, Seen und Ozeane,<br />
Agrar- und Stadtlandschaften. Erst die Vielfalt der Lebensrä<strong>um</strong>e schafft die Voraussetzung dafür,<br />
dass Tiere und Pflanzen sowie der Mensch ihren jeweiligen Bedürfnissen entsprechend leben können.<br />
21<br />
All die verschiedenen Lebensformen und Lebensrä<strong>um</strong>e sind miteinander und mit ihrer <strong>Um</strong><strong>welt</strong> verflochten.<br />
Sie tauschen sich untereinander aus und bilden immer neue Kombinationen – wie ein riesiges<br />
Netz, in dem immer neue Knoten geknüpft werden. Dieses Netzwerk der Biologischen Vielfalt<br />
macht die Erde zu einem einzigartigen, bewohnbaren Ra<strong>um</strong> für die Menschheit und ist die Grundlage<br />
für das menschliche Wohlergehen, weshalb ihre Erhaltung von besonderer Bedeutung ist.<br />
Die Biologische Vielfalt ist keineswegs gleichmäßig verteilt. So nimmt die Biodiversität von den polaren<br />
Breiten hin z<strong>um</strong> Äquator stark zu: je wärmer, desto artenreicher die Lebensrä<strong>um</strong>e. So leben in<br />
Costa Rica mehr Vogelarten als auf den Kontinentalflächen von Nordamerika. In Venezuela wachsen<br />
ca. 2.400 Ba<strong>um</strong>arten, in Nordwesteuropa 40. Circa 70 % aller Arten finden sich in den 17 sogenannten<br />
Megadiversitätsländern (Hotspots).<br />
Hotspots<br />
Hotspots heißen Orte mit besonders vielen endemischen Arten. Das sind Arten, die nur an einem<br />
bestimmten Ort und nirgendwo sonst auf der <strong>Welt</strong> vorkommen. Hotspots sind gleichzeitig<br />
sehr stark bedroht. Maximal 30 % ihrer ursprünglichen Vegetation sind noch erhalten. <strong>Welt</strong>weit<br />
wurden bisher 25 solcher Gebiete gefunden. Die meisten liegen in tropischen Gefilden. Sie beherbergen<br />
44 % aller Pflanzenarten und ein Drittel aller terrestrischen Wirbeltierarten <strong>welt</strong>weit<br />
auf nur 1,4 % der Erdoberfläche. Ungeachtet dieser enormen Artenfülle auf vergleichsweise kleinem<br />
Ra<strong>um</strong> ist nur ungefähr ein Drittel dieser „Hotspots“ unter Schutz gestellt. 22<br />
21 Bundesministeri<strong>um</strong> für <strong>Um</strong><strong>welt</strong>, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2007): Biologische Vielfalt – das Netz des Lebens,<br />
Mai 2007.<br />
22 Ebd.<br />
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