Handbuch um.welt - Projekt Um.Welt
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sourcen einer bestimmten Region erschöpft sind, kann so Nahrungssicherheit geschaffen werden. 39<br />
Die egalitäre Einstellung der Ju/‘Hoansi z<strong>um</strong> Land und ihr System der Gegenseitigkeit sind wichtige<br />
Charakteristika ihrer Kultur, die ihnen vor allem aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
existenzielle Schwierigkeiten einbrachten.<br />
Auch der Zugang zu Wasser bestimmte wann und wohin die Ju/‘Hoansi sich bei der Jagd hinbewegten,<br />
denn da wo Wasser zur Verfügung steht, ist auch das Großwild anzutreffen.<br />
2.3.3 Feste, Tänze, Musik und Rituale<br />
Wenn man berücksichtigt, dass das Jagen und Sammeln die Ju/‘Hoansi nur zwei bis drei Tage in<br />
der Woche beschäftigte und die alltäglichen Aufgaben wie Kochen, Aufrä<strong>um</strong>en oder Reparieren von<br />
Gegenständen erledigt waren, hatten sie Freizeit, die sie sehr facettenreich verbrachten. Die Freizeit<br />
ist für sie bzw. für die Pflege ihrer sozialen Kontakte sehr wichtig. In dieser Zeit komponierten sie<br />
Lieder, spielten Instr<strong>um</strong>ent wie die sogenannte Buschmanngitarre (siehe SchatzKiste Nr. 16) oder<br />
das Da<strong>um</strong>enklavier (siehe SchatzKiste Nr. 20), erzählten sich Geschichten, über die auch altes Wissen<br />
transportiert wurde, stellten Schmuck (siehe SchatzKiste Nr. 24) oder Kleidungsstücke (siehe<br />
SchatzKiste Nr. 1, 2, 5, 6, 7, 8) bzw. andere Alltagsgegenstände her und lehrten den jüngeren Mitgliedern<br />
dadurch verschiedene Techniken, die sie dafür benötigten. Oft wurden die Kleidungsstücke<br />
mit einem roten Pulver eingefärbt (siehe SchatzKiste Nr. 9). Ein ganz wichtiger Bereich war oder ist<br />
immer noch das gemeinsame Spielen von Spielen. Nicht zuletzt stellen die Männer in ihrer Freizeit<br />
auch den sogenannten Liebesbogen (siehe SchatzKiste Nr. 27) für das Werben <strong>um</strong> eine Frau her.<br />
Buschmanngittare, Da<strong>um</strong>enklavier (Schatzkiste Nr. 16)<br />
Ein zentrales kulturelles Ereignis unter den Ju/‘Hoansi ist der sogenannte Trancetanz („trance<br />
dance“), dessen Ziel es ist, Krankheiten von einzelnen Menschen zu heilen. Durch das rhythmische<br />
Klatschen, Singen und Tanzen der Gruppe fällt der Trancetänzer durch sein schnelles Tanzen innerhalb<br />
des durch die Gruppe vorgegebenen Rhythmus in Trance und kommuniziert in der „Anders<strong>welt</strong>“<br />
mit den Geistern und bittet <strong>um</strong> Heilung. Der Trancetanz ist tief verwurzelt in der Kultur der<br />
39 Lee, Richard. (1993): The Dobe Ju/’Hoansi. Fort Worth: Harcourt College Publishers (2.Ausgabe), S. 93.<br />
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