Handbuch um.welt - Projekt Um.Welt
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Heutzutage gibt es noch ungefähr 100.000 San, von denen 55.000 in Botswana leben. Weitere San-<br />
Gruppen finden sich verteilt in Namibia (35.000), in Südafrika (8.500) sowie in Angola, Sambia<br />
und Zimbabwe (4.500), überall eine verschwindende Minderheit. 16 In kleinen Siedlungen lebend,<br />
verdient eine große Anzahl der San ihren Lebensunterhalt durch eine Kombination aus Jagen und<br />
Sammeln, landwirtschaftlichen Tätigkeiten, Viehzucht, Industrie- und Lohnarbeit. Eine weitere<br />
Einnahmequelle ist die Tourismusbranche (siehe Kapitel 2.4.4 „Tradition vermitteln: Das Lebende<br />
Muse<strong>um</strong> in Grashoek“), in der die San ihre traditionellen Fähigkeiten vermarkten, Tänze aufführen,<br />
touristische Jäger- und Sammlertrips organisieren und Kunsthandwerk für den <strong>Welt</strong>markt herstellen.<br />
17 Viele von ihnen leben unterhalb der Armutsgrenze. Dazu kommen eine hohe Analphabetenund<br />
Sterberate, Alkoholismus, Mangelernährung und HIV/AIDS. Seitdem das Jagen sehr stark eingeschränkt<br />
wurde, erhält ein erheblicher Prozentsatz der San Essen und einen Teil des Einkommens<br />
durch regierungsgesponserte Programme. 18<br />
San Terminologie<br />
Die Komplexität und die Schwierigkeit die San-Terminologie zu erfassen, ist eine Frage des Respekts,<br />
der Identität und der Anerkennung. Z<strong>um</strong> einen gibt es eine Vielzahl von verschiedenen<br />
Fremdbezeichnungen wie San, Basarwa oder Buschmann, die meist durch eine problematische<br />
Vergangenheit geprägt sind und eine negative Konnotation haben. Z<strong>um</strong> anderen sprechen diese<br />
Gruppen oft nicht die gleichen Sprachen oder die gleichen Dialekte, kommen aus unterschiedlichen<br />
kulturellen, politischen und ökonomischen Hintergründen und leben in verschiedenen<br />
Teilen Afrikas, was eine Homogenisierung unmöglich macht. 19 San oder auch Sonqua, stammt<br />
von den niederländischen Siedlern und hat in der Sprache der Khoikhoi die Bedeutung Stammoder<br />
Urvolk. Ferner wurden die San auch als Bojesman oder Buschmann bezeichnet und unter<br />
diesem Begriff auf der ganzen <strong>Welt</strong> bekannt. Die Bezeichnung San, die als erstes durch die<br />
Havard Kalahari Research Group verwendet wurde 20 , ist ein häufig gebrauchter Begriff in der<br />
Anthropologie und löste die oftmals missverständliche Bezeichnung Buschmann in der moderneren<br />
ethnographischen Literatur ab. Doch auch der Begriff San ist in seiner Bedeutung nicht<br />
vollkommen zufrieden stellend, denn im Khoikhoi-Dialekt bedeutet San Räuber oder Bandit.<br />
Obwohl der Begriff San in Namibia weit verbreitet ist, ist in Botswana Masarwa der Überbegriff<br />
für die San-sprechenden Gruppen. Masarwa ist ein Setswana Wort, die Sprache der Tswana,<br />
und bedeutet „Menschen aus dem Westen“. 21 In vielen englischsprachigen Publikationen wird<br />
Gordon / Richard B. Lee (Hrsg.): The Past and Future of !Kung Ethnography: Critical Reflections and Symbolic Perspectives<br />
Essays in Honour of Lorna Marshall. (Quellen zur Khoisan Forschung 4). Hamburg: Helmut Buske Verlag, S. 311–325.<br />
16 Wynberg, Rachel / Chennells, Roger (2009): Green Diamonds of the South: An Overview of the San-Hoodia Case. In: Rachel<br />
Wynberg / Doris Schroeder /Roger Chennells (Hrsg.): Indigenous People, Consent and Benefit Sharing: Lessons from the<br />
San-Hoodia Case. Heidelberg: Springer, S. 91.<br />
17 Hitchcock, Robert K. (2005): Sharing the Land: Kalahari San Property Rights and Resource Management. In: Thomas<br />
Widlok / Wolde Gossa Tadesse (Hrsg.): Property and Equality. Encapsulation, Commercialisation, Discrimination. Vol<strong>um</strong>e<br />
II. New York: Berghan Books, S. 192.<br />
18 Ebd.<br />
19 Hohmann, Thekla (2003): San and State: An Introduction. In: Thekla Hohmann (Hrsg.): San and the State: Contesting<br />
Land, Development, Identity and Representation. Köln: Rüdiger Köppe Verlag, S.3.<br />
20 Lee, Richard B. (1979): The !Kung San. Men, Women, and Work in a Foraging Society. Cambridge: Cambridge University<br />
Press, S. 29 ff.<br />
21 Ebd.<br />
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