Handbuch um.welt - Projekt Um.Welt
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„ Maß halten“ und die Fülle eines guten Lebens genießen, sind keine Widersprüche. In persönlicher<br />
Verantwortung nach individuellen Antworten zu suchen und gleichzeitig solche PolitikerInnen zu<br />
wählen, die ernsthaft <strong>um</strong>steuern, auch nicht. Denn ein persönliches „Maß halten“ allein kann keinen<br />
grundlegenden gesellschaftlichen Kurswechsel bewirken.<br />
Es sollte uns bewusst sein, dass unsere Art zu leben, zu produzieren und zu kons<strong>um</strong>ieren die Möglichkeiten<br />
anderer Völker und deren Zukunft (mit)bestimmt. Unser früherer Bundespräsident<br />
Köhler hat es „das Bewusstsein des Aufeinander-Angewiesen- Seins“ genannt.<br />
Dazu einige anregende Stimmen:<br />
Die Beziehung zwischen Europa und Afrika war von gegenseitiger Täuschung geprägt: Die Europäer<br />
gaben vor Gutes zu bringen, und die Afrikaner gaben vor, es anzunehmen. Dies wird besonders<br />
im geistigen Bereich sichtbar, denn trotz Missionierung wird die Verbindung zu traditionellen<br />
Ritualen aufrechterhalten. Die traditionellen und christlichen Rituale stehen gleichberechtigt<br />
nebeneinander aufgrund der unabhängigen afrikanischen Kirchen. Und das Althergebrachte hat<br />
mehr Ausdauer, als viele vermuten, weil diese Werte weiter leben vor allem in den Alten und Ältesten.<br />
Wir sollen Afrika als Partner sehen von dem man durch Zuhören auch lernen kann… Nur<br />
wenn wir die Gedanken und Gefühle Afrikas mit ihrer ganzen Fremdheit wahrnehmen und diesen<br />
Kulturen helfen, sich dem technischen Fortschritt anzupassen ohne die eigene Identität dabei zu<br />
verlieren, kann der Kontinent wieder zur alten Lebensfähigkeit finden. Die Afrikaner ihrerseits<br />
müssen auf ihre eigenen Stimmen hören. Ilija Trojanow 2<br />
„Früher gehörten das Leben und der Reicht<strong>um</strong> allen, heute gibt es nichts mehr, was gemeinsamer<br />
Besitz genannt werden könnte. Der gute Mensch achtet die moralischen Gesetze des Landes und er<br />
wird dafür von anderen respektiert. Heute respektieren die Menschen nur noch sich selbst, statt<br />
von anderen respektiert zu werden.“ Chief Chitanga Chitanga 3<br />
Ob wir etwas tun oder nicht, ob wir uns engagieren oder es lassen, hat immer auch damit zu tun,<br />
wie wir die Dinge sehen. Wahrnehmung hat immer auch gesellschaftliche Konsequenzen. Vor dem<br />
Hintergrund der Globalisierung können wir Lebensrä<strong>um</strong>e und Lebenssituationen nicht mehr isoliert<br />
voneinander betrachten. Erst ganzheitliche Lern- und Vermittlungsformen, die stark an die eigene<br />
Sinneswahrnehmung gebunden sind, öffnen den Blick für Zusammenhänge und Ursachen von<br />
politischen, ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen in einer immer<br />
stärker miteinander verflochtenen <strong>Welt</strong>gesellschaft. Die Bildung des Urteilsvermögens wieder<strong>um</strong><br />
ist nicht ohne Sinnesbildung möglich, so aktuelle wahrnehmungspsychologische Untersuchungen,<br />
die unterstreichen, dass wir nicht (nur) mit dem Gehirn, sondern mit dem ganzen Körper wahrnehmen.<br />
<strong>Um</strong> Zusammenhänge zu erkennen, braucht man Phantasie: das zeigen neuere Studien zur<br />
Leseforschung. Das alles sind Gründe, war<strong>um</strong> wir im <strong>Projekt</strong> <strong>um</strong>.<strong>welt</strong> diese Methodenvielfalt und<br />
ganzheitliche Lernformen anbieten.<br />
2 Vgl. Trojanow, Ilja (2007): Hüter der Sonne. Frederking & Thaler Verlag, S. 10ff.<br />
3 Vgl. Chief Chitanga Chitanga (2007): Hüter der Sonne. Frederking & Thaler Verlag, S. 118.<br />
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