Handbuch um.welt - Projekt Um.Welt
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2.3.2 Traditionelle Wirtschaftsformen: Jagen und Sammeln<br />
Wenn man archäologische Funde der Region analysiert, ist klar, dass das Jagen und Sammeln seit<br />
Jahrtausenden die Hauptwirtschaftsform war. Lee berichtet, dass in der botswanischen Dobe-Region,<br />
z<strong>um</strong> Beispiel Steinwerkzeuge aus der Zeit 3000 v. Chr. gefunden wurden. 28 Das Bild von den<br />
Ju/‘Hoansi als ausdauernde Jäger und Sammler ist bis heute noch zu erfahren. In den allgemein<br />
verbreiteten Darstellungen von San sprechenden Gruppen (z. B. in dem Film: „Die Götter müssen<br />
verrückt sein“, der den Rassismus des Apartheid – Regimes thematisiert) wurde ihre Lebensweise<br />
des Jagen und Sammelns betont. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass weniger als 5 %<br />
dieser Gruppen im 20. Jahrhundert noch ausschließlich von dieser Art der Nahrungsbeschaffung<br />
lebten.<br />
Die Lebensweise sowie die Nahrungsbeschaffung der San sind unter anderem durch die extremen<br />
klimatischen Verhältnisse (Regen- und Trockenzeiten) geprägt. So müssen sie mit Wasserknappheit<br />
und unregelmäßiger Vegetation leben. 29 Anhand von zwei San-Gruppen sollen beispielhaft zwei<br />
verschiedene Wirtschaftweisen aufgezeigt werden.<br />
Die Dobe Region, in der die Ju/‘Hoansi leben, ist reich an Pflanzenarten und permanenten Wasserbeständen.<br />
In der Trockenzeit werden die permanenten Wasserlöcher mit anderen Gruppen geteilt.<br />
Während der Regenzeit versuchen einige Ju/‘Hoansi ihren Standort zu wechseln, <strong>um</strong> weitere<br />
Wasserstellen zu finden oder sich mit Regenwasser aus Becken und Ba<strong>um</strong>stämmen zu versorgen. 30<br />
Obwohl Fleisch in der Kultur der Ju/‘Hoansi sehr geschätzt wird, sind sie in erster Linie auf pflanzliche<br />
Nahrung angewiesen, denn im Vergleich zu Wildtieren, sind die Pflanzenvorkommnisse eine<br />
verlässlichere und üppigere Nahrungsquelle. So besteht ihre Grundnahrung primär aus Früchten,<br />
Beeren, Wurzeln und anderen essbaren Pflanzen.<br />
Innerhalb dieser Kerngruppe hat jeder freien Zugang zu den Ressourcen des n!ore. <strong>Um</strong> Trockenzeiten<br />
zu überstehen wird ein n!ore auch von anderen Gruppen, auf der Suche nach Ressourcen,<br />
besucht. Wenn eine Nachbargruppe ihr Lager in dem n!ore aufschlagen will, muss sie die jeweilige<br />
Gruppe <strong>um</strong> Erlaubnis fragen. In der Regel wird eine solche Bitte jedoch nicht abgewiesen, denn das<br />
System beruht auf Gegenseitigkeit und garantiert, dass jeder Zugang zu den n!oresi hat.<br />
Die Ju/‘Hoansi sind nach Richard Lees Beschreibung hervorragende BotanikerInnen und NaturalistenInnen,<br />
mit einem sehr feinen Verständnis ihrer natürlichen <strong>Um</strong>gebung. Nach Lees Beschreibung<br />
kennen sie über 200 Pflanzenarten, von denen ein Großteil auch verzehrt wird. 31 Ein sehr beliebtes<br />
Nahrungsmittel ist die Mongongonuss von dem Mongongoba<strong>um</strong>, dessen Ba<strong>um</strong>stamm während der<br />
Regenzeit auch viele Liter Wasser auffängt. 32<br />
28 Lee, Richard (1993): The Dobe Ju/’Hoansi. Fort Worth: Harcourt College Publishers (2.Ausgabe), S. 18–19.<br />
29 Yellen, John E. / Lee, Richard B. (1976): The Dobe-/Du/da Environment. Background to a Hunting and Gathering Way of<br />
Life. In: Richard B. Lee / Irven DeVore (Hrsg.): Kalahari Hunters-Gatherers. Studies of the !Kung San and Their Neighbours.<br />
Cambridge: Harvard University Press, S. 42.<br />
30 Barnard, Alan (1992): Hunters and Herders of South Africa. A comparative ethnography of the Khoisan peoples. Cambridge:<br />
Cambridge University Press, S. 43 f.<br />
31 Ebd.<br />
32 Yellen, John E. (1977): Archaeological Approaches to the Present: Models for Reconstructing the Past. New York: Academic<br />
Press, S.55.<br />
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