Erfahrungen eines SinnsuchersJürgen RollmannTagebucheintrag am 29. Oktober 1993:Warum bin ich so freudlos? Trotz absoluter finanziellerSicherheit, trotz Gesundheit, trotz blühender Familienstimmungsogar so freudlos, dass Andrea michanspricht, warum ich so böse bin, obwohl ich selbstmeine, gar nicht böse zu sein. Ich bin so freudlos, weilich den sportlichen Erfolg will. Aber ist diese Freudlosigkeit,dieses Unterordnen von normalen Gefühlen,der Preis für den Erfolg? Ist die Gier nach noch mehrAnerkennung, nach noch mehr Geld, nach „noch mehr!“schon so ausgeprägt, dass sie zu elementaren Verhaltensänderungenbei mir geführt hat?Zwei Jahre später bin ich nicht mehr der freudlose Profi-Fußballspieler, derviel Geld verdient, von Fans in der Regel angehimmelt und bewundert wirdund der sich in einer Scheinwelt gefangen glaubt, sondern Student der Kommunikationswissenschaft,Politik und Soziologie. Milde belächelt von meistjüngeren Kommilitonen, die genauso wie der größte Teil meines Bekanntenkreisesüberhaupt nicht verstehen können, wie man freiwillig eine „Karriere“wegschmeißen kann, um an die Uni zu gehen, statt weiterhin sechsstellige DM-Jahresgehälter zu verdienen und in Presse, Funk und Fernsehen vertreten zusein. Als ich das erste Mal durch die Eingangshalle der Ludwig-Maximilians-Universität in München gehe, dem Platz, an dem die Geschwister Scholl ihreFlugblätter gegen das Nazi-Regime warfen, bin ich so glücklich wie selten zu-12
vor. Nach jahrelanger „Inhaftierung“ bin ich tatsächlich draußen aus dem„Gefängnis“ Profifußball.Anfang der neunziger Jahre verschieben sich meine Lebenskoordinaten. VieleJahre hatte ich davon geträumt, in der Bundesliga, in der Nationalmannschaft zuspielen. Für dieses Ziel hatte ich jahrelang als Kind und Jugendlicher trainiert,gekämpft, das Abitur nur mit Ach und Krach geschafft, (fast) alle Aktivitäten mitFreunden untergeordnet. Doch der Beruf „Lizenzfußballspieler“ hatte nicht mehrviel mit dem zu tun, was ich mir einst erträumt und erwünscht hatte.Ich, der mit Fußball nie Geld verdienen wollte und der zu sich gesagt hatte,wenn ich nur einmal einen Bundesliga-Vertrag bekommen könnte, würde ichein Jahr umsonst spielen, genau der ist jetzt Mannschafts-Kapitän und geht mitder Haupt-Motivation in die Liga-Spiele, dass bei Sieg 10 000 Mark zu verdienensind. Prämienverhandlungen mit dem Vereinspräsidium gleichen humorlosenGerichtsverhandlungen, Anfeindungen – auch über die Medien –und negativer Egoismus allüberall, auf den nächsten Vertrag, den nächstenVerein wird geschielt, der vielleicht noch mehr Geld und Ruhm und Erfolgbringt. Und ich schiele fleißig mit und verbringe einen Großteil meiner Zeitdamit, die richtige Anlageform für das verdiente Geld zu finden. Mit derBelohnung, immer wieder solche Gefühle zu haben, wie oben im Tagebucheintragbeschrieben. Ausgerechnet ich, der schon als Jugendlicher undregelmäßiger Kirchgänger von der Bergpredigt besonders beeindruckt war, woes u. a. zum Thema Geld heißt:,,… Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Geld … Macht euchkeine Sorgen um Essen und Trinken und um eure Kleidung. Das Leben ist13
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