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Albert-Schweitzer-Rundbrief 2005 - Deutsches Albert-Schweitzer ...

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depfarrer zunächst in Landgemeinden und dann in der Stadt Oldenburg. Ursprünglichvertrat er eine biblizistisch geprägte theologische Position. Währendder Studienzeit seines Sohnes Rudolf öffnete er sich dem freienProtestantismus. Vater und Sohn wurden Mitglieder der den theologischenLiberalismus vertretenden „Vereinigung der Freunde der Christlichen Welt“.Für Rudolf Bultmann ist typisch, was mir einmal seine älteste Tochter Antje inGünsbach erzählt hat: Ihr Vater habe seinen kleinen Kindern, drei Töchtern,nie etwas über seinen Beruf gesagt. Als sie dann in der Schule einmal danachgefragt wurde, habe sie keine Antwort geben können. Darauf habe sie ihrenVater zur Rede gestellt und der gab ihr als seinen Beruf an: „Ich bin ein radikalerKritiker“. Er ist es als Forscher und als Denker des Glaubens sein Lebenlang geblieben. – Schon 1906 entsetzte er in seiner Kirchengeschichtsklausurzur Ersten Theologischen Prüfung, wie es in Zagers Fundgrube zu lesen ist,den englischen Reformer John Wiclif (1320 – 1384) „nach Karl Müller undAdolf Harnack seiner Würde als ‚Vorreformator‘ “. Dazu schrieb er imDezember seinem Freund und Bundesbruder aus dem „Tübinger Igel“ WaltherFischer, dem späteren Professor für Medizin: „Du siehst also, dass ich michziemlich ketzerisch geäußert habe.“ Und ebenfalls an Fischer sandte er bereitsim April desselben Jahres einen Brief, in dem es heißt: „Ich freue mich darauf,meine Predigten zu machen; ein Kolleg im letzten Semester über Predigtproblemebrachte mir reiche Anregung... Die Kirche hat ja lange genug dafürgesorgt, dass die meisten Menschen hinausgepredigt wurden; hoffentlich gelingtes uns, wieder freier denkende Menschen in die Kirche zu bringen...Vieles, was ich beobachten kann im religiösen Leben unserer Zeit, macht mirMut, wenn ja auch das Interesse für die Kirche sehr gering ist, desto größeraber das Interesse für die Religion“ – auch hundert Jahre später, also heute,zutreffend.92

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