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Albert-Schweitzer-Rundbrief 2005 - Deutsches Albert-Schweitzer ...

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tische Weltsicht, die nicht nur die Sinnerfüllung aus dem Diesseits ins nachtodlicheJenseits verlegte, sondern das Diesseitige teilweise völlig entwertete, zuralleingültigen Wahrheit erhob. Dass eine solche einseitige Begünstigung desJenseitigen auf Kosten des irdischen Lebens nicht von unbegrenzter Dauersein konnte, liegt jedoch auf der Hand. Die unausbleibliche Reaktion auf diemittelalterliche Einseitigkeit kam dann auch zu ihrer Zeit: Mit der Renaissancebegann eine neue Epoche der abendländischen Kultur, in der man den Wert desIrdischen wieder entdeckte und eine geistige Kehrtwendung vollzog, die dasInteresse des Menschen vom Jenseits weg wieder auf das Diesseits lenkte.Hier stand allerdings die abendländische Menschheit an einem Scheideweg.Denn sie hatte nun zwei Möglichkeiten: Sie konnte, den Fehler des mittelalterlichenDenkens vermeidend, versuchen, eine ganzheitliche Weltsicht zu gewinnen,die beide Pole, das Göttliche und das Irdische, mit berücksichtigte;oder sie konnte den alten Fehler sozusagen mit umgekehrten Vorzeichen wiederholenund, das Göttliche leugnend, die Sinnenwelt zur alleinigen Wirklichkeiterheben. Leider schlug sie – nach anfänglichen Bestrebungen, Jenseitsglaubenund Diesseitsfreudigkeit, Christentum und Heidentum miteinander zuvereinigen – den zweiten Weg ein. Ganzheitliche Ansätze wie GiordanoBrunos Vorstellung einer „Weltseele“ oder das „Gott in allen Dingen suchen“des Ignatius von Loyola wurden leider nicht maßgeblich für das europäischeDenken, das immer einseitiger wurde und schließlich bei dem Materialismuslandete, der heute das Leben der meisten westlichen Menschen bestimmt.Allerdings hat es auch in der Neuzeit nie an Versuchen gefehlt, diese Einseitigkeitzu überwinden und Gott und Welt im Denken wieder miteinander zu vereinen.Ja, dem Prinzip entsprechend, dass Not Gegenwehr erzeugt, wurden diese30

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