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Albert-Schweitzer-Rundbrief 2005 - Deutsches Albert-Schweitzer ...

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Beeinflussung dahin zu bringen, dass sie mehr und mehr auf eigene Überzeugungenverzichten und sich Überzeugungen von einer pseudogeistigen Autoritätaufnötigen lassen.“ (KPh III, S. 189)Die politische Indoktrination des frühen 20. Jahrhunderts ist längst überwunden,doch die „pseudogeistige Beeinflussung“ lebt weiter. <strong>Schweitzer</strong> hat biszu seinem Tod im Jahre 1965 immer wieder auf dieses Risiko hingewiesen undwürde es heutzutage in der medialen Inszenierung kollektiver Trends orten: imüberhitzten Markenfetischismus, in der suggestiven Event-Kultur, in denPower und Body-Mythen der Freizeitindustrie, kurzum, überall dort, wo raffinierteWerbestrategien das ruhige Urteil durch eine erfolgsträchtigeEmotionalisierung von Lebensmustern und Produkten außer Kraft setzen.Wenn Arbeitskräfte nicht mehr entlassen, sondern ‚freigesetzt‘, Filialen nichtmehr geschlossen, sondern einer ‚Angebotsoptimierung‘ unterzogen werden,wenn der Staat nicht mehr vorenthaltene Steuern eintreibt, sondern die‚Steuerehrlichkeit fördern‘ will, dann bezeugt dies den Vorrang der‚Kommunikation‘ vor der Wahrheit: Nicht was Sache ist, sondern wie sie präsentiertwird, macht den Dreh- und Angelpunkt des medial inspiriertenKampfes um wohlwollende Aufmerksamkeit aus. Analog dazu begnügen sichgroße Unternehmen immer häufiger nicht mehr mit den herkömmlichenGeschäftsgrundsätzen oder Unternehmensleitlinien, sondern schwören ihreMitarbeiter auf ein Leitbild ein, von intellektuellen Kritikern gelegentlich auchals Lightbild wahrgenommen. Planungsstäbe entwerfen eine bunte Mixtur vonpsychologischen und ethischen Theoriefetzen, basteln daraus ein Konzept mitden Leitmotiven „Wer wir sind – Was wir wollen – Wie wir es umsetzen“ undversuchen die Belegschaft so zu einer emotionalen Einheit zusammenzuschweißen.Daraus folgt, dass auch die erzeugten Produkte nicht einfach nurmehr oder minder gut gelungene Gebrauchsgegenstände darstellen, sondern44

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