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Albert-Schweitzer-Rundbrief 2005 - Deutsches Albert-Schweitzer ...

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und Schillers fasst die Welt zwar als eine Selbstoffenbarung Gottes auf – aberals eine Selbstoffenbarung, die sich in der Zeit vollzieht, und zwar als fortschreitendeHöherentwicklung. Die einfache pantheistische Gleichsetzung vonGott und Welt erfährt hier also eine wichtige Differenzierung; die Formel heißtjetzt nicht mehr: „Gott ist die Welt“ sondern: „Die Welt ist ein werdenderGott“. Eine kühne Idee, die sich aber aus dem Begriff der Steigerung ergibt –einem Begriff, der seinerseits zu der Vorstellung führt, dass, wie H. A. Korff inseinem „Geist der Goethezeit“ schreibt,„die Welt in der Tat nicht schlechthin Gott, sondern Gott in seiner Entwicklungist und dass das eigentliche Göttliche dieser Welt in ihrer Entwicklungstendenz,in dem Emporstreben nicht nur des Menschengeschlechtes, sondernder gesamten Natur nach immer höheren Stufen der Göttlichkeit besteht. DieWelt ist nicht Gott, sondern ein werdender Gott. Sie ist die Geschichte Gottesin seinem Emporsteigen zu sich selbst.“ 5Zwar vermisst man an der außermenschlichen Natur jenes Attribut, das, wiegesagt, für uns das Göttliche schlechthin kennzeichnet, nämlich das Sittliche;doch dieser scheinbare Mangel verschwindet in dem Augenblick, wo wir unsdie aus der modernen Evolutionstheorie gewonnene Erkenntnis zu Eigenmachen, dass auch der Mensch Teil der Natur ist. Gerade das behaupten auchdie deutschen Klassiker, und durch diese Behauptung erfährt das von ihnenaufgestellte pantheistische Weltbild seine Krönung. Ihrer Ansicht nach ist derMensch, mitsamt seinem denkenden Bewusstsein, nicht als etwas Fremdes vonaußen in die natürliche Welt hineingekommen, sondern im Laufe einer langenEntwicklung aus der Natur selbst entstanden. „In der Schöpfung unserer Erdeherrscht eine Reihe aufsteigender Formen und Kräfte“, schreibt Herder; „vom35

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