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Albert-Schweitzer-Rundbrief 2005 - Deutsches Albert-Schweitzer ...

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und Krankheit, also mit dem Wohlergehen im weitesten Sinne zu tun haben.Deshalb ist <strong>Schweitzer</strong> in der ökologischen Ethik zu einem vielzitiertenKronzeugen geworden, gewinnt zunehmend Gewicht in der Bio- und Medizinethikund gilt nicht zuletzt auch als Impulsgeber für einen Dialog derWeltkulturen als Schlüssel zum Weltfrieden. Dagegen läuft der Aufschwungder Wirtschaftsethik, die im Zeichen eines globalisierten Marktes dasVerhältnis von Wirtschaft und Moral neu zu bedenken hat, völlig an ihm vorbei,weil man angesichts ökonomischer Strukturveränderungen offenbar miteiner so individuellen Haltung wie der Ehrfurcht vor dem Leben nichts anfangenkann.<strong>Schweitzer</strong> scheint daran selbst nicht ganz unschuldig zu sein: Zwar befasst ersich kulturkritisch immer wieder mit der Determinierung der individuellenLebensmöglichkeiten durch die wirtschaftliche Entwicklung, leitet aus dendabei gewonnenen Einsichten aber keineswegs die Aufgabe ab, seine Ethik indas Spannungsfeld von Wirtschaft und Moral hinein zu verlängern. Dies wäredie zentrale wirtschaftsethische Herausforderung, doch er scheint ihr nichtsabgewinnen zu können und baut stattdessen auf die Wiederbelebung eines persönlichverbindlichen Humanitätsdenkens: „Uns aus dem Chaos herauszuführen,vermag nur ein neuer Geist.“ (KPh III, S. 224) Ein Wirtschaftsethikerkonnte er also nicht werden, weil er allen organisatorischen Maßnahmen misstrauteund zudem in seiner Ethik just die Prinzipien ausgeklammert hatte, diedieser die Frage nach Markt, Arbeit und Güterverteilung hätten erschließenkönnen.Trotzdem führt seine Ethik zu brisanten wirtschaftsethischen Ergebnissen,zumindest dann, wenn wir von heutigen Vermarktungsstrategien ausgehen undzugleich die Ehrfurcht vor dem Leben mit der Ehrfurcht vor der Wahrheitzusammensehen, denn erst diese entbindet für <strong>Schweitzer</strong> das sittliche41

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