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INFO - service.bistumlimburg.de - Bistum Limburg

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hin unter <strong>de</strong>m Namen ‘Kreuzzüge’ o<strong>de</strong>r<br />

für Spanien als ‘Reconquista’ firmiert.<br />

Ritter und Kämpfer verpflichteten sich,<br />

bei ihrer Wallfahrt ins Heilige Land o<strong>de</strong>r<br />

nach Santiago <strong>de</strong> Compostela auch für<br />

die Befreiung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>r Hand<br />

<strong>de</strong>r Ungläubigen zu kämpfen. Auch<br />

wenn das Christentum nie, selbst in dieser<br />

Zeit nicht, einen „Heiligen Krieg“<br />

kannte, hatte man doch vom islamischen<br />

Dschihad die I<strong>de</strong>e übernommen,<br />

im Kampf für <strong>de</strong>n Glauben ein verdienstliches<br />

Werk zu tun. Wohl auch<br />

weil die Kreuzzugsbewegung mit <strong>de</strong>r<br />

Erstürmung von Konstantinopel 1204<br />

gegen die eigenen I<strong>de</strong>ale verstoßen hatte,<br />

verlor sich diese I<strong>de</strong>e mit <strong>de</strong>m Nie<strong>de</strong>rgang<br />

<strong>de</strong>r Kreuzzugsbewegung.<br />

Touristische Wallfahrt<br />

Als scheinbar mo<strong>de</strong>rne Variante<br />

wäre noch die touristische Wallfahrt zu<br />

nennen. Der Wallfahrtsort wird mehr<br />

aus touristischer Neugier als aus echtem<br />

Pilgerengagement besucht. Solche<br />

Formen zeichneten aber wohl schon<br />

seit <strong>de</strong>m Spätmittelalter gera<strong>de</strong> die Jerusalem-<br />

und Romwallfahrt aus. Neben<br />

<strong>de</strong>m religiösen Anliegen stand schon<br />

zu dieser Zeit auch Sightseeing im Mittelpunkt<br />

einer solchen Pilgerfahrt. Das<br />

„Fun“-Element ist sicher auch heute<br />

bei verschie<strong>de</strong>nen Formen <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

nicht zu unterschätzen.<br />

3. Die großen Wallfahrten<br />

3.1 Jerusalem<br />

Die älteste Wallfahrt ist sicher Jerusalem.<br />

Das Schiff und die Geschichten<br />

um die Kaiserin Helena gehören zu <strong>de</strong>n<br />

ältesten christlichen Pilgerzeugnissen.<br />

Mit <strong>de</strong>r riesigen Rundkirchenanlage um<br />

das Heilige Grab und <strong>de</strong>r Ummauerung<br />

von Golgotha, die in Teilen noch im<br />

heutigen Bau erhalten sind, schuf Konstantin<br />

<strong>de</strong>n Prototyp <strong>de</strong>r christlichen<br />

Pilgerkirche. Die Berichte <strong>de</strong>r Aristokratin<br />

Egeria o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Pilgers von Bor<strong>de</strong>aux<br />

überliefern schon für die Spätantike<br />

eine reiche Liturgie am Ort <strong>de</strong>r<br />

Auferstehung Christi.<br />

Um 680, nach <strong>de</strong>r muslimischen<br />

Eroberung<br />

durch <strong>de</strong>n Kalifen<br />

Omar, wissen wir von<br />

<strong>de</strong>m fränkischen Bischof<br />

Arculf und seiner<br />

Reise zu <strong>de</strong>n heiligen<br />

Stätten. Harun-ar-Raschid<br />

schließlich soll<br />

Karl <strong>de</strong>n Großen sogar<br />

zum Schutzherren <strong>de</strong>r<br />

christlichen Heiligtümer<br />

Jerusalems eingesetzt<br />

haben. Mit <strong>de</strong>n fatimidischen<br />

Herrschern <strong>de</strong>s<br />

10. Jahrhun<strong>de</strong>rts begann<br />

jedoch eine erhebliche<br />

Erschwernis <strong>de</strong>r Pilgerfahrten,<br />

die schließlich<br />

in <strong>de</strong>r Zerstörung <strong>de</strong>s<br />

Heiligen Grabes durch<br />

Hakim <strong>de</strong>n Schrecklichen<br />

1009 gipfelte.<br />

Nach<strong>de</strong>m dieser jedoch<br />

von <strong>de</strong>n Muslimen gestürzt<br />

wor<strong>de</strong>n war, normalisierte sich<br />

die Situation und schon in <strong>de</strong>n 1060er<br />

Jahre gab es eine Wallfahrt unter Erzbischof<br />

Siegfried von Mainz mit mehreren<br />

1000 Pilgern. Die Kreuzzüge kurbelten<br />

nach 1099 <strong>de</strong>n Pilgerstrom an,<br />

<strong>de</strong>r auch nach <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r letzten<br />

Kreuzfahrerbastion Akko 1291 nicht<br />

abriss. Im 14. und 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt reisten<br />

viele auch mittelrheinische A<strong>de</strong>lige<br />

ins heilige Land. Die Schiffe von Venedig<br />

fungierten in dieser Zeit als Reisevermittler<br />

im großen Stil. Noch heute<br />

wird in Kassel eine Seladonschale <strong>de</strong>s<br />

hessischen Hausschatzes verwahrt, die<br />

per Erbe als Reisean<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s Grafen<br />

Philipp von Katzenelnbogen von seiner<br />

Jerusalempilgerfahrt kam. Der im <strong>Limburg</strong>er<br />

Dom begrabene Daniel von Mu<strong>de</strong>rsbach<br />

begleitete <strong>de</strong>n Grafen und wur<strong>de</strong><br />

in Jerusalem zum Ritter vom Heiligen<br />

Grab geschlagen. Die Passionskultstätte<br />

von Weilburg von 1505 und<br />

das Heilige Grab von Bad Homburg<br />

(15. Jh., urspr. Gelnhausen) sind steinerne<br />

Zeugen <strong>de</strong>r Heilig-Land-Wallfahrten<br />

<strong>de</strong>r örtlichen Herren. Im 17. und<br />

18. Jahrhun<strong>de</strong>rt bil<strong>de</strong>n die Kreuzkapel-<br />

Heilige Grab Christi • Grabeskirche in Jerusalem © Reuters AG<br />

len in Camberg, <strong>Limburg</strong>, Nie<strong>de</strong>rzeuzheim<br />

und Lorch in unserem Raum<br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>r verkürzten Heilig-<br />

Land-Wallfahrt.<br />

Auch Franzsikus und Ignatius von<br />

Loyola haben im Umfeld ihrer Or<strong>de</strong>nsgründung<br />

die Wallfahrt ins Heilige<br />

Land gemacht. Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt war<br />

unter an<strong>de</strong>rem auch noch für Franz Joseph<br />

von Österreich und Kaiser Wilhelm<br />

II. von Preußen-Deutschland das<br />

Heilige Land nicht nur aus politischem<br />

Interesse be<strong>de</strong>utsam.<br />

Der Erwerb <strong>de</strong>r Kreuzreliquien verbin<strong>de</strong>t<br />

bis heute abendländische Wallfahrtsfrömmigkeit<br />

mit <strong>de</strong>r Jerusalem-<br />

Wallfahrt. Dabei war dies sogar von<br />

zentraler Be<strong>de</strong>utung für die abenländische<br />

Geschichte. Als Kaiser Heraklius<br />

das im Persersturm verlorengegangene<br />

heilige Kreuz in kaiserlicher Pracht<br />

wie<strong>de</strong>r nach Jerusalem bringen wollte,<br />

hin<strong>de</strong>rte ihn, so berichtet die Legen<strong>de</strong>,<br />

ein Engel an seinem Vorhaben. Erst als<br />

er <strong>de</strong>mütig und barfuß wie <strong>de</strong>r Heiland<br />

das Kreuz in die Stadt trug, wur<strong>de</strong> er<br />

nicht mehr gehin<strong>de</strong>rt. Die großen Kreuzreliquien<br />

im päpstlichen Schatz (Sta.<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

BEITRÄGE<br />

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