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protestantischen Zeiten die heute sicher<br />
wi<strong>de</strong>rlegte Legen<strong>de</strong> von <strong>de</strong>ren öffentlichen<br />
Verbrennung erzählte (The<br />
Quest for Beckets Bones, London 1993).<br />
Mit <strong>de</strong>m Papstbesuch in Canterbury wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>s Martyriums zu einem<br />
allgemein-christlichen Ort <strong>de</strong>s Märtyrergedächtnisses.<br />
4. Bleiben<strong>de</strong>r Eindruck<br />
Für die Pilger war es immer wie<strong>de</strong>r<br />
von Be<strong>de</strong>utung, auch ein bleiben<strong>de</strong>s An<strong>de</strong>nken<br />
an die Pilgerfahrt mitzubringen.<br />
Das Souvenir wur<strong>de</strong> damit zum Zeichen<br />
für <strong>de</strong>n Pilger selber.<br />
4.1 Wallfahrtszeichen<br />
Die Muschel, als Beweis am En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gewesen zu sein, ist sicher das<br />
typischste dieser Wallfahrtszeichen. Die<br />
Muschel ist sogar so eindrücklich in ihrer<br />
Emblematik, dass sie von einem<br />
Mineralölkonzern als Logo übernommen<br />
wur<strong>de</strong>. Im Mittelalter bezeichnete<br />
die Jakobsmuschel oft sogar <strong>de</strong>n Pilger<br />
schlechthin. Am Mantel o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />
Kappe angebracht, war sie das Zeichen<br />
<strong>de</strong>r vollzogenen Wallfahrt. An<strong>de</strong>re Wallfahrtsorte<br />
wie Jerusalem (Jerusalemkreuz)<br />
o<strong>de</strong>r Canterbury (Bischofsfigur)<br />
verkauften in Blei gegossene An<strong>de</strong>nken,<br />
die im Mittelalter bei <strong>de</strong>r Heimkehr<br />
oft gerne auf Glocken appliziert<br />
wur<strong>de</strong>n. Manche Pilgeran<strong>de</strong>nken stellten<br />
sogar eine mit <strong>de</strong>m Namen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Person verbun<strong>de</strong>ne Kuriosität dar. Die<br />
Pilger zum Heiligen Cornelius in Aachen-Kornelimünster,<br />
<strong>de</strong>ssen Name an<br />
das Horn erinnert, erhielten kleine tönerne<br />
Hörner, die sie auch bei <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />
blasend einsetzten.<br />
Bei <strong>de</strong>r Heimkehr errichtete man<br />
nicht nur Nachbildungen <strong>de</strong>r Wallfahrtsstätte<br />
(Heilige Gräber) o<strong>de</strong>r Altäre<br />
mit erworbenen Reliquien, Erinnerungsmale<br />
konnten auch Sammlepunkte<br />
künftiger Wallfahrer sein. Eine solche<br />
Funktion erfüllte wohl auch die Jerusalemfahrer-Madonna<br />
(Ursprünglich<br />
Liebfrauen, heute Mainzer Domkreuzgang)<br />
<strong>de</strong>s Mainzer Domkanonikers<br />
Bernhard von Brey<strong>de</strong>nbach, <strong>de</strong>r 1483<br />
das Heilige Land bereist<br />
und <strong>de</strong>n ersten gedruckten<br />
Pilgerführer<br />
geschrieben hatte.<br />
Mit <strong>de</strong>m Gna<strong>de</strong>nbild<br />
von Kevelaer am Nie<strong>de</strong>rrhein<br />
wur<strong>de</strong> sogar<br />
ein Wallfahrtsan<strong>de</strong>nken<br />
an die Consolatrix afflictorum<br />
in Luxemburg<br />
zum vielverehrten<br />
Gna<strong>de</strong>nbild.<br />
4.2 Wallfahrtsführer<br />
Für die Vorbereitung<br />
einer Wallfahrt<br />
entstehen die ersten europäischenReiseführer.<br />
Schil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Pilger<br />
von Bor<strong>de</strong>aux und<br />
die Römerin Egeria<br />
noch als Bericht ihre<br />
Pilgererfahrung, muss<br />
schon <strong>de</strong>r fränkische<br />
Bischof Arculf, <strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>r Rückfahrt beim Abt von Iona,<br />
Adamnan, gestran<strong>de</strong>t war, <strong>de</strong>m Abt eine<br />
Zeichnung <strong>de</strong>r wichtigsten heiligen<br />
Stätten geben, die in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rten immer wie<strong>de</strong>r kopiert<br />
wur<strong>de</strong>. Der erste ausführliche Reiseführer<br />
mit allen wissenswerten Angaben<br />
für <strong>de</strong>n geistlich Reisen<strong>de</strong>n entstand<br />
für die Jakobspilger. Mit <strong>de</strong>m<br />
Namen <strong>de</strong>s Papstes Calixtus verbun<strong>de</strong>n,<br />
begrün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Co<strong>de</strong>x Calixtinus<br />
aus <strong>de</strong>m XII. Jahrhun<strong>de</strong>rt die heute so<br />
beliebte Buchgattung. Für <strong>de</strong>n Weg<br />
nach Rom fertigte <strong>de</strong>r englische<br />
Mönch Matthew Paris hun<strong>de</strong>rt Jahre<br />
später eine Straßenkarte an, die <strong>de</strong>m<br />
Pilger alle Stationen von London bis<br />
Rom aufführte. Der Mainzer Dom<strong>de</strong>kan<br />
Bernhard von Brey<strong>de</strong>nbach hatte<br />
auf seine Palästinafahrt mit <strong>de</strong>m Grafen<br />
von Solms-Lich <strong>de</strong>n Maler Erhard<br />
Reuwich mitgenommen, damit <strong>de</strong>r<br />
von ihm verfasste und 1486 in Mainz<br />
erschienene Pilgerführer (‘Peregrinatio<br />
in terram sanctam’) auch gleich<br />
passend illustriert wer<strong>de</strong>n könnte. Eine<br />
Fülle von Pilgerführern sollten bis<br />
heute folgen.<br />
Santiago <strong>de</strong> Compostela • Pilgerstäbe © KNA Import<br />
4.3 Ausblick<br />
Pilgerfahrt o<strong>de</strong>r Wallfahrt ist immer<br />
eine Reise zur Selbstvergewisserung.<br />
Der pilgern<strong>de</strong> Mensch setzt sich<br />
mit <strong>de</strong>r Frage nach seinem eigenen Lebensweg<br />
auseinan<strong>de</strong>r. Bei vielen Wallfahrten<br />
ist <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Weg das eigentliche<br />
Ziel, und je<strong>de</strong> einzelne Wallfahrt<br />
wird zu einer ganz eigenen Geschichte.<br />
In <strong>de</strong>r spirituellen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />
ist <strong>de</strong>r Weg sicher das zentrale<br />
Ziel, <strong>de</strong>nn man sucht Jesus, <strong>de</strong>r selbst<br />
Weg und Ziel in einem ist. Der Beitrag<br />
kann daher trotz <strong>de</strong>r Menge an Information<br />
nur einen kleinen Ausschnitt<br />
<strong>de</strong>ssen aufzeigen, was Wallfahrt in <strong>de</strong>n<br />
2000 Jahren Geschichte <strong>de</strong>r Kirche be<strong>de</strong>utet.<br />
Sicher ist jedoch, dass das Thema<br />
immer wie<strong>de</strong>r eine spannen<strong>de</strong> Geschichte<br />
ist.<br />
Dr. Matthias Th. Kloft ist Pfarrer in<br />
Frankfurt-Eckenheim.<br />
<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />
BEITRÄGE<br />
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