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INFO - service.bistumlimburg.de - Bistum Limburg

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die Apostel. Ansonsten ist <strong>Limburg</strong> beson<strong>de</strong>rs<br />

die Ruhestätte großer Frauen,<br />

wie <strong>de</strong>r hl. Hil<strong>de</strong>gard in Eibingen, <strong>de</strong>r<br />

hl. Elisabeth von Schönau ebendort,<br />

<strong>de</strong>r seligen Gertrud von Altenberg und<br />

<strong>de</strong>r seligen Maria Katharina Kasper in<br />

Dernbach.<br />

2.4.4 Heilige und Reliquien –<br />

Der heilige Tag<br />

Obwohl das römische Sakralrecht<br />

die Grabesruhe schützte, mühte man<br />

sich schon in <strong>de</strong>r Spätantike, die Gräber<br />

<strong>de</strong>r Heiligen in das Innere <strong>de</strong>r Städte zu<br />

verlegen. Die ersten Heiligen, die auf<br />

diese Weise von ihrem Begräbnisplatz<br />

in eine innerstädtische Kirche übertragen<br />

wur<strong>de</strong>n, waren die hl. Gervasius<br />

und Protasius in Mailand, die <strong>de</strong>r Kirchenvater<br />

Ambrosius in die Stadt überführte,<br />

um ihre Verehrung zu erleichtern.<br />

Arnold Angenendt hat in seinem<br />

Buch über Heilige und Reliquien (München<br />

1994) eindrucksvoll gezeigt, dass<br />

die christliche Leib-Seele-Vorstellung<br />

auch <strong>de</strong>n Leib <strong>de</strong>s Verstorbenen zu einem<br />

Ort göttlicher Gna<strong>de</strong> und Gna<strong>de</strong>nerweise<br />

macht, <strong>de</strong>r auch bei einer Translatio<br />

vom Wirkungsort die Reliquien<br />

zu einem be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Ziel christlicher<br />

Wallfahrt wer<strong>de</strong>n lässt. Mit <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

Eucharistietheologie herrühren<strong>de</strong>n Vorstellung,<br />

dass in je<strong>de</strong>m Teil <strong>de</strong>s Heiligen<br />

das Ganze präsent ist, reichen auch<br />

nur partielle Reliquien, um die Anziehungskraft<br />

auf Wallfahrer auszuüben.<br />

Beson<strong>de</strong>rs wichtig wird dabei <strong>de</strong>r Wallfahrtstag,<br />

<strong>de</strong>r meist mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong>stag<br />

<strong>de</strong>s Heiligen – seinem Geburtstag für <strong>de</strong>n<br />

Himmel – i<strong>de</strong>ntisch ist. In mittelalterlicher<br />

Vorstellung ist dann die Verbindung<br />

zum Himmel beson<strong>de</strong>rs intensiv.<br />

Eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Wallfahrt dieser Art<br />

wur<strong>de</strong> in Kiedrich mit <strong>de</strong>n Reliquien<br />

<strong>de</strong>s Bischofs Valentin von Terni (14.<br />

Februar) begrün<strong>de</strong>t. Schon vorher hatte<br />

die Translatio <strong>de</strong>s hl. Lubentius nach<br />

Dietkirchen (wohl 839) Pilger angelockt.<br />

Nicht immer war <strong>de</strong>r Reliquienerwerb<br />

in unserem Sinne korrekt. Karl<br />

<strong>de</strong>s Großen Biograph Einhard stahl in<br />

Rom die Leiber <strong>de</strong>r hl. Petrus und Marzellinus<br />

für sein Kloster in Obermühl-<br />

heim (heute Seligenstatt). Durch Wun<strong>de</strong>r<br />

zeigten die Heiligen ihr “Einverständnis”<br />

mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>ln Einhards und<br />

ließen das Benediktinerkloster zu einer<br />

beständigen Wallfahrtsstätte wer<strong>de</strong>n.<br />

2.4.5 Bild und Kult<br />

Wenigstens im Abendland tat man<br />

sich jedoch schwer, Bil<strong>de</strong>r selbst zu verehren<br />

und zum Mittelpunkt von Wallfahrten<br />

zu machen. Lediglich in Rom<br />

gibt es mit <strong>de</strong>n alten Marienbil<strong>de</strong>rn wie<br />

in Sta. Maria Maggiore o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Salvatorbild<br />

<strong>de</strong>r päpstlichen Kapelle Sancta<br />

Sanctorum alte Bil<strong>de</strong>r mit einem entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Kultcharakter, <strong>de</strong>r eine<br />

Wallfahrt begrün<strong>de</strong>te. Hilfreich waren<br />

dabei auch die Legen<strong>de</strong>n vom Vera<br />

icon, <strong>de</strong>m Abbild Christi (Schweißtuch)<br />

<strong>de</strong>r Veronika in Rom, und um das<br />

Grabtuch Christi, das aber erst seit <strong>de</strong>m<br />

Mittelalter in Turin verehrt wird. Die<br />

abendländische Bil<strong>de</strong>rdiskussion, die<br />

in <strong>de</strong>r Ablehnung <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>rfreundlichen<br />

Syno<strong>de</strong> von Nicäa II 787 im Konzil<br />

von Frankfurt 794 gipfelte, tat sich<br />

immer schwer mit <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rverehrung.<br />

Bil<strong>de</strong>r sollten allein <strong>de</strong>r Belehrung dienen<br />

und waren immer<br />

wie<strong>de</strong>r heftiger Kritik<br />

ausgesetzt. Am be<strong>de</strong>utendsten<br />

ist <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rsturm<br />

im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Reformation (insbeson<strong>de</strong>re<br />

durch die reformierte<br />

Konfession); aber<br />

auch die Entfernung <strong>de</strong>r<br />

Bil<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m II. Vatikanum<br />

kann man als<br />

kleinen Bil<strong>de</strong>rsturm bezeichnen.<br />

Die ältesten mittelalterlichen<br />

Kultbil<strong>de</strong>r<br />

waren eigentlich Reliquiare.<br />

Das eindrucksvolle<br />

gol<strong>de</strong>ne Sitzbild<br />

<strong>de</strong>r Märtyrerin Fi<strong>de</strong>s in<br />

Conques barg nicht nur<br />

die Reliquien <strong>de</strong>s Märytrerkin<strong>de</strong>s,<br />

in seiner<br />

Entrücktheit drängte es<br />

<strong>de</strong>n Pilger auch zur<br />

rechten Verehrung <strong>de</strong>r<br />

Wun<strong>de</strong>rtäterin. Wichtige Kruzifixe<br />

und Marienbil<strong>de</strong>r hatten <strong>de</strong>shalb im<br />

Mittelalter Aussparungen, um darin<br />

Reliquien zu bergen, die eine kultische<br />

Verehrung <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s ermöglichten. So<br />

fand man im berühmten Gabelkruzifix<br />

(Anf. 14. Jh.) von Sankt Maria im Kapitol<br />

in Köln bei <strong>de</strong>r letzten Restaurierung<br />

noch die entsprechen<strong>de</strong>n Reliquien<br />

mit Beglaubigungen (Cedulae).<br />

Ein Kruzifix im Regensburger Schottenkloster<br />

barg sogar ein schmetterlingsförmiges<br />

gol<strong>de</strong>nes Reliquiar.<br />

Im Hochmittelalter pilgert man auch<br />

immer öfter – klare Ursprünge sind ähnlich<br />

wie in Bornhofen meist nicht auszumachen<br />

– zu Bil<strong>de</strong>rn von Maria o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m gekreuzigten Heiland. Im Mittelalter<br />

sind die marianischen Bil<strong>de</strong>r meist<br />

noch Stand- o<strong>de</strong>r Sitzmadonnen, die Maria<br />

als ‘Se<strong>de</strong>s sapientiae’ – d. h. ‘Thron<br />

<strong>de</strong>s göttlichen Heilands’ – ausweisen.<br />

Erst ab <strong>de</strong>m Spätmittelalter setzt sich<br />

mehr die Schmerzhafte Mutter in Gestalt<br />

<strong>de</strong>r Pietà durch. Die Bil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />

oft mit Kronen versehen und nicht selten<br />

sogar noch eigens in kostbare Gewän<strong>de</strong>r<br />

geklei<strong>de</strong>t. Für die Liebfrauenkirche<br />

und <strong>de</strong>n Frankfurter Dom nur<br />

Das Grabtuch von Turin © KNA Import<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

BEITRÄGE<br />

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