INFO - service.bistumlimburg.de - Bistum Limburg
INFO - service.bistumlimburg.de - Bistum Limburg
INFO - service.bistumlimburg.de - Bistum Limburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die vorgelegte Unterrichtssequenz<br />
kann zur Vertiefung <strong>de</strong>s Abschlussprofils<br />
am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Qualifikationsphase<br />
dienen, da in ihr wichtige religiöse Inhalte<br />
von soziologischer und anthropologischer<br />
Seite in <strong>de</strong>n Blick genommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Ausgehend von Beobachtungen<br />
<strong>de</strong>s Gegenwartsverhaltens soll <strong>de</strong>n<br />
Schülerinnen und Schülern im Erleben<br />
<strong>de</strong>s christlichen Glaubens eine gottesdienstliche<br />
und lebensdienliche Alternative<br />
aufgezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einleitung<br />
Pilgern – Christliche Antwort auf<br />
postmo<strong>de</strong>rnes Vagabundieren Christof May<br />
Wallfahrt – Santiago © KNA-Bild<br />
Täglich begegnen uns Nachrichten<br />
von Menschen, die unterwegs, ja, die<br />
auf <strong>de</strong>r Flucht sind – auf <strong>de</strong>r Flucht aus<br />
Kriegsgebieten; Menschen, die fliehen,<br />
da sie sich woan<strong>de</strong>rs eine bessere Zukunft<br />
erhoffen; Menschen, die aufbrechen,<br />
weil sie unterdrückt und verfolgt<br />
wer<strong>de</strong>n. Menschen eben wie Abraham<br />
– auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r wahren Heimat<br />
(Gen 12,1-9). Aber auch tagtäglich<br />
ziehen Menschen einfach um, reisen zu<br />
und ab; Menschen sind auf <strong>de</strong>n Auto-<br />
bahnen unterwegs, um zu ihrem Arbeitsplatz<br />
zu kommen. In ihrer Freizeit<br />
„pilgern“ Menschen gern zu <strong>de</strong>n neuen<br />
„Wallfahrtsstätten“, <strong>de</strong>n Fußballstadien<br />
und Arenen. In großen Massen strömen<br />
sie heran, um in einer fast kultischen<br />
Verehrung ihren Sportstars – o<strong>de</strong>r sind<br />
es schon Götter im postmo<strong>de</strong>rnen Pantheon?<br />
– zu huldigen. Menschen unterwegs<br />
wie Abraham, <strong>de</strong>m großen Pilger<br />
<strong>de</strong>s Alten Testaments?<br />
Das Leben steht unter dauern<strong>de</strong>r<br />
Beschleunigung. Wer es heute in seinem<br />
Beruf zu etwas bringen will, muss<br />
ständig auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n sein – immer<br />
unterwegs, Weiterbildungen und<br />
Zusatzqualifikationen „erjagen“. Wer<br />
da nicht mitmacht, bleibt oft auf <strong>de</strong>r<br />
Strecke! Beschleunigung, Mobilität und<br />
Flexibilität sind zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />
Schlagworten unserer postmo<strong>de</strong>rnen<br />
Gesellschaft gewor<strong>de</strong>n. Dabei gehört<br />
die Rastlosigkeit zu <strong>de</strong>n anthropologischen<br />
Grunddaten <strong>de</strong>s Menschen: Der<br />
Mensch ist von Natur aus ein Bewegter.<br />
Das Herz hat einen Schlag, <strong>de</strong>r mit<br />
Rhythmus geht. Wir sprechen vom<br />
Kreis-Lauf und selbst, wenn wir schlafen,<br />
bewegen sich noch unsere Augen<br />
(REM = Rapid eye movement). Wir<br />
wollen wissen, was einen Menschen<br />
bewegt, wie es ihm geht und ob er auf<br />
<strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n ist.<br />
Das Zeitalter <strong>de</strong>r Hochgeschwindigkeit<br />
wird vor allem in <strong>de</strong>r Arbeitswelt<br />
gelebt. Menschen wird hier oftmals<br />
ein künstlich erzeugter Lebensund<br />
Arbeitsrhythmus vorgeschrieben.<br />
Ein einstmals sicher geglaubter Beruf<br />
ist schon lange nicht mehr eine Lebensstellung.<br />
Wer am Arbeitsmarkt Schritt<br />
halten will, muss sich lebenslang weiterbil<strong>de</strong>n<br />
– und das auch noch in <strong>de</strong>r<br />
knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Freizeit. Die Konkurrenz<br />
schläft nicht, es gilt sich zu beeilen.<br />
„Immer schneller, immer besser!“.<br />
Beständiges, das, was Zeit<br />
braucht, Dinge, <strong>de</strong>nen man Zeit widmen<br />
muss – all dies bleibt dabei vielmals<br />
auf <strong>de</strong>r Strecke. Der „Gott <strong>de</strong>r<br />
Hochgeschwindigkeit“ for<strong>de</strong>rt seine<br />
Opfer – auch im Privaten. Alles muss<br />
schnell und gleichzeitig laufen: Kaum<br />
zu Hause angekommen, wird das Tempo<br />
wie<strong>de</strong>r verschärft: Schnell was aus<br />
<strong>de</strong>m Gefrierschrank auf <strong>de</strong>n Herd, während<br />
<strong>de</strong>ssen mit Bekannten am Handy<br />
telefoniert, gleichzeitig im Internet surfen,<br />
um zu sehen, was „abends abgeht“.<br />
Stress und Tempo in <strong>de</strong>r Arbeit – Stress<br />
und Tempo in <strong>de</strong>r Freizeit.<br />
Der allseits flexible Mensch hat<br />
keine tiefen Wurzeln. Gewöhnt an eine<br />
„pick-and-choose-Mentalität“, die sich<br />
nimmt, was sie braucht, stellt er sich individuell<br />
auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r Glaubensangebote<br />
das zusammen, was im Moment<br />
weiterhilft. „Augenblickstranszen<strong>de</strong>nz“<br />
ist en vogue, sich statt <strong>de</strong>ssen<br />
dauerhaft und verlässlich an eine zweitausend<br />
Jahre alte Glaubensgemeinschaft<br />
zu bin<strong>de</strong>n, fällt vielen Menschen<br />
zusehends schwerer.<br />
<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />
UNTERRICHTSPRAXIS<br />
19<br />
Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll