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Gruß aus Lomnitz - Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur eV

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rung Rechnung zu tragen ist. Erzbischof Alfons Nossol [�] wurde noch<br />

während der Eröffnung zu Wort gebeten <strong>und</strong> bekannte, dass er Freitags stets<br />

auf die Nicieja-Kolumne über die Kresy [ehem. pl. Ostgebiete; A. d. R.] in der<br />

Tagespresse warte – „schön, dass ich hier Lemberg lieben lernen darf“, denn<br />

immerhin hätte man hier [in Polen; A. d. R.] einst kein „H<strong>aus</strong> Lemberg“ gründen<br />

können, als die Schlesier im Westen ihre Institutionen schufen. Mit besonders<br />

großer Spannung war tags darauf die Debatte um den staatlichen<br />

Einfluss auf die Identität erwartet worden [�].<br />

Bevor am Sonntag eine Exkursion nach Neiße das abendlich durch ein kulturelles<br />

Begleitprogramm bereicherte Seminar schloss, wurden am Sonnabend<br />

als Folge der Identitätsvorbedingungen „Gelebte Identitäten“ diskutiert.<br />

Marcin Wiatr vom Georg-Eckert-Institut für Schulbuchforschung Braunschweig<br />

hob dabei hervor, dass Polen sich nach wie vor in einer Umbruchsituation<br />

befinde <strong>und</strong> ein mündiger, sich selbst reflektierender Schlesier heute<br />

noch keine Selbstverständlichkeit sei. Er selbst kenne die Sprachlosigkeit<br />

sehr gut, da er noch als Schüler an seinem einstigen Schulort Gleiwitz-Sosnitza<br />

nach der „Wehrmachtsepisode“ forschte. Schlesien ist wohl nach wie<br />

vor sowohl Reichtum wie auch – <strong>und</strong> nicht oder – Konfliktquelle� (Till Scholtz-<br />

Knobloch, Chefredakteur der Zeitung der deutschen Minderheit in Polen „Wochenblatt.pl“;<br />

Artikel dort erschienen)<br />

Der VSK war wieder mit einem Beitrag von Dr. Gerhard Schiller vertreten. In<br />

seinem Vortrag „Die polnisch-schlesische M<strong>und</strong>art – Identitätsfindende Regionalsprache<br />

oder umgangssprachliches „Wasserpolnisch“ <strong>zur</strong> Basiskommunikation?“<br />

unterstrich er die komplexe grammatische <strong>und</strong> lexikalische<br />

Struktur dieses uralten Ethnolekts, die ihn ganz eindeutig der slawischen bzw.<br />

polnischen Sprachfamilie zuweise. Andererseits wies er auch auf die Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

lange Beeinflussung dieser M<strong>und</strong>art durch die deutsche Standardsprache<br />

hin, die dem polnischen Schlesisch besonders im beruflichen <strong>und</strong><br />

administrativen – aber auch im familiären – Sprachfeld in seinem Wortschatz<br />

<strong>und</strong> seinen Wortbildungen ein ganz eigenes <strong>und</strong> einmaliges Gepräge gegeben<br />

habe, so dass einer staatlichen Anerkennung als zweite Regionalsprache<br />

in Polen (neben dem Kaschubischen) gr<strong>und</strong>sätzlich nichts im Wege stehe –<br />

wie dies ja auch von vielen Oberschlesiern gefordert würde. Dies sei jedoch<br />

eine Entscheidung, die letztlich nur Politiker <strong>und</strong> nicht Wissenschaftler treffen<br />

könnten.

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