Gruß aus Lomnitz - Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur eV
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tung Reichenau / Bogatynia. Dort durchquere ich den südwestlichen Zipfel<br />
Polens mit seinem riesigen Braunkohletagebau. Reichenau selbst ist eine<br />
moderne Stadt, hat jedoch einen alten Kern mit einigen sehr schönen (leider<br />
weitgehend ungepflegten) typischen oberl<strong>aus</strong>itzer Umgebindehäusern. Als<br />
ich die Stadt in Richtung Zittau verlasse <strong>und</strong> den Tagebau südlich umfahre<br />
wird mir der gewaltige Eingriff in die Natur erst richtig bewusst. Kilometerweit<br />
erstreckt sich die riesige, tiefe Grube des Bergb<strong>aus</strong> <strong>und</strong> klafft wie eine große<br />
W<strong>und</strong>e in der Landschaft. Am nördlichen Horizont hinter der Grube sehe ich<br />
die abstrakten Kraftwerksgebäude des Konzerns Turow, Polens zweitgrößter<br />
Energieproduzent. Zu allem Überfluss liest man inzwischen Berichte, dass<br />
möglicherweise in dieser Region noch der Bau eines neuen Kernkraftwerkes<br />
angedacht wird. Und ein weiteres Phänomen fällt mir in dieser Grenzregion<br />
besonders auf: Entlang einer kleinen Straße, welche die Orte Oppelsdorf /<br />
Oppolno Zdrój <strong>und</strong> Sommerau / Białopole miteinander verbindet, hat sich eine<br />
von mir in diesem Umfang noch nicht gesehene wilde Mülldeponie aufgetan.<br />
Es scheint so, als habe diese grenznahe Region für viele Menschen keinen<br />
besonderen Wert, außer eben <strong>zur</strong> Müllentsorgung: Man schüttet quasi den<br />
Nachbarn den Müll <strong>und</strong> die Umweltbelastung „vor die Tür“. Aber wir im Westen<br />
müssen uns ja wohl an die eigene Nase fassen, wenn wir Kernkraft- <strong>und</strong><br />
Müllanlagen gern <strong>und</strong> häufig in unmittelbarer Grenznähe errichten (z.B. Gorleben,<br />
Gronau, Lubmin). Noch haben wir Menschen, selbst auf höchsten Entscheidungsebenen,<br />
wohl noch nicht wirklich erkannt, wie klein <strong>und</strong> verletzbar<br />
unser einmaliger Planet Erde, geschweige denn unser kleines Europa ist.<br />
Als ich diesen gesch<strong>und</strong>enen Landstrich verlasse, die Neiße überquere <strong>und</strong><br />
Zittau erreiche, bin ich über die Gepflegtheit <strong>und</strong> Sauberkeit dieses Städtchens<br />
erstaunt. Ich suche ein Nachtquartier <strong>und</strong> genieße den Abend bei frischem<br />
Spargel, einem guten Bier <strong>und</strong> versöhnlichen Gedanken im zu<br />
empfehlenden historischen Wirtsh<strong>aus</strong> „Dornspachh<strong>aus</strong>“.<br />
Meine Reise geht dem Ende entgegen. Am nächsten Morgen wird die Bahn<br />
mich <strong>und</strong> mein Rad zunächst entlang der Neiße bis Görlitz <strong>und</strong> dann über<br />
Cottbus <strong>und</strong> Berlin in mein westfälisches Zuh<strong>aus</strong>e bringen.