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Lode van der Linden - Eichsfeld Wiki

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102umschauen, werden Sie feststellen, wir haben genau 70 Bil<strong>der</strong> zusammen bekommen. Einigehaben wir aus <strong>der</strong> Ferne geholt aber <strong>der</strong> Rest ist aus Du<strong>der</strong>stadt. Das bedeutet, dass <strong>der</strong>Künstler ganz intensiv in Du<strong>der</strong>stadt gewirkt hat. Das macht uns außerdem deutlich, dass er inden zwei Schaffensperioden in Du<strong>der</strong>stadt seinen Lebensunterhalt mit Malerei verdienenmusste. Erika Schmelter, die nachher den Festvortrag halten wird, ist seine Schülerin gewesenund hat in seiner zweiten Du<strong>der</strong>städter Schaffensperiode ab 1944 bei ihm das Malen gelernt.Sie weiß viel aus seinem Leben beson<strong>der</strong>s aus <strong>der</strong> Zeit von 1944 aufwärts zu berichten.Der Künstler lebte bis 1944 in den Wirren des Krieges in Antwerpen. Er wusste, dass dieDeutschen, als sie weichen mussten, Amsterdam bombardiert hatten und er musste damitrechnen, dass ihm auch in Antwerpen eine deutsche Bombe auf den Kopf fallen könnte. Erentschied, nach Du<strong>der</strong>stadt zu gehen, was er ja kannte. Er kannte es nicht, weil er vielleichteinmal die Eichsfel<strong>der</strong> Wurst kennengelernt o<strong>der</strong> weil er einen Touristenprospekt hatte, in <strong>der</strong>die schöne Stadt Du<strong>der</strong>stadt beschrieben war. Nein, er hatte Du<strong>der</strong>stadt auf ganz an<strong>der</strong>e ArtWeise kennengelernt und das macht die Entscheidung dieses Künstlers so verständlich, wennman sich diesen Hintergrund vor Augen führt.Wir haben Gino Dominioni am Akkordeon mit dem zweiten Satz aus dem Concierto deAranjuez von Rodrigo in h-Moll gehört. Das sagt per se für den, <strong>der</strong> sich mit <strong>der</strong> Musik nichtauskennt, noch wenig, aber es wird klarer, wenn man sieht, dass <strong>der</strong> Künstler in diesem 1939komponierten Stück nichts an<strong>der</strong>es gemacht hat, als die Karwochenklagen des kargenAndalusiens in Töne umzusetzen. <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong> ist <strong>der</strong> Maler karger Landschaften. Erwar <strong>der</strong> Maler <strong>der</strong> durch Landschaftsmalerei verkörperten Melancholie. Er verehrte daherauch die Karfreitagsmelodien aus dem Parsifal von Richard Wagner. Wenn <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong><strong>Linden</strong> diese Eröffnungsfeier zu Lebzeiten so erlebt hätte, wäre er uns um den Hals gefallenund hätte gesagt: „Ihr habt mich verstanden. Ihr habt meine Bil<strong>der</strong> verstanden.“ DerRedakteur Rowinski hat es so wun<strong>der</strong>bar im Jahre 1960 im Göttinger Tageblatt ausgedrückt,als dieser bedeutende Künstler Du<strong>der</strong>stadt verlassen hatte: „Es ist die karge Landschaft: Erliebt die wurzelnden Bäume, die Tiefe des Raumes und die Melancholie weiter Landschaften.Die Grundstimmung, die in vielen Landschaftsbil<strong>der</strong>n zum Ausdruck kommt, istVerlassenheit, Weiden im Wasser, grauer Himmel und nur ein schmaler Streifen zartenGelbes am Horizont als Verheißung.“ Das ist im Grunde das, was ich zum Ausdruck bringenmöchte: „spes contra spem“, „Hoffnung wi<strong>der</strong> alle Hoffnung“ o<strong>der</strong> wie man freier undsinngemäßer übersetzen kann: „Hoffnung wi<strong>der</strong> alle Lebenserfahrung“. SeineLebenserfahrung war die, die seinen ersten Aufenthalt in Du<strong>der</strong>stadt ausmachte. Er warhierher gekommen, weil er Kriegsgefangener war, ein Flame, <strong>der</strong> deutschfreundlich war, <strong>der</strong>gar nicht verstehen konnte, dass wir Deutschen Belgien überfallen haben. Das war ihm völligunverständlich. Er kam als Soldat 1915 in deutsche Kriegsgefangenschaft und kam dann inverschiedene Kriegsgefangenenlager. Wir haben eine Karte, abgestempelt am 16.6.1916, ausdem Kriegsgefangenenlager Soltau. Er hatte ein gemaltes Selbstporträt auf <strong>der</strong> Karteabgelichtet und <strong>der</strong> Lagerkommandant hatte die Karte abgestempelt „Kann beför<strong>der</strong>t werden“.<strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong> ist dann von Soltau in das Kriegsgefangenenlager Göttingen verlegtworden. Im Kriegsgefangenenlager Göttingen waren viele Nationalitäten versammelt: Russen,Flamen, Wallonen, Franzosen. Dort herrschte die Ruhr und viele an<strong>der</strong>e Krankheiten. Dergroße Künstler erkrankte an Typhus. Diese schwere Typhuserkrankung hat <strong>der</strong>aufsichtsführende Mediziner, <strong>der</strong> Sanitätsrat Dr. Bertram aus Du<strong>der</strong>stadt aus demBertramschen Hause, erkannt und entschieden: „Wir müssen für diesen Mann etwas tun.“Aber was sollte er veranlassen, er hatte gar nicht die Möglichkeit, etwas zu tun. Er sprach mitseinem Nachbarn. Der Nachbar war <strong>der</strong> Bischöfliche Kommissarius für das UntereichsfeldPropst Stübe, Ihr Vorgänger Herr Propst Galuschke, <strong>der</strong> als Bischöflicher Kommissarius nochdie Aufsicht über des bischöfliche Knabenkonvikt in Du<strong>der</strong>stadt hatte. Der Propst schmiedete

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