83Zur Erinnerungan die offizielle EnthüllungdesLEIDENSTUCHSvon KunstmalerLODE VAN DER LINDENin <strong>der</strong> KapelleONZE LIEVE VROUW TOEVLUCHTSchoenmarkt te Antwerpenam 28. April 1963DAS LEIDENSTUCHvom flämischen Meister LODE VAN DER LINDENStärker als ein Ruf, <strong>der</strong> mahnt und wegstirbt und tiefer als die Bedeutung von einemSchriftstück, das man liest und weglegt, wird dieses Bild sich in die Erinnerung <strong>der</strong> Menschenin <strong>der</strong> heutigen Zeit einbrennen.Demjenigen, <strong>der</strong> einmal dieses Antlitz gesehen hat, wird es stets von Neuem vor Augenerscheinen, denn dieses Bild ist geboren worden aus dem Sturm unserer apokalyptischen Zeit.Im Sinne des Künstlers muss es den Armen und den Ärmsten unter den Armen, aber auch denMächtigen erinnern an die zeitlose Erscheinung des Mahners und Trösters – darum hat <strong>der</strong>Maler seine künstlerische Gestaltung ganz <strong>der</strong> Idee seiner Arbeit unterworfen.Es war eine ausgezeichnete Idee, für die Umsetzung seiner Idee das Schweißtuch <strong>der</strong> heiligenVeronika zu erwählen.Es war eine Lösung mit viel mehr Wirkung, als <strong>der</strong> Versuch, den viele Künstler schonunternahmen, ein „unmittelbares Portrait des Meisters zu zeichnen, was jedoch immer nureine Fiktion sein kann“.Das Tuch von Veronika gibt zu verstehen, dass die Vorstellung <strong>der</strong> Abdruck einer prägnantenWirklichkeit ist.Diese Lösung bedeutet allerdings den Verzicht auf die starken Mittel aller Künste, die auffrappierende Eindrücke abzielt. Niemand, <strong>der</strong> dieses Bild sieht, würde vermuten, dass <strong>der</strong>Künstler <strong>der</strong> Antwerpener Meister <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong> ist, <strong>der</strong> in seinen Landschaften geradedurch die Magie <strong>der</strong> Farbe und die Eigenschaft <strong>der</strong> Komposition Effekte erzeugt. Aber auchhier tragen die subtilen Farbtöne, die sozusagen mit dem Licht verschmelzen, zum Ausdruckdes Körper- und Zeitlosen bei, während <strong>der</strong> Blutstropfen und <strong>der</strong> Tropfen Todesschweiß auf<strong>der</strong> Stirn noch auf das irdische Verhängnis aufmerksam machen. Überdies kriegt das Hauptdurch den strengen Umriss <strong>der</strong> Dornenkrone und <strong>der</strong> Haarlocken etwas Byzantinisches undeine hierarchische Würde.Mit welch überzeugen<strong>der</strong> Kraft hat <strong>der</strong> Künstler die Physiognomie zeichnen können, die zugleicher Zeit sowohl den Sohn eines einfachen Handwerkers, als auch den Sohn eines Königskennzeichnet, beide gleich in <strong>der</strong> Würde des Leidens und die dazu auch all die Aspekte <strong>der</strong>Figur des Menschensohns zusammenfasst: <strong>der</strong> Weise, <strong>der</strong> Lehrer, <strong>der</strong> Dul<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Gesandteund <strong>der</strong> Ewige.
84Zu allererst nimmt man nichts als den Eindruck von jenem einen Augenblick, in dem <strong>der</strong>Kreuzträger auf seinem Leidensweg erschöpft stürzt und eine mitleidende Frau mit einemnassen Tuch das geprellte Antlitz erfrischt, wahr. Die halb geöffneten Lippen, sie sprechennicht, sie stoßen nur Seufzer aus.Der Dul<strong>der</strong> schließt seine Augen, um wie ein armes, gequältes Geschöpf die Erquickung zuerhalten. Aber wo das einfache Geschöpfsein am Deutlichsten in den geöffneten Pupillen undin dem Weiß <strong>der</strong> Augen auftritt, so wird das hier durch die nie<strong>der</strong>geschlagenen Augenli<strong>der</strong> zueinem Bildnis des Hörens und des Zuhörens. Dies erteilt nun dem Bildnis eine merkwürdige,verborgene Eigenschaft; in dieser Form wird noch einmal die ganze Tragödie verkündigt, diein <strong>der</strong> Passion endet.Er hört, <strong>der</strong> heilige Dul<strong>der</strong>: Er hört aufs Neue seine eigenen Worte, die er in gehobenen,friedvollen Stunden zu <strong>der</strong> Menge sprach: Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden dasReich Gottes besitzen; und er hört in sich die Übereinstimmung mit <strong>der</strong> Stimme des ewigenVaters.Aber er hört auch die verwirrten Geräusche <strong>der</strong> Menschen <strong>der</strong> Welt: die hoffärtigen Einwände<strong>der</strong> Hüter des Gesetzes und dessen Anwen<strong>der</strong>; das bescheidene Bekenntnis <strong>der</strong> Frau an <strong>der</strong>Wasserquelle; den hochtrabenden Fleiß <strong>der</strong> Jünger, die schon untereinan<strong>der</strong> um die erstenPlätze im königlichen Palast kämpfen; die Eide des Kleinmütigen, <strong>der</strong> zur Stunde <strong>der</strong> Gefahrbehauptet, IHN nicht zu kennen; den Spott <strong>der</strong> überheblichen Ankläger.Wird IHM kein einziges freundliches Wort zugesprochen? Wir müssen glauben, dass diesesWort während des Leidensweges gesprochen wurde durch die mitleidende Frau und wirmüssen auch wissen, wenn wir vor diesem Bildnis stehen, dass auch wir dieses Wort desMitgefühls werden aussprechen müssen, wenn wir auf unserem Weg einem Leidenden o<strong>der</strong>Verfolgtem begegnen.Prof. Dr. Leo DelfosUniversität Göttingen(Übersetzung aus dem Flämischen: Pauline Weissbach, Springe)Anmerkung zum LeidenstuchIch habe das Werk – wun<strong>der</strong>voll in Art eines flachen Schreins gerahmt – in einer Gildekapelle<strong>der</strong> Kirche „Unsere Liebe Frau zur Zuflucht“ am Antwerpener Schuhmarkt gesehen.Ergreifend und aufrichtend präsentiert auf einem Podest, so dass das Bild in Aufsicht leichtschräg vor einem liegt.Anlässlich des Todes <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong>s wurde an diesem Ort eine feierliche Messeabgehalten, zelebriert vom Stadt-Dekan Monsignore De Vooght.Der Maler hat selbst verfügt, so hat er mir erzählt, dass dieses Werk, sein Herzblut, das er„Multa Tuli“ nannte, in dieser alten Gildekapelle seine Heimat finden solle.Erika Schmelter MA, Schülerin von <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong>
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