105während seines zweiten Aufenthaltes hier zunächst Unterkunft fand; die ihm in die Ewigkeitvorausgegangenen an<strong>der</strong>en Bannerträger <strong>der</strong> Schützengesellschaft, die ihn so sehr verehrten;Franz Günther vom Stadtgut in Werxhausen, zu dem er immer wie<strong>der</strong> geladen wurde; AugustBernhard, <strong>der</strong> ihn für lange Jahre zuletzt aufgenommen hat; Kataster-Direktor Endemann, <strong>der</strong>so oft bei ihm geweilt hat; Joske Conrad als warmherzigen Bäckermeister, <strong>der</strong> ihm inschwerer Notzeit immer unter die Arme griff.“ Ich glaube, plastischer und schöner kann mandie Verwurzelung <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong>s wohl kaum ausdrücken und Du<strong>der</strong>stadt kann sichglücklich schätzen, für Van <strong>der</strong> <strong>Linden</strong> zweite Heimat geworden zu sein.Ich wünsche dieser Ausstellung einen großen Zuspruch und bedanke mich für IhreAufmerksamkeit.Festrede von Erika Schmelter, Magistra Artium, Kunsthistorikerin,zur Eröffnung <strong>der</strong> Ausstellung von Werken <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong>sanlässlich seines 50. Todestages in Du<strong>der</strong>stadt am 13. November 2010Verehrte, liebe Kunstfreunde, es ist mir eine Ehre, an diesem Ort über <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong> zusprechen. Für ihr Vertrauen danke ich Herrn Hans-Peter Menge als Kurator und seinemMitstreiter Herrn Dr. Matthias Gleitze als Gestalter <strong>der</strong> Dokumentation. Letzterer hat denMaler noch persönlich gekannt und wird bestätigen, dass sich keiner, ob Kind o<strong>der</strong>Erwachsener, dem warmherzigem Charme und dem Humor des Künstlers entziehen konnte.<strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong>s Gedanken wurden von hohen Idealen getragen, er wurde das Leitbildmeines Lebens, und ich lerne heute noch von ihm.Wer war <strong>Lode</strong> <strong>van</strong> <strong>der</strong> <strong>Linden</strong>? Dass er fast zwei Jahrzehnte hier lebte, sagt nicht viel und istein Kompliment ans Städtchen. Wir fragen warum und was es bewirkt, verän<strong>der</strong>t hat. DerGründe waren mehrere, und es war ein Glücksfall für beide Seiten.Um das zu verstehen, müssen wir vorn anfangen und nach dem fragen, was ihn geprägt hat,bevor es ihn nach Du<strong>der</strong>stadt verschlagen hat. <strong>Lode</strong>wijk ist das zweite Kind <strong>der</strong> alten, weitverzweigten Antwerpener Familie, in <strong>der</strong>en Stammbaum es wimmelt von Künstlern, Notaren,Generälen und an<strong>der</strong>en hohen Persönlichkeiten. Elf Brü<strong>der</strong> hat er und eine Schwester. DerVater ist aus dem Kempenland, wo die flache magere Erde das Leben schwer macht, strengund ernst. Er bestimmt den Zweitgeborenen zum Architekten, also wird <strong>Lode</strong> Architekt. DieMutter kommt, wie Lohengrins Elsa, aus dem benachbarten Brabant. Aus dieser heiterenHügellandschaft kommen offene Menschen voll Lebensmut und Daseinsfreude. <strong>Lode</strong> ähnelt<strong>der</strong> Mutter, und dieser Wesensanteil drängt ihn, gegen das Grummeln des Vaters, sozusagenim Untergrund, auch Malerei zu studieren. Noch während <strong>der</strong> Studienzeit ist er Dekan <strong>der</strong> St.-Lukas-Gilde, mit rund zwanzig Dozent für Architektur und Kunstgeschichte an mehrerenrenommierten Instituten, hat private Aufträge.Familie und Ausbildung sind das eine, Generation und Vaterland das an<strong>der</strong>e. Wenn einer1888 geboren ist (sechs Jahre jünger als Picasso, sechs Jahre älter als Max Ernst), gehört erzur aufmüpfigen Generation Europas. Unter Kollegen gilt <strong>Lode</strong> als resoluter Verfechter <strong>der</strong>Mo<strong>der</strong>ne, Gropius und Landsmann Van de Velde sind die Vorbil<strong>der</strong>. Sein Geburtstag ist <strong>der</strong>28. Januar. Von den Ideen <strong>der</strong> unter dem Zeichen des Wassermanns Geborenen zehrenGenerationen!Wen wun<strong>der</strong>t„s, dass diese Generation, voran Künstler, Studenten und Intellektuelle, allesamtAntimilitaristen mit <strong>der</strong> rebellischen Natur aller Flamen gegen Unterdrückung, sich zutraut,ihre Muttersprache durchzusetzen, das künstliche Gebilde Belgien abzuschaffen? Dichter wie
106Felix Timmermans, ein Freund des Malers, singen das Lied <strong>der</strong> Freiheit. Der katholischePriester und Literat Cyriel Verschaeve ist die große Leitfigur, auch für <strong>Lode</strong> und dessenjüngsten Bru<strong>der</strong> Frans 1 , <strong>der</strong> als Student aktiv in <strong>der</strong> Bewegung und ihre große Hoffnung ist.Es gibt Erfolge, auch noch im Ersten Weltkrieg, denn die deutsche Besatzung sieht dieseBestrebungen mit Verständnis.Aber da ist <strong>Lode</strong>s Kämpfernatur bereits gefesselt. Als Soldat bei Löwen im ersten Kriegsjahrgefangen genommen, geht es vier Jahre in Deutschland von Lager zu Lager. Von Soltau auskann er mit Farben und Pinsel nach Meppen und in die Lüneburger Heide hinaus. BesonnteHei<strong>der</strong>omantik reizt ihn jedoch wenig. Er malt sich seinen hilflosen Zorn von <strong>der</strong> Seele,indem er Gewitter über Hünengräber fegen lässt und sturmzerwühlten Wachol<strong>der</strong>büschenÄhnlichkeit mit den Köpfen wallonischer Politiker gibt.1916, mitten im Krieg, gibt es in Brüssel eine Ausstellung von Bil<strong>der</strong>n belgischerKriegsgefangener in deutschen Lagern, die meisten sind von Van <strong>der</strong> <strong>Linden</strong>. Er wird gelobtund „geborstelt“ - ein typisches Wort <strong>der</strong> sinnlichen nie<strong>der</strong>ländischen Sprache, wir haben dasBild weicher Bürsten vor Augen, die die Seele streicheln.Du<strong>der</strong>stadt kommt ins Spiel. Ein Weiser unter den belgischen Militärs hatte die Idee, wegen<strong>der</strong> Animositäten sämtliche Flamen aus deutschen Lagern in Göttingen zusammenzufassen.<strong>Lode</strong> bekommt Typhus, kann dem Tod gerade noch von <strong>der</strong> Schippe springen. Der Lagerarztist Du<strong>der</strong>städter, er heißt Dr. Bertram. Der versorgt den Kranken bestens und hofft, GöttingerChirurgen würden die verbliebenen Darmverengungen nach <strong>der</strong> Entlassung operieren, dochdie lehnen dies als zu gefährlich ab. Nun entwickelt <strong>der</strong> Landarzt seine legendäre Bier-Therapie: Fett soll die schmerzenden, oft entzündeten Stellen einpolstern. Er nimmt denabgezehrten, mittellosen 30jährigen in sein Haus auf.Wer kennt nicht das Bertramsche Haus, noch aus <strong>der</strong> ersten Hälfte des 16. Jh., gebaut alsWirtschafts- und Gästehaus <strong>der</strong> Benediktiner, dicht an <strong>der</strong> Südwestseite <strong>der</strong> Cyriakus-Kirchegelegen mit den neuen Anlagen im Rücken! Mit roten Balken und <strong>der</strong> architektonischenBeson<strong>der</strong>heit eines Erkers über drei Etagen. Es ist ein Schmuckstück <strong>der</strong>Fachwerkarchitektur. Eine dieser Erker-Etagen wird des Fremden Domizil.Dankbarkeit und Freude sprechen aus dem Gemälde „Interieur“ (in <strong>der</strong> Ausstellung.), 1919gemalt und vielleicht das früheste Du<strong>der</strong>städter Bild. 2 Ein deckenhoher Vorhang ist zur Seitegezogen, wie es in den Nie<strong>der</strong>landen Brauch ist. Er drückt bürgerliches Behagen aus und gibtden Blick frei auf Bil<strong>der</strong>, dicht neben- und untereinan<strong>der</strong> gehängt. Wir blicken ins Atelier desKünstlers. Im Hintergrund ein Fenster mit sonnenhell wehen<strong>der</strong> Gardine.Von hier aus erkundet <strong>der</strong> Maler das Umland und unternimmt Reisen. Italien ist ihmwesensfremd, in den skandinavischen Län<strong>der</strong>n fühlt er sich zu Hause. Aus <strong>der</strong>Rekonvaleszenz wird fast ein Jahrzehnt.Das klingt nach Idylle. Du<strong>der</strong>stadt ist jedoch mehr. Es ist Schutzraum, unter dem sichGesundheit kräftigen kann. Es ist politisches Asyl, denn nach dem Krieg haben daheim dieWallonen wie<strong>der</strong> das Sagen. Sie erklären die „Aufmüpfigen“ zu Landesverrätern, ihr Besitzverfällt dem Staat. Auch seine frühen Bil<strong>der</strong> wird <strong>Lode</strong> nie wie<strong>der</strong>sehen. Der enge Freund aus1 Geboren 1894. Alljährlich „wallfahren“ Flamen zum IJzerturm, dem Denkmal für die im Ersten Weltkrieggefallenen flämischen Soldaten, wo Frans zusammen mit seinem Freund in <strong>der</strong> Krypta ein Ehrengrab hat. <strong>Lode</strong>wird ihm 1932 das Büchlein „De Offergang“ widmen, erschienen 1934.2 Sammlung Artmann, sonst zu sehen im Büro von Frau Schuller, <strong>der</strong> Leiterin des Hollenbachstifts Du<strong>der</strong>stadt
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Dr. Matthias GleitzeLode van der Li
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Paul and daughters Roycene and Marl
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