28.11.2012 Aufrufe

HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum

HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum

HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

281 DER JUDENSTERN IN ÖSTERREICH<br />

das von den Juden nunmehr als Symbol ihrer Sehnsucht nach einem eigenen Staat gewählte<br />

Zeichen immer stärker auch zum antisemitischen Kürzel, das auf judenfeindlichen<br />

Flugblättern und Schriften allenthalben auftrat. Schon in den zwanziger Jahren<br />

wurde der Davidstern auf Synagogen und jüdische Geschäfte geschmiert. Und auch<br />

heute kommt es vor, daß nicht nur Hakenkreuze, sondern auch Hexagramme als<br />

Graffiti an Wände, Mauern oder Grabsteine gelangen.<br />

DER JUDENSTERN IN ÖSTERREICH<br />

Nichts symbolisiert die ungebrochene Tradition des österreichischen Antisemitismus<br />

besser als ein kleines Relief am Wiener Judenplatz. Der Judenplatz hatte unter dem<br />

Namen „Schulhof" den Mittelpunkt der einstigen Judenstadt gebildet, die sich direkt<br />

neben dem Herzogshof erstreckte. Hier befanden sich Schule, Badestube, Synagoge<br />

und das Haus des Rabbis. Die Judenschule war eine der bedeutendsten des deutschen<br />

Sprachraums. Die Wiener Judenstadt war bis zur ersten großen Judenverfolgung<br />

durch vier Tore von der übrigen Stadt abgeschlossen. Nach 1421 wurde die Synagoge<br />

abgetragen, das Baumaterial wurde zur Errichtung des Universitätsgebäudes mitverwendet.<br />

Auf dem Judenplatz wurde 1935 ein Standbild für Gotthold Ephraim Lessing (1729-<br />

1781) errichtet, der mit seiner Ringparabel in „Nathan der Weise" der interkonfessionellen<br />

Toleranz ein bleibendes literarisches Denkmal gesetzt hat. Die von Siegfried<br />

Charoux geschaffene Statue wurde 1938 von den Nazis entfernt und eingeschmolzen.<br />

1968 entstand sie neu und kam zunächst auf den Morzinplatz, übersiedelte aber 1982<br />

an ihren „alten" Aufstellungsort am Judenplatz.<br />

Von dem eindrucksvollen Standbild des Aufklärers Lessing wendet sich der Blick des<br />

Beschauers auf die Fassade des „Jordanhauses", wo in lateinischer Sprache zu lesen<br />

steht:<br />

Durch den Jordanfluß wird der Leib von Krankheit und Übel gereinigt, da weicht<br />

selbst verborgene Sündhaftigkeit. So rast die Flamme sich erhebend durch die<br />

ganze Stadt im Jahr 1421 und sühnt die grausamen Verbrechen der jüdischen<br />

Hunde. Die Welt wurde einst durch die Deukalionische Flut gereinigt, doch diesmal<br />

wurde die Schuld in den Flammen gebüßt.<br />

Diese Darstellung der Taufe Jesu im Jordan wurde zur Erinnerung an die 1421 auf<br />

der Gänseweide (Hinrichtungsstätte, etwa am Beginn der heutigen Weißgerberlände)<br />

erfolgte Judenverbrennung vom ersten Besitzer des Hauses, Jörg Jordan, 1497 angebracht.<br />

Nachdem das Haus zeitweilig dem Jesuitenorden gehört hatte, befindet es sich<br />

seit 1684 in Privatbesitz. Als willkommene Entschuldigung für das Fehlen jeder erklärenden<br />

Inschrift dient die Befürchtung des Hauseigentümers, eine solche Tafel würde<br />

zu antisemitischen Schmieraktionen führen. Vielleicht gemildert durch die der Mehrheit<br />

der Österreicher unverständliche Sprache, aber jedenfalls durch keine Zusatztafel<br />

kommentiert, perpetuiert das Relief die traditionelle Judenfeindschaft, die aus dem<br />

Mittelalter über Schönerer und Lueger zu Hitler und Eichmann, nach Dachau und<br />

Auschwitz geführt hat:<br />

- eine Tradition, die noch heute deutschnationale, fremdenfeindliche Inschriften<br />

auf Hausfassaden kommentarlos duldet (Haus des Ersten Wiener Turnvereins in<br />

Wien 6., Schleifmühlgasse 23 mit der Inschrift: „Dem Deutschen kann nur durch<br />

Deutsche geholfen werden. Fremde Helfer bringen uns immer tiefer ins Verderben.");<br />

- eine Tradition, die bis zum heutigen Tag auch empirisch nachweisbar ist: In der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!