HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum
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327 OBERÖSTERREICH<br />
LANDESPATRON(E) UND LANDESFEIERTAG<br />
Trotz eindeutiger historischer Willensakte staatlicher Autoritäten (Kaiserliches Patent<br />
vom 19. Oktober 1663, siehe S. 316 und Art. 9 der Oberösterreichischen Landesverfassung<br />
1935, siehe oben S. 325) mit welchen der hl. Leopold zum Schutzheiligen<br />
Oberösterreichs proklamiert wurde, findet dieser Heilige als Landespatron keinen ungeteilten<br />
Widerhall in der Bevölkerung, bei den Vertretern der Amtskirche und bei jenen<br />
Politikern, die für solche - in der heutigen Zeit natürlich eher periphere - Fragen<br />
Verständnis aufbringen. Volksfrömmigkeit, aber auch Klerus neigten seit jeher auch<br />
dem hl. Florian, dem einzigen christlichen Märtyrer Österreichs, als Schutzheiligen<br />
zu. So hat etwa eine informelle Umfrage, die im Jahr 1974 vor allem unter Lehrern<br />
durchgeführt wurde, ein Verhältnis von 60:30 für Rorian als Landespatron erbracht. 1<br />
Wie sich aus der am Ende dieses Kapitels genau zitierten Integral-Umfrage ergibt,<br />
sind heutzutage 38 Prozent der Oberösterreicher der Meinung, der hl. Leopold sei<br />
der Landespatron, und 10 Prozent halten den hl. Rorian für den Schutzheiligen des<br />
Landes. Die hohe Zahl der Nennungen für andere Heilige (15 Prozent) und die Zahl<br />
von 39 Prozent „weiß nicht" läßt auf einen hohen Säkularisierungsgrad Oberösterreichs<br />
schließen.<br />
Oberösterreich besitzt insgesamt nur drei dem hl. Leopold geweihte Kirchen - ein<br />
deutliches Zeichen dafür, daß der Schutzheilige im Bewußtsein des Landes nicht voll<br />
verankert ist. Hingegen war die Verehrung des hl. Rorian früher weit verbreitet. Es<br />
sollte freilich bis 1971 (!) dauern, bis dieser Märtyrer zum Schutzpatron der bereits<br />
1783 errichteten Diözese Linz erhoben wurde. Es war der Amtskirche offensichtlich<br />
nicht leicht gefallen, sich aus einem gefühlsmäßigen Gehorsam gegenüber der kaiserlichen<br />
Willenskundgebung aus dem Jahr 1663 zu lösen. Angeblich aufgrund neuerer<br />
Nachforschungen über die geschichtliche Existenz und das Martyrium des hl. Rorian<br />
- in Wirklichkeit wohl aber, um die Eigenständigkeit der Linzer Kirche zu betonen -<br />
wurde der „Landespatron Nr. 2" offizieller Patron des Bistums.<br />
Wer war nun dieser Rorian - oder Rorianus - wirklich? Der ehemalige Stadtpfarrer<br />
von St. Laurenz in Enns, Eberhard Marckhgott, stellt uns den „prominentesten Christen<br />
in der Provinz Ufernorikum" 2 vor.<br />
Rorian war nach den neuesten Erkenntnissen der Geschichtsforschung nicht römischer<br />
Offizier, sondern so etwas wie der „Landesamtsdirektor" von Ufernoricum. Kaiser<br />
Diocletian (284-305) versuchte den Bestand des römischen Imperiums nicht nur<br />
durch zentralistische Verwaltung, sondern auch im Wege einer einheitlichen Staatsreligion<br />
durchzusetzen. Dies richtete sich vor allem gegen das junge Christentum. Die<br />
Christen in der Donauprovinz zwischen Ovilava/Wels und Cetium/St. Pölten wußten<br />
sehr wohl, daß Rorian, der wichtigste Beamte unter Statthalter Aquilinus, ihr Glaubensgenosse<br />
war. Rorian wurde trotz - oder gerade wegen - seines hohen Amtes vor<br />
die Alternative gestellt, dem neuen Glauben abzuschwören oder ins Exil zu gehen.<br />
Wie der aus Westungarn stammende Martin fünfzig Jahre nach ihm entschied sich<br />
auch Rorian für das Christentum und gegen den heidnischen Dienst am römischen<br />
Kaiser. Er ging nach St. Pölten in die Verbannung. Als Rorian jedoch von der brutalen<br />
Verfolgung seiner Glaubensgenossen in Lauriacum/Lorch erfuhr, kehrte er aus<br />
dem Exil zurück. Doch seine Intervention half nichts, im Gegenteil, er wurde selbst<br />
erneut aufgefordert, dem Christentum abzuschwören und den römischen Göttern zu<br />
opfern. Selbst als man ihm die Schulterblätter zerbrach, fügte er sich nicht. Sein ehemaliger<br />
Vorgesetzter verurteilte ihn zum Tod. Von der römischen Straßenbrücke über<br />
1 Dietmar Assmann, Die Schutzheiligen des Landes Oberösterreich. In: Tausend Jahre Oberösterreich.<br />
Katalog zur Landesausstellung. Linz 1983, 307 ff.<br />
2 In: Entschluß 12/1987