HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum
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341 STEIERMARK<br />
Bereits im Jahre 1162, Jahrzehnte, bevor die Babenberger den Adler zu ihrem Familienwappen<br />
erwählten und auf ihren langgestreckten, gelappten „Gonfanon" setzten,<br />
erscheint auf einem Siegel des Grafen Philipp von Flandern der flandrische Löwe auf<br />
einer Fahne in Form eines hochgestellten, ungelappten Rechtecks.<br />
Zusammen mit den deutschen Fürsten schuf sich auch Otakar III., Markgraf in Steier,<br />
Siegel, Wappen und Feldzeichen. Ursprünglich führte er ein einfaches Heroldsbild,<br />
einen Schräglinksbalken in mit Ballen belegtem bordiertem Schild. Später jedoch<br />
wählte sich Otakar - nach Ansicht der zuständigen Historiker im vollen Bewußtsein<br />
des Symbolgehalts - den Panther als Wappen- und Siegelbild. Auf Urkunden ist dieser<br />
Siegelabdruck erstmals 1160 belegt. 1180, mit der Erhebung der Steiermark zum<br />
Herzogtum, ging das Traungauer Familienwappen auf das Land über. Otakar war<br />
aber nicht der einzige, der sich für den Panther entschied; auch die aus Rheinfranken<br />
stammenden Spanheimer, zeitweilig Herzöge von Kärnten, führten ursprünglich den<br />
Panther im Wappen, wie wir aus der Geschichte des Kärntner Wappens (s. d.) wissen.<br />
Durch den Übergang ihres Besitzes an die Herzöge von Niederbayern kam der Panther<br />
auch ins bayerische Wappen. Noch heute zeigt das große Staatswappen des Freistaates<br />
Bayern blau in Silber im dritten Feld den heraldischen Panther. Bayern ist unserer<br />
Kenntnis nach das einzige Staatswesen, das neben der Steiermark dieses Fabeltier<br />
im Wappen führt. 1 Es wäre reizvoll, die mannigfachen geistigen, politischen und<br />
auch wirtschaftlichen Bindungen zwischen der Steiermark und Bayern - von der ersten<br />
Christianisierung bis zur Achse Josef Krainer sen./Franz Josef Strauß - näher zu<br />
analysieren oder auch die sehr eigenständige Politik zu reflektieren, die die großen<br />
Bundesländer jeweils im Süden Deutschlands und Österreichs betreiben - nicht immer<br />
zur Freude der Bundespolitik.<br />
Heinrich Purkarthofer geht davon aus, daß Markgraf Otakar III. den mit dem Panther<br />
verbundenen christlichen Symbolgehalt sehr genau kannte, als er sich für dieses Wappentier<br />
entschied. Otakar war mit den geistigen Strömungen seiner Zeit vertraut: ihm<br />
waren religiöse und künstlerische Erwägungen, die im Mittelalter von politischen<br />
nicht zu trennen waren, gewiß nahegebracht worden. Insbesondere muß Otakar das<br />
vielgestaltige ikonographische Programm der Fresken in der Johanneskapelle auf der<br />
Pürgg gekannt haben, war diese erste Pfalz der Traungauer doch eine Stiftung des<br />
Markgrafen.<br />
Was ist nun die Bedeutung des Panthers, und welche Legenden ranken sich um dieses<br />
in unseren Breiten ja nur im Gehege vorkommende Tier?<br />
Zur Jahrhundertwende erschien eine achtunggebietende Monographie über die<br />
Grundzüge der österreichischen Landesheraldik und über das steirische Pantherwappen,<br />
das berühmte Standardwerk von Anthony von Siegenfeld. 2 Wenn auch in einer<br />
seiner grundlegenden Thesen überholt (Siegenfeld führt die europäische Heraldik in<br />
direkter Linie auf orientalische, griechisch-römische und germanische Vorbilder zurück),<br />
bleibt das Buch eine Fundgrube für den heraldisch Interessierten. Von besonderer<br />
Bedeutung ist darin auch die lange und detailreiche Auseinandersetzung mit<br />
dem „Physiologus" („Der Naturkundige"), einem vor 300 im frühchristlichen Alexandrien<br />
entstandenen populärtheologischen Büchlein eines uns unbekannten Verfassers.<br />
In viele Sprachen übersetzt, spielte diese Aneinanderreihung von mystischen<br />
und moralischen Auslegungen realer oder nur in der Fabel existierender Lebewesen<br />
und ihrer Eigenschaften im Mittelalter neben der Bibel eine nicht unbedeutende<br />
1 Heinrich Purkarthofer, Das Wappen der Steiermark, Kulturgeschichtliche und rechtliche Aspekte.<br />
In: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 30/1986, 77 ff. sowie: Der steirische Panther.<br />
Kulturgeschichte und rechtliche Aspekte. In: Der Herold 5/94, 117 ff.<br />
2 Alfred Ritter Anthony von Siegenfeld, Das Landeswappen der Steiermark. Graz 1900. 437 Seiten,<br />
41 Textillustrationen und 51 Tafeln in Mappe