HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum
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317 NIEDERÖSTERREICH<br />
Mit diesem kaiserlichen Patent vom 19. Oktober 1663 wurde dem Landespatron der<br />
alten österreichischen Kernlande Niederösterreich (mit Wien) und Oberösterreich,<br />
dem hl. Leopold, ein kirchlicher Feiertag gewidmet, der 15. November, der Todestag<br />
des Heiligen.<br />
Floridus Röhrig, der Archivar und Historiograph des Stiftes Klosterneuburg, gibt über<br />
den Landesheiligen Auskunft - ohne klerikale Behübschung, ohne Betonung der vielen<br />
Legenden um den Landesheiligen. 1<br />
Leopold der Heilige, dritter Markgraf aus dem Geschlecht der Babenberger (Luitpoldinger),<br />
wurde um das Jahr 1075 - höchstwahrscheinlich in Melk - geboren. Er dürfte<br />
jedoch seine Jugend in Gars am Kamp verlebt haben. Sein Vater, Leopold IL, hatte<br />
schwer um das noch kleine österreichische Territorium zu kämpfen, da er sich im Investiturstreit<br />
auf die Seite des Papstes gestellt hatte und damit in Gegensatz zu Kaiser<br />
Heinrich IV. geraten war.<br />
Leopold übernahm die Herrschaft nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1095. Er war<br />
damals etwa zwanzig Jahre alt. Im Gegensatz zu vielen anderen Landesfürsten vor<br />
und nach ihm lag ihm nichts an Eroberungsfeldzügen. Er weigerte sich, an Kreuzzügen<br />
teilzunehmen, da ihm die Sorge für sein Land als die wichtigste Pflicht erschien.<br />
Leopold, der oft sehr hart und zielstrebig - also nicht eben heiligmäßig - seine Landeshoheit<br />
durchsetzte, schreckte auch vor Verrat nicht zurück, wenn es ihm politisch<br />
nützte: Durch den Rückzug seiner Truppen in einem Streit zwischen Kaiser Heinrich<br />
IV. und dessen Sohn Heinrich V. am Ruß Regen 1105 gewann er die Hand der salischen<br />
Kaisertochter Agnes - eine für die weitere Entwicklung Österreichs entscheidende<br />
Hochzeit. Die bereits verwitwete Agnes (ihr Sohn war der spätere König Konrad<br />
III.) brachte nicht nur eine ansehnliche Mitgift ein, sondern ließ den Markgrafen<br />
aus Ostarrichi auch als Stiefvater der Staufer unter die ersten Fürsten des Reiches aufrücken.<br />
Agnes wird aus diesem Grund gerne mit dem Reichsadler dargestellt, so über<br />
dem Südeingang der Stiftskirche in Klosterneuburg.<br />
Die Babenberger hatten in dieser Zeit ihren Hauptsitz immer mehr nach Osten verschoben,<br />
von Melk über Gars nach Tulln. Leopold III. errichtete eine großzügige<br />
Burganlage in Klosterneuburg, nicht etwa auf dem Leopoldsberg, wie die Legende<br />
berichtet, sondern vielmehr in der Gegend der heutigen Albrechtsbergergasse, wo im<br />
Haus Nr. 4 noch Überreste davon zu finden sind. Der Bau der Residenz konnte wahrscheinlich<br />
an ein von den Römern angelegtes Kastell anschließen.<br />
1114 legte Leopold den Grundstein zur Stiftskirche von Klosterneuburg. Die romanische<br />
Basilika war damals eine der größten Kirchen des Landes. Sie wurde schließlich<br />
am 29. September 1136, wenige Wochen vor dem Tod des Markgrafen, feierlich eingeweiht.<br />
All die Jahrhunderte danach wurde an ihr weitergebaut, und erst 1887 erhielten<br />
die beiden Westtürme durch Friedrich Schmidt, den Rathausbaumeister von<br />
Wien, ihre heutige, neugotische Gestalt.<br />
1133 berief Leopold Augustiner-Chorherren nach Klosterneuburg. Zur gleichen Zeit<br />
gründete er das Zisterzienserstift Heiligenkreuz und dotierte es reichlich.<br />
Als erster wirklicher Vertreter eines Landesfürstentums („principatus terrae") hat<br />
Leopold wesentlich zur Ausbildung österreichischer Identität und österreichischen<br />
Landesbewußtseins beigetragen. Leopold III. ist deshalb keineswegs nur als religiöse<br />
Figur zu sehen. Er suchte in typisch österreichischer Art zwischen verfeindeten Fürsten<br />
zu vermitteln und half mit, den Investiturstreit im Wormser Konkordat 1122, das<br />
1 Floridus Röhrig/Gottfried Stangler u. a., Der Heilige Leopold - Landesfürst und Staatssymbol. Katalog<br />
der niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Klosterneuburg 1985<br />
Floridus Röhrig, Stift Klosterneuburg und seine Kunstschätze. St. Pölten-Wien 1984<br />
V. O. Ludwig, Der heilige Leopold, Innsbruck 1936