HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum
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DIE SYMBOLE DER BUNDESLÄNDER 318<br />
er mit unterzeichnete, zu beenden. Die ihm angetragene Königswürde lehnte er jedoch<br />
in weiser Einsicht in die tatsächliche Stärke seiner Herrschaft ab.<br />
Der großgewachsene Landesfürst hatte nicht weniger als achtzehn Kinder, die sich<br />
freilich nicht immer gut verstanden.<br />
Leopold III. starb am 15. November 1136, im Alter von etwa 61 Jahren, wahrscheinlich<br />
an den Folgen eines Jagdunfalls. Die Vermutung des bekannten Landeshistorikers<br />
Karl Gutkas, daß Leopold „keines natürlichen Todes gestorben sei", wird von<br />
Floridus Röhrig als „absurd" bezeichnet. 1936 wurde an der Schädelreliquie ein<br />
Bruch des Unterkiefers festgestellt. 1<br />
Mit der Jagd zu tun hat auch die berühmte Gründungslegende Klosterneuburgs, die<br />
seit 1371 überliefert ist, aber laut Röhrig „nicht im mindesten der historischen Wahrheit<br />
entspricht". 2 Nach dieser Legende habe ein Windstoß den Schleier der frisch angetrauten<br />
Agnes auf dem Söller der Burg am Kahlenberg (!) erfaßt und verweht. Neun<br />
Jahre später hätten ihn die Jagdhunde in den Donauauen an einem Holunderstrauch<br />
entdeckt. Dem Markgrafen sei sodann die Gottesmutter erschienen und habe ihm befohlen,<br />
an dieser Stelle ihr zu Ehren ein Kloster zu errichten.<br />
Man erinnert sich gerne an diese Legende, wenn man den heute im Brunnenhaus des<br />
Stiftes aufgestellten, in Verona aus Bronze gegossenen siebenarmigen Leuchter bewundert,<br />
der aus der Gründungszeit der Kirche stammt und schon im Mittelalter<br />
„Holunderbaum" (Sambucus) genannt wurde. Von diesem Leuchter wird auch erzählt,<br />
daß er Holzstücke von jenem Holunderstrauch enthalte, an dem der Markgraf<br />
den Schleier seiner Gattin aufgefunden habe. In der Tat enthielt der Leuchter einen<br />
Kern aus blau bemaltem Holunderholz. Dieser wurde aber erst im 17. Jahrhundert<br />
eingesetzt, um als Kontrast für die durchbrochene Bronzearbeit zu dienen. Die legendenhafte<br />
Beschreibung dürfte vor allem auf die baumartige Form des übermannshohen<br />
Leuchters zurückgehen. Wie Floridus Röhrig 3 ausführt, handelt es sich bei der<br />
Baumform des Leuchters wohl um die theologische Umdeutung der jüdischen Menorah<br />
im Sinne von Jesaja 11 („Wurzel Jesse").<br />
Gleichfalls aus der Zeit um 1100 stammen zwei je etwa eine Elle lange Stücke orientalischen<br />
Seidenschleiers, die in einem aus Alabasterfragmenten zusammengesetzten<br />
Altärchen (ursprünglich 14. Jahrhundert) im Stiftsmuseum aufbewahrt werden. In den<br />
„Klosterneuburger Tafeln" werden sie als Teil vom Gewand der Gottesmutter beschrieben,<br />
andererseits gelten sie als Teil des berühmten Schleiers der Gattin Leopolds<br />
HL, Agnes. 4<br />
Im Anschluß an die Überlegungen von Heide Dienst, die im Aussehen des blühenden<br />
Holunderbaumes selbst den Ursprung der Schleierlegende sieht, sei ein kurzer Exkurs<br />
über die Symbolkraft des Holunders, dieses bescheidenen, in unserer Heimat weit<br />
verbreiteten Strauch- oder baumartigen Gewächses gestattet. Er soll zeigen, daß die<br />
für (Nieder-)Österreich nicht unwichtige Legende von der Gründung Klosterneuburgs<br />
unbewußt auf ein altes Sinnbild, ein von Aberglauben umranktes Ursymbol, zurückgreift.<br />
Schon in der Antike als Heilpflanze gebraucht, galt das Berühren des Holunders<br />
als Möglichkeit, eine Krankheit loszuwerden. Da der „Holler" als Mittel gegen<br />
Hexen und Zauberer angesehen wurde, durfte der Baum nicht gefällt werden. Umgekehrt<br />
war aber der „Hollerbusch" dem guten Christen auch nicht ganz geheuer, da<br />
sich angeblich Judas an einem Holunderbaum erhängt hat. Nach manchen Versionen<br />
1 Karl Gutkas, Geschichte des Landes Niederösterreich. 5. Aufl., St. Pölten 1974, 54<br />
Röhrig/Stangler, a. a. O., 18.<br />
2 Floridus Röhrig, in: Erläuterungen zur Sonderpostmarke „Markgraf Leopold der Heilige". Österreichische<br />
Post- und Telegraphendirektion., Wien, 1967<br />
3 Röhrig, Stift Klosterneuburg, 59<br />
4 Vgl. hiezu Heide Dienst, Agnes: Herzogin, Gräfin, Landesmutter. In: Röhrig/Stangler, a. a. O., 24 f.