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HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum

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DIE SYMBOLE DER BUNDESLÄNDER 320<br />

che (29. September) veranlaßt, weil die Gebeine Leopolds damals nur in einem Holzsarg<br />

ruhten. Der neue Reliquienschrein wurde am 13. November 1936 eingeweiht. Er<br />

steht - wie schon der Holzsarg zuvor - auf dem weltberühmten „Verduner Altar",<br />

dem kostbarsten Schatz des Stiftes Klosterneuburg. Der Rügelaltar gilt als das besterhaltene<br />

Kunstwerk des europäischen Mittelalters. Seine 51 goldenen Bildtafeln<br />

(Gruben- und Zellschmelz auf vergoldetem Kupfer) wurden 1181 (in Klosterneuburg!)<br />

durch Nikolaus von Verdun nach rund zehnjähriger Arbeit vollendet. Der Altar,<br />

der in seinen geistigen Wurzeln bis in die Zeit des Klostergründers zurückreicht,<br />

teilt die dargestellten biblischen Szenen in Zeitzonen (waagrecht) und typologische<br />

Gruppen (senkrecht). Die obere Schädelpartie des Heiligen ruht hingegen in der<br />

Schatzkammer des Stiftes in einer kostbaren Einfassung aus Stoff, durch welche allein<br />

das Stirnbein sichtbar ist. Sie wird von einer Nachbildung des Erzherzogshutes, ebenfalls<br />

aus Stoff, gekrönt.<br />

Wie wir einleitend zitiert haben, proklamierte Kaiser Leopold I. (1658-1705) ein Jahr<br />

vor seinem Sieg über die Türken bei Mogersdorf (1664) seinen Namenspatron, Leopold<br />

den Heiligen, zum offiziellen österreichischen Schutzheiligen. Dieser Sieg und<br />

die Befreiung Wiens 1683 wurden auf die Fürbitten des neuen Landespatrons zurückgeführt,<br />

was dessen Verehrung enorm förderte. Auch Joseph IL, der später nicht nur<br />

Klöster, sondern auch Feiertage aufhob, tastete „den Tag des heiligen Leopold als<br />

sonderbar zu verehrenden österreichischen Landespatron" nicht an.<br />

Leopold III. trat damit an die Stelle des hl. Koloman, eines aus keltischem Geblüt<br />

stammenden irischen Pilgers, der um 1012 bei Stockerau „wegen seiner fremdartigen<br />

Kleidung" (Floridus Röhrig) und seiner mangelnden Sprachkenntnisse für einen<br />

(böhmischen) Spion gehalten und getötet worden war, indem man ihm beide Beine<br />

absägte und ihn an einem dürren Holunderbaum (!) aufhängte - ein früher Fall österreichischer<br />

Fremdenfeindlichkeit der brutalen Art. Da der Baum aber sogleich ergrünte,<br />

erkannte man den fatalen Irrtum und bestattete den so grausam an seiner<br />

Reise ins Heilige Land gehinderten Fremdling in allen Ehren. An Kolomans Grab<br />

sollen sich weitere Wunder ereignet haben, worauf seine Gebeine nach Melk übergeführt<br />

wurden, wo sich ein jahrhundertelanger Koloman-Kult entwickelte. Rudolf IV.,<br />

der 1365 das Hochgrab des hl. Koloman in Melk stiftete, ließ den Stein, der angeblich<br />

mit dem Blut des Märtyrers bespritzt worden war, nach Wien bringen und in das Türgewände<br />

des nördlichen Seitentors von St. Stephan (Braut- oder Bischofstor) einmauern.<br />

Dieser „Kolomani-Stein" wurde als Steinreliquie durch Berühren verehrt, ein auf<br />

alte magische Vorstellungen zurückgehender Kult und der einzige Beleg für die Verehrung<br />

einer Steinreliquie in Wien (vgl. Farbabbildung S. LX). 1<br />

Die Wiener Universität wählte lange Zeit ihre Rektoren am 13. Oktober, dem Festtag<br />

des hl. Koloman, bis sie im 17. Jahrhundert zum Leopoldskult überging und die Rektorswahl<br />

ab da am 15. November vornahm. In der heutigen Zeit gilt der hl. Koloman<br />

(Attribute: Pilgerhut, Strick, Marterwerkzeug) als Wetter- und Bauernheiliger, zu dessen<br />

Ehren Umritte und Pferdesegnungen veranstaltet werden. Vergleicht man jedoch<br />

Kolomans Vita mit der sich etwa ein Jahrhundert später entfaltenden Leopolds III.,<br />

so ist verständlich, daß dieser der Vorstellung von einem Nationalheiligen eher entspricht<br />

als jener.<br />

Sehr passend dazu ist die älteste noch vorhandene bildliche Darstellung des Markgrafen,<br />

ein wunderschönes Glasgemälde aus den Fenstern des Brunnenhauses im Stift<br />

Heiligenkreuz, das von Leopold III. gestiftet wurde. Die Glasmalerei zeigt den Markgrafen<br />

in fürstlichem Gewand, gestützt auf Schwert und Bindenschild.<br />

1 Elisabeth Kovacs, Der Heilige Leopold und die Staatsmystik der Habsburger. In: Röhrig/Stangler,<br />

a. a. O., 73

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