HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum
HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum
HAT HITLER DAS HAKENKREUZ ERFUNDEN? - Forum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DIE SYMBOLE DER BUNDESLÄNDER 298<br />
LANDESPATRON UND LANDESFEIERTAG<br />
Martin von Tours, der Landespatron des Burgenlandes, ist eine der populärsten Heiligengestalten<br />
Österreichs. Obwohl sein Leben durch die Aufzeichnungen von Sulpicius<br />
Severus (363-420) gut dokumentiert ist, ranken sich um Martin viele Legenden<br />
und Volksbräuche, deren Ursprung oft tief im Heidentum zu suchen ist.<br />
Martin wurde um das Jahr 316 in Savaria, dem heutigen Szombathely (Steinamanger),<br />
unweit der burgenländischen Landesgrenze als Sohn eines römischen Militärtribuns<br />
aus Pavia geboren. Savaria war die Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien, die<br />
die Oststeiermark, das Burgenland und Ungarn bis zur Donau umfaßte. Martinus<br />
(„der dem Mars Geweihte") wuchs in Oberitalien auf und wurde schon mit fünfzehn<br />
Jahren in die römische Armee eingegliedert.<br />
Mit achtzehn Jahren empfing er die Taufe und wurde Christ. Bereits als junger Mann<br />
zeigte er heiligmäßige Tugenden, als er nach der Legende einem frierenden Bettler<br />
vor den Toren der nordfranzösischen Stadt Amiens die Hälfte seines Soldatenmantels<br />
überließ. In der folgenden Nacht sei ihm Jesus im Traum erschienen, bekleidet mit<br />
dem Mantelstück, und habe ihm sein Tun mit der Rede vom Weltgericht gedeutet:<br />
„Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Matthäus<br />
25,40). Bis heute gehen die meisten künstlerischen Darstellungen des Heiligen<br />
auf diese Szene zurück: der stolze römische Offizier auf dem weißen Pferd, der Barmherzigkeit<br />
übt. In Wirklichkeit aber verdankt Martin seine Heiligsprechung nicht seinem<br />
Mitgefühl für einen Bettler, sondern seinem mutigen Bekenntnis zu einem sehr<br />
radikal gelebten christlichen Glauben. Während eines Feldzuges gegen die Alamannen<br />
356, in der Nähe von Worms, trat Martin vor Kaiser Julian. Statt eine Gratifikation<br />
anzunehmen, bat er militärisch knapp um seinen Abschied vom Militär: „Bis<br />
heute habe ich dir gedient; gestatte nun, daß ich jetzt Gott diene. Dein Geschenk mag<br />
in Empfang nehmen, wer in die Schlacht ziehen will. Ich bin ein Soldat Christi; es ist<br />
mir nicht erlaubt zu kämpfen!" 1<br />
Der hl. Martin war, schlicht gesagt, ein Wehrdienstverweigerer aus Glaubensgründen.<br />
Die Eisenstädter Martins-Kaserne, die östlichste Österreichs, ist nach ihm benannt -<br />
ein weiteres Beispiel dafür, daß Symbole in Österreich oft erhebliche Unstimmigkeiten<br />
aufweisen. Den Namen des hl. Martin trägt übrigens auch der westlichste Turm<br />
Österreichs, der zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtete Martinsturm in der Stadtmauer<br />
von Bregenz.<br />
In seiner Heimat von Arianern verfolgt, ging Martin zuerst nach Italien und dann<br />
nach Frankreich. Dort wurde Martin Schüler des heiligen Bischofs Hilarius von Poitiers,<br />
der ihm auch die vier niederen Weihen spendete. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt<br />
als Einsiedler auf der Insel Gallinaria im Golf von Genua gründete Martin um<br />
360 in der Nähe der westfranzösischen Stadt Poitiers die erste gallische Mönchsgemeinschaft<br />
und damit das erste große Kloster des Abendlands. Er kehrte auf einige<br />
Zeit nach Pannonien zurück, bekehrte seine Mutter und missionierte an der Donau.<br />
Als Martin im Jahre 371 zum Bischof von Tours an der Loire gewählt wurde, soll er<br />
sich in einem Gänsestall versteckt haben, um dem Amt zu entgehen. Das Geschnatter<br />
der Gänse habe ihn jedoch verraten - ein willkommener Vorwand für das volkstümliche<br />
„Ganslessen" zu Martini.<br />
Als Bischof weiterhin einer asketischen Lebensweise verpflichtet, trat Martin mutig<br />
gegen den Plan des Kaisers Maximus und einiger Mitbischöfe auf, einen theologischen<br />
Streit mit Bischof Priszillian vermittels der Todesstrafe zu beenden.<br />
1 Alfred Läpple, Das Hausbuch der Heiligen und Namenspatrone. München 1992, 240 ff.<br />
Heinrich Schnuderl, Einer der volkstümlichsten Heiligen Europas - Martin von Tours. In: Entschluß,<br />
12/1987, 30 ff.