Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 1 Im ...
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den Musterungslisten verglichen werden können, in denen die Buden nicht aufgenommen<br />
wurden. 39<br />
Wie sind die sich ähnelnden Zahlen zwischen 1564 und 1568 und die auffällige<br />
Differenz bei den Angaben zwischen 1568 und 1569 zu erklären? Ludwig Götze,<br />
dem allein die Angaben von 1564 und 1569 vorlagen, nimmt aufgrund <strong>der</strong> starken<br />
Abweichung bei<strong>der</strong> Angaben an, daß die Angabe von 1564 bereits als veraltet<br />
bezeichnet werden kann und vielmehr die Größenverhältnisse <strong>der</strong> märkischen<br />
Städte in <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>des</strong> 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts wie<strong>der</strong>gibt. 40 Dies ist aufgrund <strong>der</strong><br />
Angabe von 1568 zweifelhaft.<br />
Eine teilweise Erklärung <strong>für</strong> die starke Abweichung innerhalb eines Jahres könnte<br />
sein, daß die Neukatastrierung 1569 nicht vollständig war. Die kur<strong>für</strong>stlichen Beamten<br />
berichteten von erheblichen Schwierigkeiten, mit denen sie bei <strong>der</strong> Neukatastrierung<br />
konfrontiert wurden, da Bürger versucht hätten, ihre Liegenschaften zu<br />
niedrig anzugeben. 41 Christian Pfister betont im Zusammenhang mit fiskalischen<br />
Erhebungen in <strong>der</strong> frühen Neuzeit, daß solche Erhebungen als Resultat eines Prozesses<br />
begriffen werden müssen, bei welchem dem Interesse <strong>der</strong> Zähler an einer<br />
Registrierung ein Interesse <strong>der</strong> Pflichtigen an Nichtregistrierung entgegenwirkte. 42<br />
Da dieses Problem wahrscheinlich auch schon bei den Aufnahmen von 1564 und<br />
1568 bestand, bietet dieser Aspekt allerdings keine zwingende Erklärung.<br />
Nicht auszuschließen ist <strong>des</strong> weiteren die Möglichkeit, daß sich zwischen 1566 und<br />
1569 die Bemessungsgrundlage <strong>für</strong> die schoßpflichtigen Feuerstellen geän<strong>der</strong>t hat.<br />
Wahrscheinlicher ist aber, daß eine demographische Krise <strong>für</strong> das Absinken <strong>der</strong><br />
Feuerstellenanzahl verantwortlich war. Voraussetzung <strong>für</strong> diese Erklärung wäre,<br />
daß nur die besetzten Feuerstellen gezählt wurden. Aufgrund einer Epidemie o<strong>der</strong><br />
ähnlichem könnten die 47 Feuerstellen zwischen 1566 und 1569 wüst geworden<br />
sein.<br />
Neben den Schoßregistern sind als zweite sekundärstatistische Quellengattung die<br />
Perleberger Musterungslisten von etwa 1550, 1610 und 1623 erhalten geblieben.<br />
Informationen über die Musterungsordnung Brandenburgs sind spärlich. Aus <strong>der</strong><br />
Vorrede in den Musterungsprotokollen <strong>der</strong> Neumark, <strong>des</strong> Herzogtums Crossen und<br />
Züllichau von 1599 geht hervor, daß hier die Bürgerschaft <strong>der</strong> Städte zum Militärdienst<br />
verpflichtet war. 43<br />
39 Vgl. Tab. 3.<br />
40 Götze (Anm. 30), S. 256.<br />
41 Friedensburg (Anm. 27), Nr. 471: „Aufzeichnung [ungenannter kur<strong>für</strong>stlicher Kommissare] über<br />
Unregelmäßigkeiten und Renitenz, die ihnen bei <strong>der</strong> Abschätzung <strong>der</strong> städtischen Grundstücke<br />
usw. in genannten Städten <strong>der</strong> Altmark begegnet sind [1597]“, S. 523 - 525.<br />
42 Pfister, Bevölkerungsgeschichte (Anm. 8), S. 4.<br />
43 J. Jastrow: Die Volkszahl deutscher Städte zu Ende <strong>des</strong> Mittelalters und zu Beginn <strong>der</strong> Neuzeit. Ein<br />
Überblick über Stand und Mittel <strong>der</strong> Forschung, Berlin 1886 (= Historische Untersuchungen 1), S.<br />
190 - 192. Jastrow gibt die Vorrede <strong>der</strong> Musterungsprotokolle von 1599 inhaltlich wie<strong>der</strong>, die im<br />
MittVG<strong>Prignitz</strong> 1(2001)