Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 1 Im ...
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unterwerfen, son<strong>der</strong>n durch eine gewaltlose Christianisierung, also <strong>der</strong> Gründung<br />
von Bistümern, den Kreis <strong>der</strong> Gläubigen zu erweitern.<br />
Bergstedt geht auch auf das ohnehin umstrittene Stiftungsjahr <strong>des</strong> Bistums Havelberg<br />
(946/48) ein und legt mit einer überzeugenden ausführlichen Beweisführung –<br />
auch unter Berücksichtigung neuester Forschungen <strong>des</strong> renommierten Potsdamer<br />
Historikers Helmut Assing über die Bistumsgründung von Brandenburg – dar, daß<br />
<strong>der</strong> bisher angenommene Zeitraum <strong>der</strong> Bistumsgründung nicht gehalten werden<br />
kann. Vielmehr sprechen die Indizien wie auch die politischen Verhältnisse in den<br />
Gebieten zwischen Elbe und O<strong>der</strong> um die Mitte <strong>des</strong> 10. Jahrhun<strong>der</strong>ts da<strong>für</strong>, daß<br />
sowohl das Bistum Brandenburg als auch das Bistum Havelberg erst nach dem<br />
Tode <strong>des</strong> Markgrafen Gero (965), wahrscheinlich erst im Sommer 965 durch Otto<br />
I. im Zuge <strong>der</strong> Neustrukturierung <strong>der</strong> Mark Geros gegründet worden sein dürfte.<br />
Ihnen folgten kurz darauf im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> Erzdiözese<br />
Magdeburg die Gründungen <strong>der</strong> Bistümer Merseburg, Meißen und Zeitz in den<br />
sorbischen Gebieten sowie <strong>des</strong> Bistums Oldenburg in den obodritischen Landen,<br />
womit Otto I. das gesamte Gebiet zwischen Elbe und O<strong>der</strong> zwar kirchlich organisiert,<br />
wie sich jedoch bald darauf zeigen sollte, noch immer nicht befriedet und die<br />
Slawenstämme, vor allem <strong>der</strong> nördlichen und mittleren Gebiete, nicht dauerhaft<br />
zum Christentum bekehrt hatte. Infolge <strong>der</strong> mächtigen Erhebung <strong>der</strong> liutizischen<br />
und obodritischen Stämme im Jahre 983 brach die deutsche Herrschaft in diesem<br />
Raum zusammen, die Bischofssitze in Havelberg und Brandenburg wurden zerstört,<br />
und die beiden Bistümer blieben dem Einfluß ihrer Bischöfe sowie <strong>des</strong> Reiches<br />
rund 150 Jahre lang entzogen.<br />
<strong>Im</strong> zweiten Teil <strong>des</strong> Buches geht Bergstedt schließlich auf die Ereignisse und die<br />
Folgen <strong>des</strong> von Bernhard von Clairvaux initiierten Wendenkreuzzuges von 1147<br />
ein, mit dem den sächsischen Fürsten <strong>der</strong> entscheidende Durchbruch bei <strong>der</strong> Rückgewinnung<br />
<strong>der</strong> slawischen Gebiete zwischen Elbe und O<strong>der</strong> sowie ihre dauerhafte<br />
Christianisierung und Kolonisierung gelang. Bergstedt streicht dabei den Anteil,<br />
den das Bistum Havelberg neben den Markgrafen von Brandenburg, den Fürsten<br />
von Mecklenburg, den Grafen von Schwerin, den Grafen von Dannenberg, den<br />
Edlen Gans und den Herren von Plotho an <strong>der</strong> Besiedlung, Herrschaftsbildung und<br />
Christianisierung in <strong>der</strong> <strong>Prignitz</strong> hatte, deutlich heraus. Zugleich zeigt Bergstedt<br />
anhand eigener Forschungen auf, wie sich ab 1200 die Machtverhältnisse in <strong>der</strong><br />
<strong>Prignitz</strong> zugunsten <strong>des</strong> Markgrafen verschoben und wie es den Havelberger Bischöfen<br />
im Verlaufe <strong>des</strong> 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts gelang, die bischöflichen Herrschaftsrechte<br />
gegenüber den zunehmenden Bestrebungen <strong>der</strong> brandenburgischen Markgrafen,<br />
die Hochstifte Brandenburg und Havelberg ihrer eigenen Lan<strong>des</strong>hoheit zu<br />
unterstellen, zu verteidigen. Bergstedt gewährt dem Leser damit nicht nur überaus<br />
interessante Einblicke in die politische Frühgeschichte <strong>der</strong> <strong>Prignitz</strong> und <strong>der</strong> Mark,<br />
son<strong>der</strong>n auch in die Zusammenhänge <strong>der</strong> Reichspolitik <strong>des</strong> Hochmittelalters.<br />
MittVG<strong>Prignitz</strong> 1(2001)