Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 1 Im ...
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1573 bis 1586 sind zwischen 15 und 25 Hochzeiten im Jahr vermerkt. Die Jahre<br />
1589 bis 1614 sind von extremen Schwankungen geprägt. Das Jahr 1609 mit nur<br />
zwei Hochzeiten stellt das Jahr mit den wenigsten Hochzeiten <strong>des</strong> untersuchten<br />
Zeitraums dar. Weitere Jahre mit sehr niedrigen Zahlen sind 1597 (4 Heiraten) und<br />
1601 (5). Jahre mit hohem Heiratsniveau sind 1593 (29 Heiraten), 1600 (25), 1602<br />
(24), 1607 (28) und 1614 (24). 1614 bis 1626 läßt sich trotz hoher Schwankungen<br />
ein leichter Abwärtstrend erkennen. Während 1614 noch 24 Eheschließungen überliefert<br />
sind, wurden 1625 nur sechs Hochzeiten verzeichnet. Insgesamt zeigt die<br />
Verteilung <strong>der</strong> Eheschließungen von 1573 bis 1625 eine leichte Abwärtsentwicklung.<br />
Neben dem Bevölkerungstrend lassen sich mit Hilfe <strong>der</strong> Vitalstatistik die demographischen<br />
Krisen bestimmen. Von einer demographischen Krise ist zu sprechen,<br />
wenn die Gestorbenenzahlen um min<strong>des</strong>tens 30% über dem Durchschnitt <strong>der</strong> Gestorbenenzahlen<br />
<strong>der</strong> vorhergehenden und nachfolgenden fünf Normaljahre liegen.<br />
Mit dem Maximum <strong>der</strong> Mortalität geht eine spürbare Verringerung <strong>der</strong> Empfängnisse<br />
und Eheschließungen einher. Das Ende <strong>der</strong> Krise wird markiert durch ein<br />
Absinken <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> To<strong>des</strong>fälle, parallel dazu verläuft eine vorübergehende<br />
Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Empfängnisse und Heiraten. 67 Die hier verwendete Definition<br />
einer Krise liefert Kriterien über den Verlauf <strong>der</strong> Natalität, Mortalität und<br />
Nuptialität. <strong>Im</strong> Fall Perleberg sind im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t nur selten <strong>für</strong> alle drei Bereiche<br />
Angaben vorhanden.<br />
Betrachtet man die jährliche Anzahl <strong>der</strong> Beerdigungen, fällt auf, daß 1580 mit 125<br />
Einträgen und 1585 mit 233 Einträgen Krisenjahre waren. Durchschnittlich wurden<br />
bei den erhaltenen Einträgen zwischen 1574 und 1594 nur 70 To<strong>des</strong>fälle verzeichnet.<br />
Vielleicht steht die Sterblichkeitskrise 1580 mit <strong>der</strong> überlieferten Pest aus<br />
Salzwedel im Jahre 1581 im Zusammenhang, als in <strong>der</strong> Gemeinde St. Katharinen<br />
790 Tote gegenüber durchschnittlich 70 Toten gezählt wurden. 68 Allerdings gibt es<br />
aus an<strong>der</strong>en Quellen keine Hinweise auf eine Epidemie in Perleberg.<br />
Für das Jahr 1585 gibt es in <strong>der</strong> Literatur zu Perleberg bisher keinen Hinweis auf<br />
eine demographische Krise, obwohl die überlieferten Kirchenbucheinträge über die<br />
Sterbefälle in diesem Jahr die höchsten Werte aufweisen. Doch ist allgemein <strong>für</strong><br />
die Mark Brandenburg erwähnt, daß 1584/85 eine verheerende Pestseuche das<br />
67 Michael Flinn: The Stabilization of Mortality in Pre-Industrial Europe, in: Journal of European<br />
Economic History 3 (1974), S. 285 - 318, hier: S. 287 ff. Mit <strong>der</strong> von Flinn vorgeschlagenen Definition<br />
arbeitet Medick. Vgl. Medick, Weben und Überleben (Anm. 62), S. 307 f. Rödel geht ausführlich<br />
auf den Forschungsstand zu Definition, Ursachen und Auswirkungen von demographischen<br />
Krisen ein. Vgl. Walter G. Rödel: Mainz und seine Bevölkerung im 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Demographische Entwicklung, Lebensverhältnisse und soziale Strukturen in einer geistlichen Residenzstadt,<br />
Wiesbaden 1985, S. 218 - 228.<br />
68 Kaphahn, Die wirtschaftlichen Folgen (Anm. 24), S. 39 f.<br />
MittVG<strong>Prignitz</strong> 1(2001)