Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 1 Im ...
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Bernhard von Barsewisch<br />
45<br />
„<strong>Im</strong> Herzen ein Theologus“. Der Kammergerichtsrat Leopold Friedrich Gans<br />
Edler Herr zu Putlitz (1661 - 1731)<br />
Leopold Friedrich wurde am 3. März 1661 in Deutsch Wusterhausen geboren. 1<br />
Dieses Gut hatte sein Vater Adam Rudolph Gans Edler Herr zu Putlitz mit Gel<strong>der</strong>n<br />
seiner wohlhabenden ersten Frau, Elisabeth Margarethe Freiin Schenk v. Landsberg,<br />
erworben. 2 In <strong>der</strong> <strong>Prignitz</strong> besaß <strong>der</strong> Vater Anteilsbesitz in Wittenberge, in<br />
<strong>der</strong> Altmark den neuen Eickerhof, den Leopold Friedrich später erbte. 1664 erwarb<br />
<strong>der</strong> Vater aus einem Konkurs von Lehnsvettern den Burghof in Putlitz, ebenfalls<br />
mit dem Vermögen seiner Gattin. Die Familie lebte dort und bewohnte das ehrwürdige<br />
Haus bis 1685. Laut Bekmann 3 trug es die Jahreszahl 1514. Lei<strong>der</strong> haben<br />
Adam Rudolph wohl nach dem 30jährigen Krieg und bei <strong>der</strong> notwendigen Ausstattung<br />
seiner zahlreichen Kin<strong>der</strong> aus drei Ehen die Mittel gefehlt, das Renaissance-<br />
Gebäude zu erhalten. Bekmann bedauerte, daß dort im 1713 unbewohnten Haus<br />
nur noch Gerichtstage abgehalten wurden.<br />
Leopold Friedrich erhielt seine Schulbildung in Perleberg mit seinen Brü<strong>der</strong>n in<br />
<strong>der</strong> Obhut <strong>des</strong> Pastors und Inspektors Johannes Pitzschki (1624 – 1691). 4 Er studierte<br />
dann in Frankfurt an <strong>der</strong> O<strong>der</strong>, wo er am 12. 2. 1681 seine akademische<br />
Rede „De autoribus pacis“ hielt. 5 Er untersucht darin in 16 Kapiteln, wer zu einem<br />
Friedensabschluß berechtigt ist, z. B. daß Unmündige o<strong>der</strong> Gefangene keinen gültigen<br />
Friedensvertrag schließen können (Abbildung 1). Der gedruckten Rede fügen<br />
die Tischgenossen noch ein Gedicht mit Glückwünschen zu seiner Laufbahn an,<br />
wobei sie sich darauf beziehen, daß schon vier Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie Gans zu<br />
Putlitz in Frankfurt die Rektor-Würde bekleidet haben. Ähnliche akademische<br />
Schriften existieren auch von zwei späteren Familienmitglie<strong>der</strong>n (Gebhard 1764,<br />
Carl Friedrich 1772).<br />
Aus den nachfolgenden Jahren ist nur bekannt, daß er am 20. August 1687 die<br />
Lehnskanzlei um Kopien <strong>der</strong> Putlitz´schen Lehnbriefe bis ins Jahr 1571 bittet, weil<br />
„wegen Erstigkeit <strong>der</strong> Sippzahl Streit zwischen meinem Herrn Vater und Herrn<br />
Albrecht Gans Edle Herrn zu Putlitz entstanden und die alten Lehnbriefe diesen<br />
Streit vermutlich beheben möchten“. 6 1690 stirbt sein Vater und hinterläßt aus drei<br />
1 Bernhard Ragotzky: Stammtafeln <strong>der</strong> Familie Gans Edle Herren zu Putlitz. Berlin 1887, Tafel 5a.<br />
2 Wolfgang Gans Edler Herr zu Putlitz-Barskewitz: Familiengeschichte <strong>der</strong> Gans Edlen Herren zu<br />
Putlitz, um 1930, Maschinenmanuskript, S. 221.<br />
3 Johann Christoph Bekmann / Bernhard Ludwig Bekmann: Historische Beschreibung <strong>der</strong> Chur und<br />
Mark Brandenburg. Bd. 2, Berlin 1753, hier 5. Theil, II. Buch, VIII. Kap., II Putlitz, Sp. 319.<br />
4 Leichenpredigt <strong>für</strong> den Bru<strong>der</strong> Adam George, gehalten am 12. 3. 1713. Sammelband aus <strong>der</strong> Bibliothek<br />
Retzin, Besitzer Gustav G. E. H. zu Putlitz, Warleberg.<br />
5 Universitäts- und Lan<strong>des</strong>bibliothek Halle, Dissertationen Frankfurt/O<strong>der</strong> 1681.<br />
6 Lan<strong>des</strong>hauptarchiv Potsdam, Pr. Br. Rep. 78 II Fam. Nr. P 68, Blatt 117.<br />
MittVG<strong>Prignitz</strong> 1(2001)