Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 1 Im ...
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63<br />
In <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> sechziger Jahre hatte sich nämlich <strong>der</strong> FDGB das Ziel<br />
gesetzt, den Arbeitsschutz in den Betrieben <strong>der</strong> DDR populär zu machen, und dazu<br />
sollten die Amateurfilmer aktiviert werden. Deshalb schickte man den Fernsehregisseur<br />
Eike in die <strong>Prignitz</strong> mit einem entsprechenden Vortrag. Auf seinen Appell<br />
hin meldeten zwei Leute ihr Interesse an, mit denen er dann bis in die achtziger<br />
Jahre hinein zusammenarbeitete: Horst Katzke, später Leiter <strong>des</strong> Kulturhauses in<br />
Perleberg und engagierter Amateurfilmer - ich habe ihn lei<strong>der</strong> erst anlässlich meines<br />
Vortrages in Wittenberge kennengelernt - und eben Albert Kripke, <strong>der</strong> daraufhin<br />
und wohl auch auf Betreiben von Horst Katzke, mit Erika Blümlein den Zirkel<br />
gründete und von da an als Kameramann und Regisseur das kleine Kollektiv führte,<br />
aus dem dann das Betriebsfilmstudio Veritas entstand.<br />
Schon <strong>der</strong> erste Film „Und es geht doch“ von 1968 war ein Erfolg. Er wurde im<br />
Rahmen <strong>des</strong> Amateurfilmwettbewerbs <strong>des</strong> FDGB-Bun<strong>des</strong>vorstan<strong>des</strong> unter dem<br />
Motto „Wer dreht den besten Arbeitsschutzfilm?“ im Februar 1969 in Leipzig mit<br />
einer Bronzemedaille ausgezeichnet, und <strong>der</strong> Deutsche Fernsehfunk widmete aus<br />
diesem Anlass <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft und dem Kollektiv <strong>der</strong> Lackierabteilung,<br />
um <strong>der</strong>en Arbeit es in dem Film ging, am 29. März 1969 die Sendung „Wir über<br />
uns“, die im Klubhaus <strong>des</strong> Nähmaschinenwerkes aufgenommen wurde. 10 Der Film<br />
wurde auch an an<strong>der</strong>en Orten <strong>der</strong> DDR gezeigt und sogar auf einer internationalen<br />
Arbeitsschutzkonferenz im Rahmen <strong>des</strong> RGW in Bulgarien vorgeführt. 11<br />
Dieser Erfolg und die Entscheidung <strong>des</strong> FDGB, fortan alle zwei Jahre ein Arbeitsschutz-Filmfestival<br />
zu veranstalten, auf dem weitere Preise winkten, müssen die<br />
Veritas-Amateurfilmer sehr beflügelt haben. Sie machten sich gleich an den nächsten<br />
Film, <strong>der</strong> dem Kombinat <strong>für</strong> Konfektionsmaschinen gewidmet war. Mit dem<br />
stolzen Vorspann-Logo „studio veritas“ und unter dem Titel „Ein Jahr danach“<br />
stellte <strong>der</strong> Film die Betriebe vor, die sich zu einem Kombinat vereint hatten: die<br />
Nähmaschinenwerke Altenburg, die ausschließlich Industrienäh-maschinen produzierten;<br />
das Werk in Limbach-Oberfrohna, das Spezialnähmaschinen und numerisch<br />
gesteuerte Maschinen herstellte; den auf Bügelmaschinen spezialisierten<br />
Betrieb Textilmaschinenbau in Apolda; das Nähmaschinenteilewerk Dresden, aus<br />
dem „Schlingenfänger“ und <strong>der</strong> patentierte „Standardgreifer“ kamen; das Werk in<br />
Gardelegen, das Plasteteile <strong>für</strong> alle Betriebe <strong>des</strong> Kombinats lieferte, und <strong>der</strong><br />
Stammbetrieb in Wittenberge, <strong>des</strong>sen Hauptprodukte Haushaltnähmaschinen sowie<br />
Bügel- und Strickmaschinen waren, dem aber als Kopf <strong>des</strong> Kombinats auch übergeordnete<br />
Aufgaben zugewiesen wurden, wie die Entwicklung allgemein gültiger<br />
Methoden zur Steigerung <strong>der</strong> Arbeitseffektivität, neuer Methoden <strong>der</strong> Betriebsorganisation,<br />
Rationalisierung unter Einsatz von Kleinrechnern (die Einrichtung<br />
10<br />
Werk und Welt, Nr. 6 vom 9. 4. 1969. Bei dieser Quelle handelt es sich um die Betriebsparteizeitung<br />
<strong>des</strong> Nähmaschinenwerkes.<br />
11<br />
Werk und Welt, Nr. 22 vom 3. 12. 1969.<br />
MittVG<strong>Prignitz</strong> 1(2001)