Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 1 Im ...
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sandt“. Das heißt, wenn wir Glück haben und den Film finden, können wir darin<br />
Aufnahmen von den Fabrikanlagen in Wittenberge in den zwanziger Jahren und<br />
den damaligen Produktionsprozess in verschiedenen Teilen <strong>des</strong> Nähmaschinenwerkes<br />
sehen.<br />
Ein weiterer Film mit dem Titel „Soziale Einrichtung <strong>der</strong> Singer A.G.“, <strong>der</strong> 10<br />
Minuten lang war, berichtet über Lehrlingsausbildung, Sport, Siedlungswesen,<br />
Bibliothek und Kücheneinrichtung.<br />
In dem alten Katalog, dem ich diese Inhaltsbeschreibungen entnommen habe 4 , gibt<br />
es auch eine Anzeige <strong>der</strong> Singer A.G., die das Werk in Wittenberge zeigt. (Abb. 1)<br />
Der Text lautet: „Singer Haushalt-Nähmaschinen, Deutsche Qualitätsarbeit. Sie<br />
werden von Grund auf aus deutschem Material von deutschen Arbeitern in unserer<br />
Fabrik in Wittenberge Bez. Potsdam hergestellt.“ Die Betonung von „deutschem<br />
Material“ und „deutschen Arbeitern“ wurde damals, nach 1933, wohl <strong>für</strong> nötig<br />
gehalten, weil Singer ja eigentlich eine amerikanische Firma war, worauf die deutsche<br />
Konkurrenz bewußt hingewiesen hat in <strong>der</strong> Hoffnung, sich dadurch bei den<br />
neuen Machthabern und dem Publikum Vorteile zu verschaffen.<br />
<strong>Im</strong> Bun<strong>des</strong>archiv-Filmarchiv in Berlin gibt es außerdem einen Film mit dem Titel<br />
„Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Nähmaschinenfabrikation Veritas, Original Saxonia“ aus den<br />
zwanziger Jahren, <strong>der</strong> damals in Dresden gedreht worden ist, also lange bevor <strong>der</strong><br />
Markenname „Veritas“ nach Wittenberge verlegt wurde.<br />
Gehen wir aber noch einmal zurück zur <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Gattung Industriefilm. Wer<br />
die Veritas-Filme kennt, wird sich inzwischen schon denken können, dass sie - auf<br />
ihre Art - durchaus in die Tradition gehören, die ich hier angedeutet habe. Ich will<br />
<strong>des</strong>halb noch einmal nach <strong>der</strong> Funktion dieser Industrie- und Wirtschaftsfilme<br />
fragen: In welche Kategorien kann man sie einteilen ? Denn einige dieser Kategorien<br />
und Zweckbestimmungen werden sicherlich auch <strong>für</strong> die Veritas-Filme zutreffen.<br />
Obwohl sich das Feld <strong>des</strong> Industriefilms in seiner weiteren Entwicklung, beson<strong>der</strong>s<br />
in <strong>der</strong> Zeit nach 1950, immer mehr ausweitete, lassen sich doch bis in die<br />
sechziger Jahre hinein einige Typen deutlich erkennen (10 ff.):<br />
Da gibt es einmal den „Repräsentationsfilm“. Er „zeigt Werksanlagen, Fabrikation<br />
und innere Produktionseinrichtungen, vornehmlich großer Betriebe“. Davon unterscheiden<br />
kann man den „Fabrikationsfilm“. Er „demonstriert den Fertigungsprozess<br />
eines Produktes in <strong>der</strong> Absicht, damit sowohl Vertrauen zur Qualität zu wekken<br />
als auch Verkaufspreise zu rechtfertigen“. Der „Gebrauchsanweisungs- (o<strong>der</strong><br />
Handhabungs-)film“ zeigt dagegen, wie komplizierte Maschinen zu handhaben<br />
sind und was sie alles leisten können. Repräsentations- und Fabrikationsfilme<br />
„wurden auch gezielt zur För<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Gemeinschaftsgedankens in <strong>der</strong> durch<br />
4 Deutscher Bildspielbund E.V.: Kostenlose Filme aus Wirtschaft und Verkehr. Berlin o. J. (1933<br />
o<strong>der</strong> später), S. 15 f., 21 und 23 (Siehe auch Abb. 1). Für die an<strong>der</strong>en Nähmaschinen-Filme s. Walther<br />
Günther (Hrsg.): Verzeichnis Deutscher Filme, Grundausgabe, I. Lehr- und Kulturfilme. Berlin<br />
1927, S. 95, 113 und 114.<br />
MittVG<strong>Prignitz</strong> 1(2001)