Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 1 Im ...
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wird dabei bewußt darauf verzichtet, mit Hilfe von pauschal gesetzten Multiplikatoren,<br />
d. h. standardisierten Schlüsselzahlen <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Personen pro Feuerstelle<br />
o<strong>der</strong> Haus, dementsprechende Angaben auf die Gesamtbevölkerung hochzurechnen.<br />
11 Anhand <strong>der</strong> gleichzeitigen Feuerstellenangaben und Einwohnerzahlen,<br />
die seit 1730 in den Populationstabellen vorliegen 12 , wird ersichtlich, mit welchen<br />
Risiken Hochrechnungen mit Multiplikatoren belastet sind. Bei gering verän<strong>der</strong>ten<br />
Feuerstellenangaben schwankte die Einwohnerzahl Perlebergs im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
erheblich. Zum Beispiel wohnten 1740 in 346 Feuerstellen 1.804 Einwohner. 1750<br />
hatte sich die Zahl <strong>der</strong> Feuerstellen nur um neun erhöht, doch die Zahl <strong>der</strong> Einwohner<br />
um über 300 Personen auf insgesamt 2.110.<br />
Durch die Auswertung <strong>der</strong> jährlichen Häufigkeiten von Taufen, Beerdigungen und<br />
Eheschließungen in den Kirchenbüchern, die in Perleberg schon im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
einsetzen, wurde die Vitalstatistik erstellt, die die natürlichen Bevölkerungsbewegungen<br />
Jahr <strong>für</strong> Jahr aufzeigt (Kapitel IV). Aufgrund <strong>der</strong> Kirchenbücher kann so<br />
überprüft werden, ob die Bevölkerung sich bei z. B. gleichen Feuerstellenangaben<br />
im Wachstum o<strong>der</strong> im Nie<strong>der</strong>gang befand. Zwar ist bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Kirchenbücher<br />
zu beachten, daß sie neben <strong>der</strong> Einwohnerschaft Perlebergs Taufen,<br />
Heiraten und Beerdigungen von Personen enthalten können, die sich nur kurzfristig<br />
in Perleberg aufhielten, doch machte <strong>der</strong> Anteil an Hochzeiten, bei denen beide<br />
Partner von auswärts kamen, auch in den Wirren <strong>des</strong> Dreißigjährigen Krieges nur<br />
etwa 10% <strong>der</strong> Hochzeiten aus. In <strong>der</strong> Friedenszeit <strong>des</strong> 16. und beginnenden 17.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts, als Einquartierung von Soldaten o<strong>der</strong> Flucht hinter die schützenden<br />
Mauern <strong>der</strong> Stadt ausblieb, lag <strong>der</strong> Anteil sicherlich nicht höher. Kirchenbuchanalysen<br />
wurden in <strong>der</strong> Forschung zur brandenburgischen <strong>Geschichte</strong> bisher weitgehend<br />
vernachlässigt, obwohl die Kirchenbücher <strong>für</strong> die Mehrzahl <strong>der</strong> Städte gut<br />
erhalten sind. 13 Bislang haben Brigitte Meier und Helga Schultz in ihren Studien<br />
11 Vgl. zur Problematik von Multiplikatoren allgemein: Walter G. Rödel: „Statistik“ in vorstatistischer<br />
Zeit. Möglichkeiten und Probleme <strong>der</strong> Erforschung frühneuzeitlicher Populationen, in: Kurt An<strong>der</strong>mann<br />
und Hermann Ehmer (Hrsg.), Bevölkerungsstatistik an <strong>der</strong> Wende vom Mittelalter zur<br />
Neuzeit: Quellen und methodische Probleme im überregionalen Vergleich, Sigmaringen 1990 (=<br />
Oberrheinische Studien 8), S. 9 - 25, zu den Feuerstellenzählungen bes. S. 15; Pfister, Bevölkerungsgeschichte<br />
(Anm. 9), bes. S. 70 f.<br />
12 Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung <strong>der</strong> gesamten Mark<br />
Brandenburg, kritisch durchgesehene und verbesserte Neuaufl. von Otto Büsch und Gerd Heinrich.<br />
Mit einer biographisch-bibliographischen Einführung und einer Übersichtskarte von Gerd Heinrich,<br />
Berlin 1968 (= Veröffentlichungen <strong>der</strong> Historischen Kommission beim Friedrich-Meinecke-Institut<br />
<strong>der</strong> Freien Universität Berlin, Bd. 22, Neudrucke: Bd. 2). S. 411; Historisches Ortslexikon <strong>für</strong><br />
Brandenburg (Anm. 9), S. 644 - 652.<br />
13 Vgl. Hartmut Harnisch: Quellen zur Bevölkerungsgeschichte in <strong>der</strong> Periode <strong>des</strong> Übergangs vom<br />
Feudalismus zum Kapitalismus, vornehmlich am Beispiel Preußens, in: Jahrbuch <strong>für</strong> Wirtschaftsgeschichte<br />
1 (1979), S. 243 - 249; Wolfgang Ribbe und Karl Themel: Brandenburgische Kirchenbücher.<br />
Übersicht über die Bestände <strong>der</strong> Pfarr- und Kirchenarchive in den Sprengeln Cottbus,<br />
Eberswalde und Potsdam <strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Berlin 1986.<br />
MittVG<strong>Prignitz</strong> 1(2001)