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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Band 1 Im ...

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Familie zu Putlitz (S. 18) unterliegt die Verfasserin einer weiteren Fehldeutung.<br />

Gesetzestexte werden von ihr zumeist nur negativ ausgelegt; positive Aspekte, die<br />

beispielsweise in <strong>der</strong> Festlegung von Preisen gesehen werden könnten, verhin<strong>der</strong>ten<br />

sie doch Willkür bei <strong>der</strong> Preisgestaltung, erwägt sie nicht (S. 101). Die Spezifik<br />

normativer Quellen bedarf im übrigen einer Überprüfung anhand <strong>der</strong> historisch<br />

überlieferten Wirklichkeit, um Wertungen über <strong>der</strong>en Auswirkungen anstellen zu<br />

können. Des weiteren offenbart die Autorin ein ganz diffuses Verständnis von<br />

sozialen Gruppen. <strong>Im</strong>mer wie<strong>der</strong> finden sich Schlagworte wie „Obere Zehntausend“<br />

(S. 145) o<strong>der</strong> „Besserprivilegierte“ (S. 183), ohne daß eine solche Einordnung<br />

begründet wird. Ein implizit unterstellter Gegensatz (vgl. auch den Untertitel<br />

<strong>des</strong> Buches) zu den „armen o<strong>der</strong> einfachen Leuten“ wird nirgends konkret definiert.<br />

Er ist, bezogen auf das Thema <strong>der</strong> Verfasserin, auch insofern höchst problematisch,<br />

da Krankheit und Tod vor den Türen <strong>der</strong> sogenannten „besseren Leute“<br />

nicht haltmachten. Genauso problematisch ist das Verständnis <strong>der</strong> Verfasserin von<br />

<strong>der</strong> Kirche, die sie durchweg negativ beurteilt. Unwissenheit <strong>der</strong> Zeit wird ihr mit<br />

angelastet, Kirche mit Inquisition und Verfolgung gleichgesetzt (S. 212), ohne<br />

einen konkreten Quellenbeleg aus <strong>der</strong> Region beizubringen. Zu den formalen Einwänden,<br />

die hier noch erwähnt werden müssen, gehören die Zitierweise, die den<br />

üblichen Standards nicht entspricht und ein Überprüfen <strong>der</strong> Ergebnisse unmöglich<br />

macht, sowie eine Vielzahl orthographischer Fehler, inson<strong>der</strong>heit bei <strong>der</strong> Kommasetzung.<br />

Welche Fortschritte die Medizin seit dem letzten Jahrhun<strong>der</strong>t gemacht hat, führt<br />

das Buch drastisch vor Augen. Zugleich erfährt man auf allgemeinverständliche<br />

Weise interessante Hintergrundinformationen über einzelne Krankheiten. Dem von<br />

<strong>der</strong> Autorin gezeichneten Bild von den Lebensumständen sollte <strong>der</strong> Leser allerdings<br />

mit allergrößter Distanz begegnen, denn ein ganz spezifischer Ausschnitt<br />

<strong>der</strong> historischen Wirklichkeit wird als ein zu absolutes Bild dargestellt, das um so<br />

verzerrter erscheint, als es sich mit einer genauso einseitigen und problematischen<br />

Sicht auf die allgemeinen Verhältnisse <strong>der</strong> damaligen Zeit vermischt.<br />

Clemens Bergstedt (Potsdam)<br />

MittVG<strong>Prignitz</strong> 1(2001)

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