Berufe fürs Leben - Barmherzige Brüder Trier e. V.
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MomentMal<br />
„Es ist Zeit,<br />
von Gott zu reden“<br />
Impulse aus dem Vortrag Walter Kardinal Kaspers<br />
im Rahmen eines Festaktes aus Anlass seines 75.<br />
Geburtstags an der Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule Vallendar, 12. April 2008<br />
12 2/3-08<br />
Bis in die Neuzeit hinein – so Kasper<br />
– galt die Gottesidee als eine<br />
„angeborene Idee des Menschen“.<br />
Dann erst sei Europa aus dieser allgemeinen<br />
Überzeugung ausgestiegen und habe in „universalkulturgeschichtlicher<br />
Sicht einen Sonderweg<br />
eingeschlagen“ – die Jahrhunderte<br />
der Säkularisierung begannen. Obwohl der<br />
Atheismus auch heute noch bei vielen auf Anerkennung<br />
stößt, gibt es Anzeichen, so Kasper,<br />
für ein Wiederaufflammen der Gottesfrage:<br />
zum Einen habe die weltweit zunehmende<br />
Migration dazu geführt, dass sich auch Euro-<br />
pa wieder, sozusagen „von außen“ angestoßen,<br />
mit der Gottesfrage konfrontiert sieht.<br />
Zum anderen erkenne man auch hierzulande<br />
zunehmend, dass eine „einseitige Rationalisierung<br />
die emotionale und die ästhetische<br />
Dimension des Menschseins verkümmern<br />
lässt und die existenzielle Sinnfrage nicht beantwortet.“<br />
Die Enttäuschung über den Zusammenbruch<br />
der „innerweltlichen Heilsverheißungen“<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts habe zu einer<br />
grundlegenden Skepsis geführt: Die „absolute<br />
Wahrheit“ mache einem Relativismus Platz;<br />
allenfalls lasse man einen „Pluralismus von<br />
Wahrheiten“ zu, allerdings verbunden mit dem<br />
Aufkommen einer geistigen Leere und dem<br />
Verlust klarer Antworten auf Fragen, die weiter<br />
bestehen: „Der rasante Wandel auf praktisch<br />
allen <strong>Leben</strong>sgebieten stellt uns neu vor die<br />
Frage nach dem, was bleibt und woran man<br />
sich halten kann.“ Daher habe religiöses und<br />
spirituelles Fragen und Suchen zugenommen.<br />
„Gott ist sozusagen wieder salonfähig geworden.“<br />
Das sei, so Kasper weiter, „theologisch<br />
und pastoral eine Chance, die es durch eine<br />
einladende Theologie und Verkündigung aufzugreifen<br />
gilt.“ Kasper sieht sehr wohl, dass der<br />
neue Trend zur Religion nicht automatisch zum<br />
christlichen Gottesglauben zurückführt und<br />
schon gar nicht die leeren Kirchenbänke füllt.<br />
„Manchmal ist, was als Wiederkehr der Religion<br />
bezeichnet wird, eine Religiosität ohne Gott<br />
und ein religionsförmiger Atheismus – nach J.<br />
B. Metz. Er kann zu Esoterik, zu einer vagen,<br />
diffusen, frei flottierenden Religiosität, zu einer<br />
synkretistischen Beliebigkeits- und Bastelreligion<br />
führen, die das Göttliche nicht ‚über’<br />
uns, sondern narzisstisch ‚in’ uns sucht.“ Und