Berufe fürs Leben - Barmherzige Brüder Trier e. V.
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„Wichtig ist der Dialog. So wie es unsere<br />
Ordensregeln und unsere <strong>Leben</strong>sform<br />
vorsieht, so wie wir miteinander Führung<br />
verstehen und gestalten, so habe<br />
ich auch meine Aufgabe als Vorstandsvorsitzender<br />
in der Gemeinschaft aller<br />
Mitglieder des Vorstands wahrzunehmen<br />
versucht.“<br />
situation. So erfolgreich wir in anderen Häusern<br />
waren, so wenig mochte es uns gelingen,<br />
die schweren Aufgaben in Olsberg zu lösen.<br />
Heute wissen wir, dass wir dies schon im Vorfeld<br />
hätten erkennen können. Zum Glück<br />
könnte uns aufgrund unserer heutigen Strukturen<br />
eine solche Fehleinschätzung nicht<br />
mehr passieren.“ Alles Weitere folgte Murphys<br />
Gesetz: Es ging schief, was nur schiefgehen<br />
konnte und man merkt Bruder Pankratius<br />
an, dass die vielen persönlichen Angriffe und<br />
Verletzungen, viele auch „unter der Gürtellinie“,<br />
nachwirken.<br />
„Was mir Kraft gegeben hat?“ Bruder Pankratius<br />
schaut mich verwundert an. „Das haben<br />
Sie doch selber schon gesagt, auch wenn<br />
sie den ‚Ordensmann‘ in ihrer Frage nachher<br />
durch den ‚Menschen‘ ersetzt haben. Als<br />
,Mensch‘ wäre ich an vielen Aufgaben und<br />
Konflikten gescheitert – als ,Ordensmann‘,<br />
aus dem Wissen heraus, dass ich es nicht für<br />
mich, sondern für meine Mitbrüder, für unseren<br />
gemeinsamen Auftrag und vor allem<br />
für andere Menschen mache – darin habe<br />
ich immer wieder Kraft gefunden.“ Aufgabe,<br />
Mensch, Rolle – alles wächst zusammen, bildet<br />
eine Einheit, auch wenn man Bruder Pankratius<br />
im Gespräch erlebt. Eine Trennung<br />
zwischen hier „Pankratius Herzog“ und dort<br />
„Provinzial“, zwischen hier „Vorstandsvorsitzender“<br />
und dort „Mitglied der Generalleitung“<br />
gibt es nicht. „Wichtig ist der Dialog.<br />
So wie es unsere Ordensregeln und unsere<br />
<strong>Leben</strong>sform vorsieht, so wie wir miteinander<br />
Führung verstehen und gestalten, so habe ich<br />
auch meine Aufgabe als Vorstandsvorsitzender<br />
18 2/3-08<br />
in der Gemeinschaft aller Mitglieder des Vorstands<br />
wahrzunehmen versucht.“<br />
Es wundert mich nicht, wenn sein größter<br />
Wunsch heute ist, dass das Wort „Dienstgemeinschaft“<br />
keine Worthülse ist, sondern<br />
dass alle Mitarbeitenden gemeinsam mit<br />
den Ordensmitgliedern Zukunft selbstverantwortlich<br />
in die Hand nehmen. „Hierzu trägt<br />
jeder Einzelne bei, egal, auf welcher Hierarchieebene<br />
er steht. So wie der Einzelne ernst<br />
genommen, geachtet und unterstützt wird,<br />
so wird jeder auch unser Unternehmen nach<br />
außen repräsentieren.“ Bruder Pankratius<br />
verschweigt nicht, dass dies letztlich auch<br />
die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg sei,<br />
doch ich spüre deutlich, wie sehr er darauf<br />
hofft, dass dieser Wunsch jeden Tag ein wenig<br />
mehr Wirklichkeit wird.<br />
Meine abschließende, unvermeidliche<br />
Frage nach seinem Alter und was denn nun<br />
jetzt komme, beantwortet Bruder Pankratius<br />
in der ihm eigenen herzlichen Offenheit<br />
und wie gewohnt pragmatisch: Die 50 waren<br />
kein Problem. Doch jetzt freue er sich, wenn<br />
der Tag, an dem er 60 wird, endlich vorbei<br />
ist. Es sei schon merkwürdig, doch die „60“<br />
falle ihm nicht leicht. „Irgendwie ist es schon<br />
ernüchternd, wenn man feststellt, dass alles,<br />
was man noch nicht erreicht hat, wahrscheinlich<br />
auch nicht mehr erreichen wird“,<br />
argumentiert er mit ein paar Statistiken zur<br />
durchschnittlichen <strong>Leben</strong>serwartung garniert.<br />
Ob es etwas damit zu tun habe, dass er nun<br />
weder Provinzial noch Vorsitzender, sondern<br />
„nur noch“ Mitglied in der Ordensleitung und<br />
im BBT-Vorstand sei? „Wissen Sie, da habe ich<br />
so meine eigenen Erfahrungen gemacht. Eigentlich<br />
sollte ich als Röntgenassistent ja nur<br />
vertretungsweise für eine gewisse Zeit arbeiten<br />
– daraus wurden dann 28 Jahre. Und auch<br />
nach Rilchingen wollte ich zunächst nicht,<br />
und nachher ist es mir wirklich schwer gefallen,<br />
von dort wegzugehen. Seitdem weiß ich<br />
eines ganz gewiss: Da, wo mich die Gemeinschaft<br />
hingeschickt hat, da wollte auch ich<br />
hin. Auch wenn ich anfangs gar nicht damit<br />
einverstanden war – bereut habe ich es nie!“<br />
Aber manchmal, da habe er schon ein<br />
bisschen nachgeholfen, wenn es darum<br />
ging, den nächsten Schritt zu planen. Die,<br />
die heute nachts an der Pforte des <strong>Brüder</strong>krankenhauses<br />
in <strong>Trier</strong> vorbeikommen,<br />
wissen jetzt vielleicht, was Bruder Pankratius<br />
damit meinte. Martin Fuchs<br />
Bruder Pankratius Herzog bei Ansprachen anlässlich des 60. Geburtstags des Caritas-<br />
Krankenhauses Bad Mergentheim (2006, unten) und des 25-jährigen Jubiläums der<br />
Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Saffig (2005).