Berufe fürs Leben - Barmherzige Brüder Trier e. V.
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auch das überall zu erkennende Phänomen der<br />
aufkommenden religiös-fundamentalistischen<br />
Strömungen führe zu der Frage, „ob es immer<br />
Gott ist, der zurückkommt.“<br />
Es genüge daher nicht, von vagen Erfahrungen<br />
des Göttlichen zu reden, sondern<br />
„es gilt von dem Gott, den die Bibel bezeugt,<br />
konkret: vom ‚Gott Jesu Christi’ zu reden,<br />
also von Gott, wie er auf dem Angesicht Jesu<br />
Christi als menschenfreundlicher Gott offenbar<br />
geworden ist.“<br />
Es ist der Gott der Bibel: der „lebendige“<br />
Gott, der Gott, der in Jesus Christus in die Welt<br />
eingetreten ist, der mitfühlen kann, der leiden<br />
kann, der menschenfreundlich und barmherzig<br />
ist. „Von diesem Gott“, so Kasper, „müssen<br />
wir reden.“<br />
Mit dem „neuen Reden über Gott“ will<br />
Kasper nicht den alten Konflikt zwischen<br />
Glauben und Naturwissenschaften, zwischen<br />
Kirche und Staat, heraufbeschwören. Nicht<br />
„anstelle“ von Politik, Naturwissenschaft und<br />
Staat sollen Glaube und Theologie als das<br />
Reden von Gott treten. Als „vernünftiges“ Reden<br />
über Gott sollen Theologie und Glaube in<br />
den Dialog mit der „Welt“ treten. Diesen dia-<br />
logischen Wesenszug sieht Kasper bereits im<br />
biblischen Gottesverständnis begründet: „Der<br />
Gott der Bibel ist als absolute, alles bestimmende<br />
Freiheit ein dialogischer Gott, der<br />
den Menschen in absoluter Freiheit anredet<br />
und zur Gemeinschaft mit sich einlädt. Das<br />
eröffnet die Möglichkeit, die Welt als Ort der<br />
Freiheit zu denken, Freiheit anzuerkennen,<br />
anderen Freiheit zu gewähren und sich für<br />
eine Ordnung der Freiheit einzusetzen.“<br />
Nicht weil aus der Bibel ein politisches<br />
Programm, eine naturwissenschaftliche Herleitung<br />
der Schöpfung oder ein moraltheologisches<br />
Handbuch abzuleiten wären, erhält<br />
diese ihre Relevanz – in keinem Fall würde<br />
man der Bibel damit gerecht. Relevant wird<br />
die Rede über den Gott der Freiheit, weil sie die<br />
„Welt“ in einen übergreifenden Horizont der<br />
Freiheit einordnet, also in den Horizont „der<br />
Freiheits- und Personenrechte, der Gerechtigkeit<br />
und Solidarität. Damit widersetzt sich die<br />
Rede von Gott einem rein naturalistischen,<br />
rein ökonomischen, deterministischen und<br />
einseitig interessensbedingten Verständnis des<br />
Menschen.“<br />
2/3-08<br />
MomentMal<br />
„Es ist zeit, von Gott zu reden“ (v.l.n.r.) Pater Dr. Heribert Niederschlag, Professor<br />
und Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, Dr. theol. habil.<br />
Walter Kardinal Kaspar, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit<br />
der Christen, und Markus Leineweber, Hausoberer am Katholischen Klinikum Koblenz<br />
„Die Theologie behält ihre Relevanz nur<br />
dann, wenn sie an ihrer unverwechselbaren<br />
Identität als Theologie, also als Rede von<br />
Gott festhält. Tut sie das nicht, dann verkommen<br />
Theologie und Kirche zu ethisch-moralischen<br />
Anstalten, auf die auf Dauer niemand<br />
gerne hören mag.“<br />
Theologie und Kirche können sich daher<br />
nicht mit einer rein humanistischen Wertedebatte<br />
zufriedengeben. Vielmehr gilt es auch<br />
hier, diese in den größeren Kontext, in die Beziehung<br />
zu Gott einzuordnen und von Gott zu<br />
reden, auch wenn dem immer noch – so Kasper<br />
– der Ruf des Altmodischen anhafte: „Redet sie,<br />
die Theologie, dagegen in neuer und frischer<br />
Weise vom lebendigen, frei machenden Gott,<br />
der Liebe ist, dann wird sie zu einem Dienst<br />
am <strong>Leben</strong>, an der Freiheit, Gerechtigkeit und<br />
Liebe, dann kann sie der Würde des Menschen<br />
und der Wahrheit der Wirklichkeit dienen, und<br />
in all den Aporien der Gegenwart Perspektiven<br />
der Hoffnung eröffnen.“ Verständlich, dass ein<br />
solches Reden von Gott auf Widerstand stoßen<br />
kann. Ein solcher Glaube lässt aufhorchen,<br />
macht unruhig: diejenigen, die glauben, und<br />
diejenigen, die unruhig werden aufgrund der<br />
Unruhe der Glaubenden. Ein Mensch, der sich<br />
an einen solchen Gott bindet, wird frei gegenüber<br />
aller anderen Wirklichkeit. Ein solcher<br />
Glaube drängt zum Handeln, weil im Lichte<br />
dieses Glaubens Ungerechtigkeit und Unfreiheit<br />
sichtbar werden. „Nicht Gewalt, Geld, Macht<br />
und Einfluss, nicht Selbstdurchsetzung ‚of<br />
the fittest’, sondern Toleranz, Respekt, Solidarität,<br />
Verzeihen, Güte und praktische Liebe<br />
sollen dann den Gang der Welt bestimmen.<br />
... Es ist Zeit, es ist höchste Zeit, von Gott zu<br />
reden.“ Markus Leineweber<br />
Weitere Informationen:<br />
Den vollständigen Text finden Sie auf der<br />
Homepage www.bb-trier.de<br />
in der Rubrik „FORUM-Magazin“.<br />
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